Freund siegt vor Metzke bei Behindertensportfest in Wilhelmshaven



Hartmut Freund aus Bietigheim-Bissingen hat am Wochenende die hochkarätig besetzte Tischtennis-Konkurrenz der Sportler mit geistiger Behinderung beim Internationalen Behindertensportfest in Wilhelmshaven gewonnen.

Der 46-jährige Schuss- und Blockspieler, der zum ersten Mal bei dem Sportfest antrat, präsentierte sich glänzend aufgelegt und blieb während des gesamten Turniers ohne Satzverlust.

Im Finale setzte sich der amtierende deutsche Meister in der Startklasse 11 (geistige Behinderung) klar gegen Alexander Metzke vom DRK Stade durch, der deutscher Vizemeister im Team ist.

Der 33-jährige Linkshänder aus Niedersachsen schaffte es einige Male, mit seinem starken Vorhand-Topspin gegen den Kadersportler des Württembergischen Behindertensportverbands zu punkten, unterlag aber am Ende in 0:3 Sätzen.

Im Halbfinale hatte Metzke den Vorjahressieger und zweifachen Goldmedaillengewinner der Special-Olympics-Weltspiele, Hans-Walter Glomm vom BSV Celle, in einem wahren Krimi in der Verlängerung des fünften Satzes bezwungen.

An dem traditionsreichen Sportfest, das bereits zum 34. Mal ausgetragen wurde, nahmen von Freitag bis Sonntag in acht Sportarten rund 650 Sportler mit körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen aus dem In- und Ausland teil. Es handelt sich nach Veranstalterangaben um das einzige deutsche Behindertensportfest, das direkt vom Bundesinnenministerium gefördert wird.

Freund, Metzke und Glomm werden am kommenden Wochenende bei der Deutschen Tischtennis-Meisterschaft des Deutschen Behindertensportverbands (DBS) in der Startklasse 11 in Marktheidenfeld (Unterfranken) erneut aufeinandertreffen, wo der Schwabe seinen Titel als deutscher Meister im Einzel und im Team verteidigen wird. Zum Favoritenkreis gehören auch der deutsche Meister im Herren-Einzel von 2012, Tobias Thomas (Saarland), und der deutsche Einzel-Vizemeister des Vorjahres, Michael Beck (Rheinland-Pfalz). Bei den Damen verteidigt Susanne Quade (Nordrhein-Westfalen) ihren Titel im Einzel.

Freund, der als der Tischtennis-Sportler mit der schwersten geistigen Behinderung in der Weltspitze gilt und während des Matchs nie den Spielstand wahrnimmt, startet im Behindertensport für die BRSG und im Nichtbehindertensport für den TTC Bietigheim-Bissingen. Er ist darüber hinaus Mitglied von vier weiteren Tischtennis-Vereinen des Nichtbehindertensports in Württemberg. Auch die anderen spielstarken Sportler, die am kommenden Wochenende an der Deutschen Meisterschaft in der Startklasse 11 teilnehmen, sind seit vielen Jahren in Vereinen des Nichtbehindertensports aktiv: Quade beim TTV Lübbecke, Thomas beim TTC Dörsdorf, Beck beim TV Hambach, Metzke beim TuS Güldenstern Stade und Glomm beim SSV Scheuen.

Hartmut Freund hat als einziger deutscher Sportler mit einer geistigen Behinderung die Nominierungskriterien für die derzeitige Behindertensport-WM des Tischtennis-Weltverbands ITTF PTT in Peking erfüllt, wurde aber leider nicht nominiert. Der Schwabe hat zwar bereits fünf Medaillen bei Weltranglistenturnieren gewonnen, ist jedoch aufgrund der Schwere seiner Behinderung bei internationalen Wettkämpfen gegenüber seinen meist nur lernbehinderten Gegnern gehandicapt. Gleiches würde für das Gros der Starter bei der DM in Marktheidenfeld gelten, sofern diese international antreten würden.

Vor diesem Hintergrund gewinnt ein Forschungsprojekt des Weltverbands für geistig behinderte Leistungssportler, INAS, an Bedeutung, in dem es um die mögliche Einführung einer zweiten Startklasse für Sportler mit einer geistigen Behinderung geht. Das Projekt bezieht sich nicht nur auf Tischtennis, sondern auch auf andere Sportarten. INAS erwägt, Sportler mit Down-Syndrom und einer sonstigen schwereren geistigen Behinderung in einer gesonderten Startklasse zusammenzufassen. Das Forschungsprojekt soll zwar erst im April 2015 abgeschlossen sein. Jedoch kam es bereits vor zwei Wochen bei der Schwimm-EM des Weltverbands INAS zu einem Pilotversuch. Dort wurden erstmals in der Geschichte von INAS Wettkämpfe in einer zweiten Startklasse ausgetragen. Startberechtigt waren in dieser Klasse Sportler mit Down-Syndrom.

Siehe auch: http://www.inas.org/news/inas-european-swimming-championships-kick-off/

 

(Text: Norbert Freund)