TTBL: Wahnsinnsspiel mit Happyend für Grenzau



Nachdem sich am Samstag Titelverteidiger Düsseldorf erwartungsgemäß mit 3:0 gegen Frickenhausen behauptet hatte, standen am Sonntag vier weitere TTBL-Partien des ersten Spieltags auf dem Programm, von denen drei so endeten, wie es fast jeder erwartet hatte (Saarbrücken – Bergneustadt 3:1, Mühlhausen – Bremen 0:3, Ochsenhausen – Hagen 3:0).

Doch eine Begegnung hatte es richtig in sich. Viereinhalb Stunden lieferten sich Grenzau und Vizemeister Fulda-Maberzell einen dramatischen Fight, den die Westerwälder dank eines Masaki Yoshida in grandioser Form schließlich mit 3:2 zu ihren Gunsten entschieden, obwohl bei den Osthessen die Neuzugänge Patrick Baum und Christian Süß spielten und sich in guter Verfassung präsentierten.

 

TTC Zugbrücke Grenzau – TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell 3:2

Spannender geht es nicht. Über 500 Zuschauer bekamen viereinhalb Stunden Tischtennis der Superlative geboten beim 3:2-Erfolg der Westerwälder gegen den Meisterschafts-Mitfavoriten aus der Rhön, der sich allmählich zum Lieblingsgegner von Gacina und Co. zu entwickeln scheint.

Das Spektakel begann mit dem Match zwischen Andrej Gacina und dem von Düsseldorf nach Fulda gewechselten zweimaligen Vizeuropameister im Einzel, Patrick Baum, aktuelle Nummer 17 der Welt. Beide begegneten sich absolut auf Augenhöhe und es war bis zum Ende nicht abzusehen, wer den Tisch als Sieger verlassen würde. Mit 11:9 im Entscheidungssatz hatte Baum das bessere Ende für sich – 1:0 für den Favoriten aus der Bischofsstadt.

Doch das Team aus dem Brexbachtal erinnerte sich an den 3:1-Heimsieg im letzten Heimspiel der Vorsaison und dachte nicht daran, die Begegnung vorzeitig verloren zu geben. Der 19-jährige Masaki Yoshida brachte das vorher kaum für möglich gehaltene Kunststück fertig, trotz eines zwischenzeitlichen 1:2-Satzrückstands Defensiv-Ass Wang Xi, seit Jahren einer der besten Spieler der Liga, in fünf Durchgängen zu besiegen. Alles war wieder offen.

Im Anschluss kam es zum Duell zweier Neuzugänge ihrer Klubs. Grenzaus junger Däne Jonathan Groth, aus Hagen in den Westerwald gekommen, stand Christian Süß gegenüber. Der rotblonde Westfale, einst unter den TOP 20 der Welt, war lange verletzt, präsentierte sich jedoch bärenstark und mit großem Siegeswillen. Groth versuchte alles, egalisierte einen 0:2-Satzrückstand, musste sich jedoch in der Verlängerung des Entscheidungssatzes geschlagen geben. Die Sache schien sich wieder in Richtung Maberzell zu wenden.

Doch Andrej Gacina wollte um keinen Preis mit zwei Niederlagen aus der Halle gehen und gab nochmals alles. Gegen Wang Xi hatte er bereits beim letzten Mal gewonnen, doch der hagere Chinese wollte natürlich die Revanche. Gacina ließ es nicht zu. Nach knapp verlorenem erstem Satz bekam er das Match recht gut in den Griff und behielt den Überblick, auch wenn es im vierten Satz nochmals eng wurde. 3:1 – das einzige Match des Tages, das nicht über fünf Sätze ging. Nun schien alles möglich. Die Halle brodelte, obwohl die Fans zu diesem Zeitpunkt schon über vier Stunden ausgeharrt hatten – allerdings waren es kurzweilige, ereignisreiche vier Stunden gewesen.

