„Beim 1:0 bin ich in den See gesprungen!“ – TTBL-Promis erleben das Finale von Rio



Am Sonntagabend herrschte fast überall in Deutschland grenzenloser Jubel. Nach 24 Jahren konnte das DFB-Team nach einem atemberaubenden Kampfspiel gegen Argentinien und einem sehenswerten Götze-Tor in der Verlängerung wieder auf den Thron steigen und den vierten Stern einfahren, also zum vierten Mal nach 1954, 1974 und 1990 Fußball-Weltmeister werden.

TT-NEWS hat bei einigen Spielern, Trainern, Managern und Mitarbeitern von Tischtennis-Bundesligisten nachgefragt, wie sie diesen denkwürdigen Tag erlebt haben und wie sie die WM rückblickend bewerten.

 

Andreas Preuß, Manager des Deutschen Meisters Borussia Düsseldorf, ist bekanntermaßen ein großer Fan des Fußball-Nationalteams. Hatte er das deutsche Auftakt-Festival gegen Portugal noch live in der Arena Fonte Nova in Salvador miterlebt, relaxt er in diesen Tagen in der schwedischen Abgeschiedenheit und hat alles am TV verfolgt: „Bin derzeit mit Familie in Schweden, habe in einem Ferienhaus am See am Ende der Welt zusammen mit meiner Frau und den drei Kindern mitgefiebert und bin beim 1:0 in den See gesprungen.“ Sein Fazit: „Ein irres, sehr emotionales Spiel, jetzt sind wir alle Weltmeister!“

Der Neu-Düsseldorfer Patrick Franziska, der auch vor der WM schon felsenfest vom Titelgewinn für Schweinsteiger und Co. überzeugt war, erlebte den deutschen Triumph beim Public Viewing: „Ich habe es in der Frankfurter Commerzbank Arena mit ein paar Freunden geschaut. Die Stimmung dort war super und wir waren natürlich alle richtig happy. Feiern war allerdings nicht angesagt, da es am Montag schon wieder mit Training weiterging.“

Bastian Steger erlebte das Endspiel zusammen mit zwei weiteren TTBL-Spielern: „Ich habe das Finale zusammen mit Lars Hielscher und Ricardo Walther in Hinterzarten geschaut. Wir waren alle sehr nervös und haben bei jeder Szene mitgefiebert. Als das Tor fiel, sind wir alle aufgesprungen und haben uns riesig gefreut.“ Der neue Spitzenspieler des SV Werder Bremen legt Wert auf die Feststellung: „Diese Mannschaft hat es auch einfach verdient, Weltmeister zu sein!“

Saarbrückens Portugiese Tiago Apolonia, aktuelle Nummer 24 der Welt, erwies sich – wie auch beim Tischtennis – als fairer Sportsmann und gratulierte den Deutschen herzlich: „Deutschland ist der verdiente Weltmeister, herzlichen Glückwunsch!“ Apolonia hatte einen entspannten Sonntag: „Es war ein schöner Tag, mein letzter Tag in Portugal vor meinem Rückflug nach Deutschland, um dort mit den Vorbereitungen auf die neue Saison zu beginnen. Ich habe den Tag am Strand genossen und später ganz in der Nähe das Spiel zusammen mit Familienmitgliedern und Freunden am TV verfolgt.“ Das Finale selbst riss ihn nicht vom Hocker: „Es war kein gutes Spiel, aber es war spannend.“ Der 27-jährige Ex-Ochsenhausener lässt keinen Zweifel aufkommen: „Der Titel ist absolut verdient, weil Deutschland die beste Mannschaft während des gesamten Turniers war. Portugal im ersten Spiel so klar zu schlagen war das Zeichen, dass Deutschland bereit war, Großes zu erreichen.“ Natürlich tat es Apolonia weh, dass sein Land in Brasilien nichts reißen konnte: „Portugal hat enttäuscht, das war traurig für mich, aber keine so große Überraschung. Einige der besten Spieler waren verletzt oder so ausgelaugt, dass sie keine Bestform bringen konnten. Außerdem haben wir zurzeit einfach nicht genug Weltklassespieler.“

