WTT: Premiere in Doha – DTTB-Spieler bereit für die Quali, aber Kritik an Bedingungen



Unmittelbar vor dem Start der neuen Turnierserie World Table Tennis (WTT) steht die Organisation in der Kritik von Trainern und Sportlern. Moniert wird unter anderem das dichte Gedränge in einer offenbar zu kleinen Trainingshalle sowie die erst am Samstagnachmittag, also recht spät vollzogene Auslosung. In Doha wird von heute ab bis zum nächsten Sonntag das Contender-Turnier und direkt im Anschluss bis zum 13. März das mit 400.000 Dollar dotierte Star-Contender-Event ausgetragen. Der DTTB ist mit zehn beziehungsweise zwölf Teilnehmern bei den beiden Turnieren vertreten.

Roßkopf übt heftige Kritik

Jörg Roßkopf hatte am Samstagnachmittag einiges zu monieren. „Es ist jetzt kurz vor 15 Uhr Doha-Ortszeit, aber es liegt keinerlei Auslosung für die morgige Qualifikation vor. Die Spieler wissen somit erst viel zu spät, gegen wen und wann sie spielen oder ob sie vielleicht sogar ein Freilos haben“, kritisierte der Herren-Bundestrainer. „Obwohl wir es angemahnt hatten, wurde uns nicht mitgeteilt, wo und wann die Auslosung stattfindet. Es ist schon Wahnsinn, dass es null Informationen gibt. Das sind einfach für den Sport ganz wichtige Dinge, die rechtzeitig und transparent kommuniziert werden müssen. Dass dies nicht geschieht, ist schon sehr ernüchternd.“ Knappe drei Stunden später kannte auch Roßkopf die Ansetzungszeiten und die Gegner seiner Spieler in der dreitägigen Qualifikation, aus der insgesamt nur acht Bewerber den Sprung in das 32-köpfige Hauptfeld schaffen.

Auch die Trainingsbedingungen vor dem Turnierstart stießen bei Roßkopf auf Kritik: „Die Coronavorkehrungen finde ich hier sehr grenzwertig. Es graut einem fast, in die Trainingshalle zu gehen, so eng tummelt sich alles aufeinander. Es verstärkt sich leider der Eindruck, dass es für WTT das Wichtigste ist, dass beim Hauptturnier die Lichter blinken, die Musik wie in einer Disco dröhnt und schwarze Tische auf schwarzem Boden stehen.“

Sechs DTTB-Asse in der Qualifikation

Je drei deutsche Damen und Herren müssen in der sich über vier Runden erstreckenden Qualifikation an die Tische. Ricardo Walther geht am Sonntag gegen Omar Assars Bruder Khalid ebenso als Favorit ins Erstrundenmatch wie tags darauf Dang Qiu in der 2. Runde gegen den Sieger des Spiels Florent Lambiet (Belgien) vs. Mohammed Abdulwahab (Katar). Der Ex-Bremer Lambiet ist vielen noch aus der TTBL bekannt. Für Ruwen Filus, zuletzt in der Bundesliga mit durchwachsenen Ergebnissen, könnte es einen Tick schwerer werden. Der Maberzeller Defensivkünstler trifft – nach einem Freilos in Runde 1 – in der 2. Runde auf den Ex-Ochsenhauser Joao Geraldo oder den Brasilianer Thiago Monteiro. Da wird wohl die Tagesform entscheiden.