Doch würde Grenzaus Youngster Masaki Yoshida den gut aufgelegten Patrick Baum, der sich im Maberzeller Dress sichtlich wohlfühlte und mit einer viel positiveren Körpersprache als letzte Saison in Düsseldorf auftrat, stoppen können? Anfänglich schien die Hürde zu hoch zu sein für den 1,69 Meter kleinen Asiaten in Diensten der Westerwälder. Mit 8:11 und 7:11 gingen die ersten beiden Sätze weg. Doch der wendige Japaner konnte nochmals zulegen. Im dritten Satz nahm er die Kurve und kam dann immer besser ins Spiel, während Baum kein Mittel mehr einfiel gegen die am Ende wie im Rausch spielende Grenzauer Nummer zwei. Mit seiner wohl besten bisherigen Leistung in der TTBL brachte Yoshida das Match und den Sieg des Gastgebers unter Dach und Fach. Der Rest ging im allgemeinen Jubel unter.

Stimmen zum Spiel

Grenzaus Präsident Manfred Gstettner: „Das war ein Wahnsinnsspiel, dieser Begriff beschreibt es ganz genau! Wer heute gekommen ist, hat ein tolles Erlebnis gehabt, wer nicht da war, hat eine Menge verpasst. Das Niveau war extrem hoch und es war äußerst spannend vom ersten bis zum letzten Ball. Alles war ganz eng und ausgeglichen. Mit etwas mehr Glück hätten wir 3:0 gewinnen, mit etwas Pech aber auch verlieren können. Ich kann keinen Spieler kritisieren, alle haben stark gespielt – auch in den Matches, die knapp verlorengingen. Es war eine tolle Leistung des gesamten Teams gegen einen sehr guten Gegner, bei dem besonders die Neuzugänge Baum und Süß in hervorragender Form waren. Aber wir konnten halt noch einen Tick draufsetzen. Was Maskaki Yoshida gespielt hat, war große Klasse. Gegen Wang Xi und Baum zu gewinnen, das muss ihm erst mal einer nachmachen. Überhaupt haben wir eine tolle Mannschaft, die auch menschlich prima harmoniert und charakterlich gut zusammenpasst. Wir bleiben aber realistisch und geben nach dem guten Saisonstart kein neues Saisonziel aus, sondern wollen einfach nur gut spielen – und das möglichst in jeder Partie.“

Andrej Gacina: „Das war ein fantastisches Spiel heute und sicher hat es keiner bereut, der gekommen ist. Der Auftakt war nicht so gut, ich hatte gegen Baum 9:7 im 5. Satz geführt und es dann noch aus der Hand gegeben. Aber gegen Wang Xi habe ich dann wieder recht gut gespielt, was gar nicht so einfach war, da ich ihn im letzten Spiel der alten Saison schon geschlagen hatte und somit etwas zu verteidigen hatte. Aber ich kam heute mit seinen gefährlichen Aufschlägen etwas besser zurecht als sonst, was wichtig war, um in die langen Ballwechsel zu kommen, bei denen ich dann einen kleinen Vorteil hatte. Wahnsinn, was „Yoshi“ [Masaki Yoshida] gespielt hat! Er war heute unsere eigentliche Nummer eins.“

Stefan Frauenholz (Präsident Fulda-Maberzell): „Natürlich war es ein tolles Spiel zweier völlig ausgeglichener Mannschaften, dennoch ist man traurig, wenn man dann ohne Punkte nach Hause fährt. Mit etwas mehr Glück hätten wir auch 3:0 gewinnen können. Eigentlich hatte das Spiel aber gar keinen Sieger verdient, weil beide gleich gut waren. Positiv waren die Leistungen der beiden Neuzugänge Patrick Baum und Christian Süß – das lässt auf jeden Fall für die Zukunft hoffen.“

Ergebnisse

Gacina, Andrej – Baum, Patrick 2:3 (13:11, 9:11, 9:11, 11:5, 9:11)

Yoshida, Masaki – Wang, Xi 3:2 (12:10, 3:11, 5:11, 15:13, 11:9)

Groth, Jonathan – Süß, Christian 2:3 (9:11, 5:11, 12:10, 13:11, 10:12)

Gacina, Andrej – Wang, Xi 3:1 (10:12, 11:4, 11:4, 12:10)

Yoshida, Masaki – Baum, Patrick 3:2 (8:11, 7:11, 11:4, 11:8, 11:5)

 

Hier noch einige Bilder vom Spiel: