Jugend-EM: 3x Gold & 1x Bronze für Annett Kaufmann!



Einen historischen Erfolg erreichte Annett Kaufmann am letzten Turniertag der Jugend 15 Europameisterschaften in Varazdin. Nachdem die 15-Jährige bereits ihre Mannschaft zum Europameistertitel führte, konnte die Böblingerin auch in den Individualwettbewerben glänzen.
Zusammen mit ihrem Hamburger Doppelpartner Lleyton Ullmann gewann die Linkshänderin im Mixed-Wettbewerb die Bronzemedaille. Im Doppel- und Einzelwettbewerb lag der Fokus klar auf Gold – und dies nicht zu unrecht.
Sowohl das Doppel- als auch das Einzelfinale waren enorm einseitig.
Zusammen mit der Rumänin Bianca Mei Rosu gewann die Bundesligaspielerin das Doppelfinale gegen die russische Paarung Ivanova/Terekhova mit 11:8, 11:4 und 11:6.
Noch deutlicher wurde es im Finale des Einzelwettbewerbs: 11:2, 11:1, 11:1 und 11:7 hieß es am Ende aus der Sicht von Kaufmann gegen die ziemlich überforderte Ukrainerin Veronika Matiunina.
Die Tochter zweier Profisportler – der Vater war Eishockeyspieler und die Mutter Skirennläuferin – begann mit 5 Jahren TTC Bietigheim-Bissingen mit dem Tischtennis. „Schuld“ daran hatte ihre vier Jahre ältere Schwester Alexandra die bereits beim TTC fleißig trainierte und das große Vorbild für ihre kleine Schwester war.
10 Jahre später ist die Gymniasastin, die in wenigen Wochen in die 10. Klasse kommt, dreifache Europameisterin!
Besonders stolz wird neben ihrer Familie, ihre Trainerin Evelyn Simon auf die Frohnatur sein. 9 Jahre war Simon als Landestrainerin für Annett zuständig, seit einem Jahr arbeitet die Rheinländerin für die Compass-Stiftung und verbringt somit als Compass-Trainerin ebenfalls wieder einige Stunden in der Woche mit dem deutschen Ausnahmetalent.
Rein sportlich wurde die Jugendnationalspielerin in Varazdin nur selten gefordert. 54:4 Sätze in 16 Einzeln sprechen eine deutliche Sprache. Umso wichtiger wird es für die deutsche Nachwuchshoffnung sein in den nächsten Monaten und Jahren auch vermehrt internationale Einsätze im Damenbereich zu bekommen.

Neben Kaufmann konnte sich auch Lleyton Ullmann am letzten Turniertag eine Medaille umhängen lassen. Ullmann, der mittlerweile im DTTI in Düsseldorf wohnt und trainiert, konnte zusammen mit seinem spanischen Partner Daniel Berzosa die Bronzemedaille gewinnen. Im Halbfinale waren sie gegen die rumänische Paarung Chirita/Bujor chancenlos. Der 15-jährige Hamburger enttäuschte zwar im Einzelwettbewerb, in dem er bereits in der Runde der letzten 32 ausschied, doch darf am Ende dennoch zwei Bronzemedaillen mit in die Hansestadt bringen.