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Bei den Damen sind es Yuan Wan aus Kolbermoor sowie Chantal Mantz aus Bingen, die bereits am Auftakttag in die Box müssen. Gegen die Slowakin Nikoleta Puchovanova ist Wan ebenso favorisiert wie Mantz, die ab der kommenden Saison in Langstadt aufschlagen wird, gegen deren Landsfrau Ema Labosava. Am Montag steigt dann die in der laufenden Bundesligasaison noch ungeschlagene Schwabhausenerin Sabine Winter mit dem Zweitrundenmatch gegen die schwer auszurechende, kampfstarke Ungarin Szandra Pergel ins Turnier ein – gewiss kein Selbstläufer. Sollten Yuan Wan und Chantal Matz die 2. Runde erreichen, wird es ein gutes Stück schwerer: Wan träfe dann auf die favorisierte Taiwanesin Cheng Hsien-Tzu (TSV Langstadt). Die ehemalige U21-Europameisterin Mantz bekäme es mit der Singapur-Chinesin Yu Mengyu, eine der höchsten Hürden im gesamten Feld, zu tun.

Erschwert wird das Weiterkommen in der hochkarätig besetzten Qualifikation durch das Spielsystem mit nur drei anstelle der bisher bei Topturnieren üblichen vier Gewinnsätze.

Damen-Auslosung mit unfreiwilliger Komik

Die Damen-Auslosung schoss übrigens den Vogel ab – und das nicht in positiver Hinsicht: Wesentlich länger noch als ihr Kollege Roßkopf musste nämlich Bundestrainerin Jie Schöpp auf konkrete Informationen warten, nachdem die Auslosung der Damen gleich zweimal vollzogen werden musste. Bei der ersten Ziehung hatten die Organisatoren gleich mehrere Spielerinnen verschiedener Nationen schlicht und einfach vergessen, darunter Yuan Wan und Chantal Mantz. Schöpps Kommentar: „Es ist schon echt chaotisch. Dass Spielerinnen in einer Auslosung vergessen werden, gibt es doch nicht. Wir hatten auch die ganze Zeit versucht, Infos über Ansetzungen über die Webseiten von ITTF und WTT zu bekommen, aber es war nichts zu finden.“

Hauptfeld ab Mittwoch

Die WTT-Premiere ist nach dreimonatiger internationaler Corona-Pause trotz der kurzfristigen Absage der chinesischen Delegation noch ziemlich gut besetzt. Die Nummern fünf bis acht der Welt, Tomokazu Harimoto (Japan), Hugo Calderano (Brasilien, TTF Liebherr Ochsenhausen), Lin Yun-Ju (Taiwan) und Vizeweltmeister Mattias Falck (Schweden, SV Werder Bremen) führen die Setzliste an. Der Weltranglistenzwölfte Dimitrij Ovtcharov (Fakel Gazprom Orenburg) ist die Nummer fünf der Liste. Auch der Weltranglisten-38. Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt) startet direkt im Hauptfeld.

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Bei den Damen gelten die topgesetzte Weltranglistendritte Mima Ito (Japan), die im ITTF-Ranking an acht notierte Taiwanerin Cheng I-Ching sowie die Japanerinnen Kasumi Ishikawa und Miu Hirano als Haupt-Titelanwärterinnen. Die amtierende Deutsche Meisterin Nina Mittelham und ihre Berliner Vereinskollegin Shan Xiaona steigen direkt im Hauptfeld ins Turniergeschehen ein.

In den Doppel-Wettbewerben der Damen und Herren werden die Sieger ohne vorgeschaltete Qualifikation direkt ab dem Achtelfinale ermittelt. Bei den Herren ist das eingespielte DTTB-Duo Benedikt Duda/Dang Qiu hinter den Südkoreanern Lee Sangsu/Cho Daeseong an Position zwei gesetzt. Die Formation Nina Mittelham/Shan Xiaona möchte im Damen-Turnier so weit wie möglich kommen. Im Mixedwettbewerb sind keine Deutschen am Start.

