Olympia: Deutschland steht im Herren-Finale gegen China



Das deutsche Team um Dimitrij Ovtcharov hat sich am Mittwochabend in einer packenden Halbfinalpartie gegen Japan den Einzug ins Finale gesichert. Nachdem das Doppel zum Auftakt gewonnen hatte, legten Timo Boll und Ovtcharov mit ihren Einzelerfolgen zum 3:2 Endstand nach. Übermorgen wartet nun China.

Zum zweiten Mal nach 2008 steht Deutschland im Finale von Olympia gegen China: „Das war ein Wahnsinnsspiel. Jetzt im Finale gegen China zu stehen ist das, was wir wollten“, so Jörg Roßkopf nach der dramatischen Halbfinalaustragung. „Darauf sind wir richtig heiß. Wir glauben definitiv an einen Sieg, denn wenn man im Finale steht, hat man die Chance. Wir wissen, wie schwer das wird, aber wir wissen auch, wie gut unsere Spieler sind.“  Und diese Stärke bewiesen sie gegen Japan einmal mehr: Das Doppel Boll/Franziska führte gegen die ungewöhnliche Links-Linkskombination Niwa/Mizutani schnell mit 2:0, doch die Japaner konnten noch einmal auf 2:2 zurückkommen. Dort war das Comeback allerdings beendet: Mit 11:7 sicherte sich das deutsche Duo den Auftakterfolg. Franziska: „Es ist immer wichtig, ein Mannschaftsspiel mit 1:0 zu beginnen und aus einer Führung heraus zu spielen. Wir haben so gut begonnen, die ersten beiden Sätze gewonnen. Dann haben sie ihre Taktik ein bisschen geändert und auch aggressiver gespielt. Es war sehr wichtig, dass wir im fünften Satz zurückgekommen sind. Wir waren sehr konzentriert, haben gute Bälle gespielt, auch in den Rallyes. Ich bin sehr glücklich mit unserer Leistung.“ Danach führte „Dima“ im zweiten Spiel schnell mit 1:0 und 6:1 gegen den japanischen Topspieler Harimoto, doch danach kippte die Partie. Der Ausgleich war hergestellt, 1:1 vor dem zweiten Einzel zwischen Boll und Mizutani. 

Boll schlägt Lieblingsgegner Mizutani

Boll ließ in der Folge nichts anbrennen, gegen seinen Lieblingsgegner Mizutani war der 40-Jährige zum Schluss souverän und sicherte seinem Team die 2:1 Führung. „Er hat wirklich sehr, sehr gut gespielt. Es war ein wichtiges Spiel für uns, dass wir da 2:1 in Führung gehen mit dem Wissen, dass hinten Dima gegen Niwa kommt“, so auch Bundestrainer Roßkopf. 

Patrick Franziska, der keine einfachen Monate vor Olympia durchzustehen hatte, zeigte dann gegen Harimoto seine vermutlich beste Saisonleistung. Mit 2:0 erarbeitete sich der Saarbrücker einen Vorsprung, doch wie im Spiel gegen Ovtcharov konnte sich der junge Japaner von einem Rückstand erholen. Mithilfe seiner typischen Jubelschreie drehte der Japaner das Match: „Ich wusste, dass Dima nach mir in die Box steigen würde, sollte ich verlieren. Dima ist wahrscheinlich der Beste, den man haben kann bei 2:2. Für einen Moment habe ich mit hingesetzt und dachte, es würde nichts mehr gehen. Aber dann habe ich gesehen, dass Dima führt und meine Stimmung ist gleich wieder nach oben gegangen. Ich habe ein gutes Spiel gemacht.“ Franziska hatte Grund zur Freude: Denn im letzten Einzel ließ Ovtcharov dem Japaner Koki Niwa keine Chance und war vom ersten bis zum letzten Ballwechsel der präsentere und dominantere Spieler. 

Der Hamelner Ovtcharov sicherte sich damit gleichzeitig seine sechste olympische Medaille – Rekord. Auch Roßkopf erkennt das bewundernd an: “Sechs Medaillen bei Olympia sind herausragend. So viele wie er hat kein anderer Spieler gewonnen. Er zeigt immer mehr, wie herausragend er bei den großen Turnieren spielt. Das hat er verdient, weil er sich auf dieses Turnier unfassbar vorbereitet.“ Übermorgen ab 12:30 bestimmt sich gegen China noch die Farbe seiner sechsten Medaille – mit einer Topleistung ist alles drin.

Text: Ludger Santel

Bild: courtesy by the ITTF