Ein kleines EM-Fazit hat der Autor dieser Zeilen bereits im letzten Bericht über die Jugend-EM gebracht:
„Schon jetzt ist festzuhalten das die EM, besonders aufgrund der deutschen Ausnahmetalente Annett Kaufmann sowie Kay Stumper aus Medaillensicht erfolgreich wird, aber in der Breite, besonders im Schüler- und Jungenbereich, der DTTB nicht gut genug aufgestellt ist. Ähnliches stellte auch die bayerische Verbandstrainerin Kriszti Toth fest, nachdem sie als Betreuerin in der Altersklasse U19 mit vor Ort war: „Wenn wir ehrlich sind, müssen wir uns eingestehen, dass wir insgesamt als Team Deutschland in vielen Bereich im Vergleich zu anderen Nationen nicht gut waren. Wir müssen uns auf allen Ebenen mit den qualitative Schwächen, die wir gesehen haben, beschäftigen und uns gemeinsam überlegen, wie wir ihnen begegnen wollen und können.“
Man kann dem DTTB nur wünschen das er doch noch die nötigen Stellschrauben findet, um in der Zukunft bereits im Schüler- und Jungenbereich noch konkurrenzfähiger in Europa zu werden.
Als absolut positiv hat sich bisher die Einführung des U23-Kaders hervorgetan. Unter Profibedingungen entwickeln sich dort Spieler die in der Jugendzeit nie in der europäischen Spitze waren, zu Spielern die es im Herrenbereich zumindest in die erweiterte Spitze Europas schaffen können.“
DTTB-Vizepräsident Jugend Ralf Tresselt sagt zum deutschen Abschneiden:  „Annett Kaufmann hat mit ihren Leistungen dieser EM den Stempel aufgedrückt, das war beeindruckend. Meine Gratulation geht aber auch an das gesamte DTTB-Team, das sich in Kroatien toll verkauft hat, sowohl in der Altersklasse U15 als auch eine Woche zuvor bei den U-19-Wettkämpfen. Die deutsche Gesamtbilanz kann sich mit viermal Gold, einmal Silber und dreimal Bronze hervorragend sehen lassen.“
Tatsächlich sieht die Gesamtbilanz hervorragend aus, doch ohne die Ausnahmetalente Annett Kaufmann und Kay Stumper würde nur eine Silber- und eine Bronzemedaille auf der Habenseite stehen. Darum bleibt es dabei dass der DTTB an der Breite und Spitze, besonders im männlichen Bereich, arbeiten muss. Die Bedingungen sind dafür sowohl im DTTI als auch an anderen Sport-Internaten in Deutschland hervorragend.

Ebenfalls tolle Bedingungen haben die meisten Nachwuchsspieler in Frankreich. Am Ende war das französische Ausnahmetalent Felix Lebrun ähnlich erfolgreich wie Annett Kaufmann.
Der Penholderspieler gewann den Einzel-, Doppel- und Mannschaftswettbewerb. Lediglich im Mixedwettbewerb scheiterte er bereits im Viertelfinale – ausgerechnet gegen das deutsche Mixed Kaufmann/Ullmann.
Man darf gespannt sein ob Lebrun zu den wenigen Franzosen gehören wird, die den Sprung vom großen Nachwuchstalent in die europäische Spitze der Herren schaffen wird.

Alle Medaillengewinner der Jugend-EM U15 auf einen Blick:

Jungen-Mannschaft:

1. Frankreich
2. Rumänien
3. Russland
3. Tschechien

Mädchen-Mannschaft:
1. Deutschland
2. Ukraine
3. Polen
3. Frankreich

Jungen-Einzel:
1. Felix Lebrun (Frankreich)
2. Iulian Chirita (Rumänien)
3. Milosz Redzimski (Polen)
3. Horia Stefan Ursut (Rumänien)

Mädchen-Einzel:
1. Annett Kaufmann (Deutschland)
2. Veronika Matiunina (Ukraine)
3. Agathe Anne Avezou (Frankreich)
3. Sophie Earley (Irland)

Jungen-Doppel:
1. Lebrun/Coton (Frankreich)
2. Chirita/Bujor (Rumänien)
3. Redzimski/Kulczycki (Polen)
3. Ullmann/Berzosa (Deutschland/Spanien)

Mädchen-Doppel:
1. Kaufmann/Mei Rosu (Rumänien)
2. Ivanova/Terekhova (Russland)
3. Earley/Coll (Irland/Spanien)
3. Sheredeha/Ponko (Ukraine)

Gemischtes Doppel:
1. Redzimski/Wrobel (Polen)
2. Sip/Matiunina (Tschechien/Ukraine)
3. Ullmann/Kaufmann (Deutschland)
3. Shutov/Varabyova (Weißrussland)

Text: Johannes Gohlke
Bild: ETTU