Patrick Franziska und Han Ying gehen erst eine Woche später beim zweiten WTT-Turnier (Star Contender) an den Start. Timo Boll und Petrissa Solja bleiben indes zu Hause. DTTB-Sportdirektor Richard Prause erklärt: „Für Timo gehörte eine Teilnahme in Katar von vornherein nicht zur Saisonplanung und Peti hat leichte Rückenprobleme. Sie kann sich durch den Verzicht auf die Reise etwas schonen und ein Aufbautraining machen.“

Livestream und Ergebnisse

Wer bewegte Bilder von der WTT-Premiere sehen möchte, wird für die Qualifikation auf dem Youtube-Kanal der Veranstalter fündig. Nur Tisch 1 des Hauptturniers wird ab kommenden Mittwoch stets über die neue WTT Website übertragen, auf der auch Auslosungen, Ergebnisse und Informationen eingesehen werden können.

Beitragsbild oben: Chantal Mantz hat in der 1. Qualifikationsrunde eine lösbare Aufgabe vor sich.

Text & Fotos (2). Dr. Stephan Roscher

Die Spiele der Deutschen in der Qualifikation am Sonntag

Damen-Einzel
1. Runde

Yuan Wan – Nikoleta Puchovanova SVK, 11.20 Uhr, Tisch 5
Chantal Mantz – Ema Labosava SVK, 11.20 Uhr, Tisch 2
2. Runde (Montag)
Sabine Winter – Szandra Pergel HUN

Herren-Einzel
1. Runde

Ricardo Walther – Khalid Assar EGY, 8.40 Uhr, Tisch 7
2. Runde (Montag)
Ruwen Filus – Joao Geraldo POR oder Thiago Monteiro BRA
Dang Qiu – Florent Lambiet BEL oder Mohammed Abdulwahab QAT

Ricardo Walther sollte gegen Khalid Assar eigentlich die 2. Runde der Qualifikation erreichen.

WTT Contender: Livestreaming, Ergebnisse, Fakten

Links

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Das DTTB-Aufgebot in Doha

WTT Contender, 3.-6.3. (Qualifikation 28.2.-2.3.)

Hauptfeld Einzel:
Herren: Dimitrij Ovtcharov (Orenburg, Russland/WR 12), Benedikt Duda (Bergneustadt/WR 38)
Damen: Nina Mittelham (Berlin/WR 39), Shan Xiaona (Berlin/WR 43)
Qualifikation Einzel:
Herren: Ruwen Filus (Fulda-Maberzell/WR 42), Dang Qiu (Grünwettersbach/WR 53), Ricardo Walther (Düsseldorf/WR 89)
Damen: Sabine Winter (Schwabhausen/WR 126), Yuan Wan (Kolbermoor/WR 163)Chantal Mantz (Bingen/WR 197)
Trainer
Jörg Roßkopf (Herren-Bundestrainer), Lars Hielscher (Herren Assistenztrainer), Jie Schöpp (Damen-Bundestrainerin)
Physiotherapeut
Peter Heckert (Olympiastützpunkt Hessen)

WTT Star Contender, 8.-13.3. (Qualifikation 6./7.3.)
Hauptfeld
Herren: Dimitrij Ovtcharov (Orenburg, Russland/WR 12), Patrick Franziska (Saarbrücken/WR 16), Benedikt Duda (Bergneustadt/WR 38), Ruwen Filus (Fulda-Maberzell/WR 42)
Damen: Han Ying (Tarnobrzeg, Polen/WR 22), Nina Mittelham (Berlin/WR 39), Shan Xiaona (Berlin/WR 43)
Qualifikation
Herren: Dang Qiu (Grünwettersbach/WR 53), Ricardo Walther (Düsseldorf/WR 89)
Damen: Sabine Winter (Schwabhausen/WR 126), Yuan Wan (Kolbermoor/WR 163)Chantal Mantz (Bingen/WR 197)
Trainer
Jörg Roßkopf (Herren-Bundestrainer), Lars Hielscher (Herren Assistenztrainer), Jie Schöpp (Damen-Bundestrainerin)
Physiotherapeut
Peter Heckert (Olympiastützpunkt Hessen)

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Bericht: Dr. Stephan Roscher