Einzelnen Beitrag anzeigen
  #1  
Alt 04.08.2018, 21:08
Lady Diana Lady Diana ist offline
registrierter Besucher
Junior-Forenmitglied
 
Registriert seit: 30.06.2018
Beiträge: 61
Lady Diana kommt allgemein ganz gut an (Renommeepunkte mindestens +60)
traurig Fußball und die darauf extrem fokussierten Medien zerstören alle anderen Sportarten!

Tischtennis hat ähnliche Probleme wie Leichtathletik und andere Sportarten: In vielen Teilen der Welt, vor allem in Europa und insbesondere in Deutschland, werden alle anderen Sportarten von König Fußball zerstört.

Fußball ist schon lange die Sportart Nummer 1, daran ändert auch das WM-Desaster 2018 nichts. Aber die Dominanz in der öffentlichen Wahrnehmung und in den Medien, vor allem im Fernsehen, nimmt nicht mittlerweile überhand, sondern ist schon seit vielen Jahren jenseits von gut und böse.

Dass die ARD Sportschau im Ersten überhaupt noch Sportschau heißt und nicht in Fußballschau zwangsumbenannt wird, ist eigentlich ein Witz.

Meiner Meinung nach verstößt die ARD hier sogar gegen das Grundgesetz (Art. 5 Abs. 1 Satz 2) und dies sogar wissentlich, denn sie veröffentlichen selber auf ihrer Internetseite:

https://daserste.ndr.de/ard_check/fr...worten104.html

Zitat:
Der Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ergibt sich aus dem Grundgesetz, er ist darüber hinaus unter anderem im Rundfunkstaatsvertrag gesetzlich festgeschrieben. Danach soll der öffentlich-rechtliche Rundfunk mit seinen Programmangeboten „zur Information, Bildung, Beratung, Kultur und Unterhaltung einen Beitrag zur Sicherung der Meinungsvielfalt und somit zur öffentlichen Meinungsbildung“ leisten. Grundversorgung meint, dass ein flächendeckender Empfang von Rundfunk für die Allgemeinheit genauso gewährleistet sein muss wie ein vielfältiges Programmangebot.

Der Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks leitet sich aus Art. 5 Abs. 1 Satz 2 des Grundgesetzes ab und ist in Rundfunkgesetzen und dem Rundfunkstaatsvertrag ausgestaltet. Der Rundfunk soll die freie Meinungsbildung und kulturelle Vielfalt gewährleisten. Durch seine Programme wirkt er zum einen als technisches „Medium“. Durch die Auswahl von Programmen und Themen wirkt er aber auch als „Faktor“, weil diese Themen wiederum die Gesellschaft mit ihren sozialen und kulturellen Bedürfnissen beeinflussen.

Entsprechend diesem Auftrag haben die Angebote des öffentlich-rechtlichen Rundfunks der Bildung, Information, Beratung und Unterhaltung zu dienen. Eine Beschränkung oder Reduzierung dieses Programmauftrags oder eine Fokussierung nur auf Bildung und Information ist verfassungsrechtlich unzulässig.

Auch wenn das Bundesverfassungsgericht bei der Beschreibung, wie der öffentlich-rechtliche Rundfunk seiner Funktion gerecht werden kann, in der früheren Rechtsprechung den Begriff der „Grundversorgung“ verwendet hat, so unterliegt dieser Begriff einigen Missverständnissen und wird in der moderneren Rechtsprechung kaum mehr genutzt. „Grundversorgung“ meint nämlich nicht, wie es der Wortsinn nahelegen könnte und von einigen daher behauptet wird, eine bloße Mindestversorgung. Vielmehr umschreibt der Begriff nach dem Verständnis des Bundesverfassungsgerichts die technische und inhaltliche Sicherung einer umfassenden Berichterstattung. Gewährleistet werden müssen daher ein an die Allgemeinheit gerichtetes, inhaltlich vielfältiges Programm sowie eine möglichst flächendeckende Übertragung. Nur so kann der Rundfunk seiner grundlegenden Funktion – Meinungspluralität zu schaffen – nachkommen. Dies hat das Bundesverfassungsgericht erst unlängst in seiner Entscheidung vom 25. März 2014 über den ZDF-Staatsvertrag bekräftigt.
Sportarten wie Tischtennis sind in der Berichterstattung von ARD und ZDF und anderer öffentlich-rechtlicher Sender massiv unterrepräsentiert, teilweise sogar nicht mal existent.

