Am 15. Dezember 2013 hatte die Grenzauer Zugbrückenhalle Kopf gestanden. Am ersten Rückrundenspieltag der letzten Saison hatte der TTC Zugbrücke Grenzau Rekordmeister Borussia Düsseldorf mit 3:2 niedergerungen und ein überragender Andrej Gacina hatte sogar Timo Boll als Verlierer vom Tisch geschickt.
Insgeheim hatte man im malerischen Brexbachtal auf eine Wiederholung dieses Husarenstücks gehofft, zumal nach dem tollen Sieg gegen Vizemeister Fulda am ersten Spieltag. Doch es wurde nichts daraus. Das Zugbrückenteam blieb zwar gar nicht so weit entfernt von einem neuerlichen Überraschungscoup, doch diesmal war das Glück eben nicht auf Seiten der Westerwälder.
Vor mehr als 600 Zuschauern in der ausverkauften Zugbrückenhalle leisteten die Gastgeber dem Titelfavoriten drei Stunden und 35 Minuten erbitterte Gegenwehr – allerdings ohne Happyend.
Andrej Gacina spielte auch diesmal keineswegs schlecht, wurde aber zur tragischen Figur, weil er in beiden Matches große Siegchancen besaß und diese nicht nutzen konnte. Zunächst legte der aktuelle Weltranglisten-29. gegen DTTB-Nationalspieler Patrick Franziska (WRL 40) eine 2:0-Satzführung vor, um dann doch noch das Heft aus der Hand zu geben – mit 11:13 im Entscheidungssatz denkbar knapp.
Dass es schwer werden würde für den 19-jährigen Masaki Yoshida, ausgerechnet gegen den Weltranglistenneunten Timo Boll für den Ausgleich zu sorgen, war klar. Der wendige Japaner versuchte alles und gewann auch den ersten Satz mit 11:6. Doch Deutschlands bekanntester Tischtennisspieler biss sich in das Match hinein und brachte die folgenden Sätze relativ deutlich nach Hause. Bei einem 0:2-Pausenstand sah es nicht gut aus für die Schützlinge von Anton Stefko und Tomas Pavelka.
Doch der Außenseiter kämpfte sich zurück. Ausgerechnet dem jungen Dänen Jonathan Groth blieb es vorbehalten, mit seinem ersten Sieg im Dress des TTC sein Team heranzubringen. Gegen den griechischen Weltklasse-Abwehrspieler Panagiotis Gionis, aktuelle Nummer 21 der Welt, spielte Groth auch taktisch meisterlich und durfte nach fünf packenden Durchgängen und vier abgewehrten Matchbällen im Entscheidungssatz einen kaum erwarteten Matchgewinn bejubeln.
Nun stand Gacina gegen Boll unter Druck, seinen Sieg vom Dezember zu wiederholen, damit es zum fünften, alles entscheidenden Match zwischen Yoshida und Franziska kommen konnte. Doch die Glücksgöttin war dem muskulösen Kroaten diesmal nicht hold. Zweimal ging er nach Sätzen in Führung, zweimal konnte Düsseldorfs Einser ausgleichen, um am Ende im fünften Satz mit 11:8 die Oberhand zu behalten.
Diesmal also konnten sich die Westerwälder Tischtennis-Asse für ihren hohen Aufwand und die große kämpferische Energie nicht belohnen. Durch diese Niederlage fiel das Zugbrückenteam einstweilen mit 2:2 Punkten auf den sechsten Tabellenplatz zurück, während die Rheinländer mit 4:0 Punkten und 6:1 Spielen auf Platz zwei hinter den mit zwei 3:0-Siegen furios in die Saison gestarteten Bremern liegen.
Manfred Gstettner konnte trotz der Niederlage seinen Jungs nicht böse sein: „Es war sehr knapp heute, ein spannendes Spiel, das lange auf der Kippe stand. Die Zuschauer kamen auf ihre Kosten und haben tolle Ballwechsel und viel Kampfgeist auf beiden Seiten gesehen. Es war eine Werbung für den Tischtennissport wie auch beim letzten Mal gegen die Düsseldorfer. Allerdings haben wir heute ohne Fortuna gespielt, so dass es kein Happyend gab.“ Der Präsident des TTC Zugbrücke Grenzau sah den Knackpunkt in den beiden Fünfsatz-Niederlagen seines Spitzenspielers: „Hätte Andrej nur eines dieser beiden heiß umkämpften Spiele gewonnen, wäre es zum Match zwischen Masaki und Franziska gekommen und ich glaube, dann hätten wir gute Chancen auf den Sieg gehabt.“ Zu den anderen beiden TTC-Spielern sagte Gstettner: „Jonathan Groth hat gegen Gionis eine sehr starke Leistung gezeigt und auch gute Nerven bewiesen, während Masaki Yoshida gegen Boll etwas verunsichert wirkte – vielleicht hatte er sich einfach zu viel vorgenommen.“
Düsseldorfs Manager Andreas Preuß sagte nach der packenden Partie: „Es war das erwartet knappe Match auf Augenhöhe. Für uns war das eine wichtige Standortbestimmung. Jetzt wissen wir, dass wir gut, aber auch verwundbar sind. Grenzau hat eine Mannschaft, von der in dieser Saison noch viel zu erwarten ist.“ Borussia-Trainer Danny Heister ergänzte: „Wir hätten heute mit 3:0 gewinnen können, haben diese Möglichkeit aber nicht genutzt. Respekt vor Patrick. Er hat heute auch in engen Situationen einen kühlen Kopf behalten und seine Aufgabe gut gemeistert. Timo hat sich durchgebissen, obwohl er nicht seinen besten Tag erwischt hatte.“
Ergebnisse
Andrej Gacina – Patrick Franziska 2:3 (8, 7, -7, -6, -11)
Masaki Yoshida – Timo Boll 1:3 (6, -7, -7, -5)
Jonathan Groth – Panagiotis Gionis 3:2 (-10, 8, 8, -5, 10)
Andrej Gacina – Timo Boll 2:3 (7, -7, 9, -9, -8)
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