Einzelnen Beitrag anzeigen
  #22  
Alt 07.12.2006, 13:25
Rudi Endres Rudi Endres ist offline
registrierter Besucher
Foren-Urgestein - Master of discussion *
 
Registriert seit: 06.01.2001
Beiträge: 5.754
Rudi Endres ist ein sehr geschätzer Mensch dessen Wort hier Gewicht hat (Renommeepunkte mindestens +250)Rudi Endres ist ein sehr geschätzer Mensch dessen Wort hier Gewicht hat (Renommeepunkte mindestens +250)Rudi Endres ist ein sehr geschätzer Mensch dessen Wort hier Gewicht hat (Renommeepunkte mindestens +250)Rudi Endres ist ein sehr geschätzer Mensch dessen Wort hier Gewicht hat (Renommeepunkte mindestens +250)
AW: Frischklebeverbot im geschlossenem Raum

Neues aus Japan aus dem andro Newsletter:

Frischklebe-Serie Teil 6: Nippon wieder in einer Vorreiter-Rolle

Japans Kinder schon ab April „sauber“
In der Debatte über das so genannte Frischklebe-Verbot nimmt Japan seine Führungsrolle weiterhin aktiv wahr. In Nippon dürfen Kinder bis 12 Jahre ab April 2007 keine Kleber mit flüchtigen organischen Lösungsmitteln mehr verwenden.
Der Beschluss der Asiaten stellt gewissermaßen einen (gar nicht einmal) stillen Protest gegen die Kehrtwende des Weltverbandes ITTF in der hochsensiblen Frischklebe-Frage dar. Denn während die ITTF auf ihrem Kongress während der Mannschafts-WM in Bremen bei der Verschiebung des Verbots gesundheitlich bedenklicher Lösungsmittel um ein Jahr hinter Olympia 2008 in Peking dem Druck besonders einiger Spitzensportler nachgab, demonstrieren die Japaner Entschlossenheit im Kampf für einen „sauberen“ Tischtennis-Sport.
Weil das Gesundheitsrisiko durch die derzeitige Frischklebe-Praxis einen Verstoß gegen die Olympische Charta darstellt und zumindest formal die Zugehörigkeit des Tischtennis-Sports zum Programm der Sommerspiele gefährdet, wird der japanische Verband JTTA von seinem Nationalen Olympischen Komitee auch massiv zu Gegenmaßnahmen gedrängt. JTTA-Generalsekretär Koji Kimura, ein überzeugter Gegner des Frischklebens und als ITTF-Vizepräsident die treibende Kraft im Weltverband bei den Bemühungen um das Frischklebe-Verbot, strebt denn auch offenbar eine Annullierung des „Bremer Doppelbeschlusses“ – das Frischklebe-Verbot kommt, aber erst 2008 - an. Einen solchen Schritt hatte ITTF-Präsident Adham Sharara selbst noch nach Bremen vorbehaltlich der Zustimmung aller Hersteller nicht ausschließen wollen.
Kimuras Ziel ist denn auch ein Olympia-Turnier in Peking ohne „Schläger-Tuning“ durch die umstrittenen Lösungsmittel. Der Schutz wenigstens der Kleinsten und Jüngsten in seinem Einflussbereich erscheint da zum einen nur konsequent und durchaus eine Frage der eigenen Glaubwürdigkeit. Zum anderen darf der JTTA-Entscheid sehr wohl auch als Pilotprojekt oder eine Form von Machbarkeits-Studie angesehen werden.
Ein Erfolg der Maßnahme gilt nicht nur wegen der Verbesserung der gesundheitlichen Rahmenbedingungen für Japans Talente als sicher. Denn innerhalb ihrer Strukturen fällt der JTTA die Durchführung und Kontrolle des Verbots durch die bereits zugelassenen Prüfgeräte leicht. Japans und Kimuras Botschaft an den ITTF-Kongress bei der Einzel-WM 2007 in Zagreb wird eindeutig sein: Seht her, es geht doch auch schon jetzt.
Japans nicht nur strategischer Vorstoß setzt allerdings auch andere Nationalverbände unter Zugzwang. Was im Land der aufgehenden Sonne möglich ist, müsste jedenfalls zum Beispiel auch in europäischen Nationen möglich sein. Ein Verbot der riskanten Stoffe im Schüler-Bereich bereits deutlich vor der weltweiten Einführung würde nicht nur Kinder schützen, sondern zugleich auch Aktiven sowie Trainern, Schiedsrichtern und Funktionären für den „Tag X“ schon wertvolle Erfahrungen für den Umgang mit den neuen Vorgaben liefern. Sportlich würden eine frühzeitige Weichenstellung außerdem der übernächsten Generation praktisch ein Jahr Vorsprung bei der Umstellung auf die Verhältnisse der Zukunft geben – mit Blick auf die derzeitige Dominanz der Asiaten und besonders der Chinesen ein durchaus zu beachtender Faktor.
Zumal ein Ende der technischen Entwicklung auch noch nicht abzusehen ist. Wiederum in Japan sind nämlich unlängst komfortabel zu handhabende und vor allem lösungsmittelfreie Kleber auf den Markt gekommen. In Kürze wird es diese auch auf dem deutschen Markt geben.
Besonders solche Fortschritte widerlegen die Skeptiker der vergangenen Jahre. Die Hersteller sind mittlerweile durchaus in der Lage, ihren Partnern im Spitzensport und an der Basis geeignete Produkte ohne jegliches Risiko für ihre Gesundheit anzubieten und sich im veränderten Markt neu positionieren zu können. Rückblickend zumindest scheint der offenbar notwendige Druck dazu durch die ITTF nur viel zu spät aufgebaut worden zu sein.
Mit Zitat antworten