Dies ist kein Geheimnis und auch nicht mehr neu. Aber es ist für manche Sportarten mittlerweile existenzbedrohend. Nicht nur durch fehlende TV-Präsenz fehlen Werbegelder, was sich oft im Spitzensport auswirkt, sondern auch das fehlende im Fokus stehen bedeutet Nachwuchssorgen im Breitensport, denn im Laufe der Zeit hören Sportler auf und von unten kommt zu wenig nach.

Als Mutter einer kleinen Tochter, die in der Leichtathletik Gruppe Sport treibt, bin ich nicht nur auf Tischtennis fokussiert, sondern werde auch auf Probleme in der Leichtathletik und anderen Sportarten aufmerksam.

Momentan finden von 02. bis 12. August die European Championships 2018 statt.

Wer sich über dieses interessante Mega-Event informieren will, kann dies hier tun:

http://www.spiegel.de/sport/sonst/eu...a-1221092.html

Ich zitiere daraus nur einen Absatz, als generelle Information über diese Großveranstaltung:

Zitat:
Sieben europäische Verbände haben sich für die Multisport-EM zusammengetan. Das Event vereint einen neuen Golf-Mannschaftswettbewerb und bestehende Europameisterschaften aus Kunstturnen, Leichtathletik, Schwimmsport, Triathlon, Rudern und Radsport. 4500 Athleten aus 50 Ländern gehen zwischen dem 2. und 12. August an den Start, die besten kämpfen in 188 Entscheidungen um Gold, Silber und Bronze.
Tischtennis ist leider nicht dabei. Das wäre aber bestimmt eine große Chance gewesen, Tischtennis wieder mehr in die öffentliche Wahrnehmung (speziell TV-Präsenz) zu bringen und das allgemeine Interesse an unserem Sport zu steigern. Denkt ihr nicht?

Ich möchte euch aber jetzt auf einen weiteren interessanten Artikel bei Spiegel Online aufmerksam machen:

http://www.spiegel.de/sport/sonst/le...a-1221460.html

Dieser Artikel zeigt, dass auch eine gestandene Sportart wie die Leichtathletik, in Deutschland große Probleme bekommen hat.

Hierzu möchte ich einige Passagen zitieren, empfehle aber den oben verlinkten Artikel komplett zu lesen.

Zitat:
EM in Berlin
Wenn die Menschen nicht zur Leichtathletik kommen...
...dann muss die Leichtathletik eben zu den Menschen kommen: Die Sportart kämpft vor der Heim-EM gegen den Bedeutungsverlust.
Zitat:
Jetzt steht die Europameisterschaft vor der Tür, in Berlin, das Olympiastadion wird wahrscheinlich jeden Abend voll sein, Kessing erwartet "ein wahres Sommerfest". ARD und ZDF übertragen fast rund um die Uhr, eigentlich sollte die Welt der Leichtathleten doch in Ordnung sein.

Fast das ganze Jahr über weg vom Fenster

Aber sie ist es nicht, es gibt im Jahr noch 51 Wochen, in denen keine EM stattfindet - und die Leichtathleten in der Öffentlichkeit weg vom Fenster sind. Früher, zu den Zeiten von ... ["war das anders"]
Zitat:
Das Meeting im Züricher Letzigrund war ein Anker im sportlichen Jahreskalender...

Und heute? "Wir haben ein paar kleine, feine Meetings", sagt Kessing, er zählt auf: Ratingen, Relingen, Dessau. Viel mehr als ein Fachpublikum zieht das nicht mehr an. "Wir bräuchten wieder Veranstaltungen mit 15.000, 20.000 Zuschauern." Woher nehmen? Von den großen Arenen stehen den Leichtathleten nur noch Nürnberg und Berlin zur Verfügung, seit das Stadion in Stuttgart für den Fußball umgebaut wurde. "Stuttgart wurde uns zerstört", sagt Kessing [Präsident des Deutschen Leichtathletikverbands DLV].
Zitat:
Und wenn mal in Nürnberg die Deutsche Meisterschaft ist, dann "ist auf dem angekündigten ARD-Livestream kaum etwas zu sehen", sagt Sprinterin Gina Lückenkemper, sie sei "darüber schockiert". Beim Fußball, "da gibt es Kameras, die 90 Minuten lang nur den Trainer filmen, und Leute gucken sich das im Stream an". Sie dagegen laufe fast jede Woche, "ich war in Oslo, in Stuttgart, aber niemand bekommt das mit". Die Diamond League, "unsere Champions League, sie findet im Free-TV nicht mehr statt".
Zitat:
Kulturkampf bleibt der Leichtathletik nicht erspart

Die Medien also, die nur noch Fußball zeigen. Aber vielleicht ist es auch die Sportart selbst, die sich wenig verändert hat, wenig anpasst an die Fernsehwelt. Andere Sportarten haben sich und ihre Regeln bis an den Rand der Selbstverleugnung verändert, um sich dem Fernsehen interessanter zu machen. Leichtathletik ist stets "der Ursprung für alle Sportarten geblieben: Laufen, Werfen, Springen", sagt DLV-Sportdirektor Idriss Gonschinska. Kessing hält die "Lifestyle-Sportarten" dagegen, letztlich hält er auch Biathlon, die Quoten-Queen im Winter, dafür: "Früher hat das niemand geguckt."
Zitat:
Es ist ein Kulturkampf, der auch der Leichtathletik nicht erspart bleibt, diesem Traditionsort des Sports, sich treu geblieben seit der Antike. "Wir müssen unsere Sportart sicher nicht neu erfinden", sagt Kessing. Aber es geht um die Präsentation. Lückenkemper regt "Kompaktveranstaltungen" an, die nicht mehr über den halben Tag gehen, die aber auch nicht mehr die ganze Vielfalt der Leichtathletik wiedergeben. Da würde es Verlierer geben: Die Geher, die Hammerwerfer, die 10.000-Meter-Läufer. Zu sperrig, zu lang andauernd. Aber Kernmaterial der Leichtathletik.
Zitat:
Beim DLV überlegen sie, den Wettkampfkalender zu verändern, vielleicht etwas über die Weihnachtsfeiertage anzubieten, wenn die Fußball-Bundesliga pausiert. Kessing verweist auf die Sprungwettkämpfe, die in Innenstädten ausgetragen werden, auf die Kugelstoßqualifikation bei der EM, die am Breitscheidplatz direkt neben der Gedächtniskirche stattfinden wird. "Die Leichtathletik zu den Menschen bringen", nennt er das.
Zitat:
Kessing hält die Leichtathletik immer noch für eine "Lokomotive", bei den European Championships, bei denen derzeit verschiedene Sportarten gleichzeitig ihre EM austragen, "läuft ohne uns nichts". Aber die Lokomotive fährt längst auf dem Nebengleis, die Leichtathletik ist vielleicht das prominenteste Opfer des "Fußball-über-alles".
Da ich relativ viel aus diesem Artikel zitiert habe, verlinke ich ihn jetzt noch einmal und würde euch bitten, diesen mal komplett zu lesen (oder wenigstens einmal anzuklicken, dann hat jeder was davon):

http://www.spiegel.de/sport/sonst/eu...a-1221092.html

Aus diesem Artikel wird ersichtlich, dass die Leichtathletik ähnliche Probleme wie Tischtennis und viele andere Sportarten hat.

Ich würde mich freuen, wenn mein Beitrag eine rege Diskussion auslösen würde. Sicherlich wurde vieles davon schon öfters in der Vergangenheit diskutiert. Aber wir haben jetzt die zweite Jahreshälfte 2018 und es sind noch zwei Jahre bis Olympia 2020, der vielleicht letzten Chance (nicht nur wegen/mit Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov), Tischtennis aus der Nische zu heben und einem Abwärtstrend entgegen zu wirken.

Benötigt man tatsächlich die Präsenz im Fernsehen oder kann man Tischtennis auch ohne TV-Übertragungen wieder nach oben bringen? Natürlich gibt es Livestreams im Internet, aber die schauen sich fast nur TT-Spieler an, während im Free-TV auch mal andere reinschauen würden.

Ein Zitat aus dem anderen verlinkten Artikel:

Zitat:
"Wenn ich mir vorstelle, als Leichtathletikfan Leichtathletik im Fernsehen zu sehen, und dann im Anschluss kommt Schwimmen, dann bleibe ich dran", sagt Hürdensprinterin Pamela Dutkiewicz: "Und vielleicht stelle ich fest, dass ich Schwimmen ganz cool finde."
Kann das Rad überhaupt noch zurück gedreht werden oder hat König Fußball endgültig über praktisch alle anderen Sportarten gewonnen?

Fußball gegen alle anderen Sportarten zusammen genommen ist wie im Tischtennis China gegen den Rest der Welt.

Was tun!? Wie seht ihr die Situation und was könnte man ändern oder neu machen?
Mit Zitat antworten