Grenzaus Topspieler Andrej Gacina, in der Juli-Weltrangliste an Position 30 geführt, verfolgte das Finale zu Hause in Kroatien am TV: „Bis auf zwei gute Torchancen für Argentinien war Deutschland die bessere Mannschaft und hatte den Sieg verdient. Und das geht auch deswegen in Ordnung, weil sie während der ganzen vier Wochen das beste Team waren.“ Das frühe Ausscheiden seines Landes dämpfte Gacinas Fußball-Enthusiasmus ein wenig: „Danach habe ich den World Cup nicht mehr so intensiv verfolgt und mir nicht mehr alle Spiele angeschaut, aber ab den Semifinals war ich wieder ständig vor dem Fernseher.“ Zu Kroatiens Nationalmannschaft merkt der 28-Jährige noch an: „Ich bin nicht enttäuscht von unseren Auftritten und muss anerkennen, dass in dieser Turnierphase Brasilien und Mexiko einfach einen Tick besser waren.“ Spaß gemacht hat ihm die Fußball-WM in jedem Fall: „Ich habe die letzten vier Wochen genossen, es war schön, in entspannter Atmosphäre so viele Fußball schauen zu können und so viele spannende Partien mit Spielern, die alles für ihre Teams gegeben haben, zu erleben.“

Hugo Calderano, brasilianischer Neuzugang der TTF Liebherr Ochsenhausen, zollt dem neuen Welt-Champion Respekt: „Ich denke, Deutschland hat diesen Titel verdient – es war ohne Frage das beste Team dieser WM. Glückwunsch!“ In seinem Heimatland konnte der unlängst 18 gewordene Brasil-Open-Sieger 2013 nur einen Teil des Turniers verfolgen: „Ich war während der WM nur einige Tage in Brasilien, aber das waren interessante Tage, auch wenn mir die schlimme Niederlage unserer Mannschaft gegen Deutschland natürlich Bauchschmerzen bereitet hat.“ Nichtsdestoweniger sahen die Einheimischen das Löw-Team bis zum Schluss äußerst positiv: „Die meisten Brasilianer waren sehr angetan von der deutschen Mannschaft, die bei uns viel Sympathie genoss. Wir haben Deutschland im Finale die Daumen gedrückt.“

Auch Grenzaus 19-jähriger Youngster Masaki Yoshida, der schon zu Turnierbeginn ohne Wenn und Aber auf Deutschland getippt hatte, kommentiert die WM. Der Japaner räumt allerdings ein: „Ich habe nur das Ergebnis gesehen, nicht aber das Spiel.“ Für Yoshida ist das alles andere als sensationell: „Ich habe ja schon vor Wochen gesagt, dass Deutschland die stärkste Mannschaft des Turniers hat, deshalb halte ich das Endergebnis für ganz normal.“ Zur japanischen Nationalelf äußert sich der kleine, wendige Angriffsspieler auch: “ Für Japan war es diesmal sehr schwierig, aber das Team war auch nicht stark genug, um auf diesem Niveau zu bestehen. Das hat man eindeutig beim Spiel gegen Kolumbien gesehen. Ich hoffe, dass wir bei der nächsten WM mehr Erfolg haben werden.“

Ochsenhausens Cheftrainer Dubravko Skoric zeigte sich begeistert von der deutschen Mannschaft: „Ein großartiges Team, viele Kroaten haben Deutschland die Daumen gedrückt.“

Familie Duda – Sohn Benedikt ist der große Hoffnungsträger des TTBL-Aufsteigers TTC Schwalbe Bergneustadt – erlebte einen sehr emotionalen Fußball-Abend. Vater Heinz, selbst im Management der „Schwalben“ tätig, berichtet: „Das kollektive Rudel-Gucken (Public Viewing) beim Lieblings-Griechen fiel dem Monsunregen zum Opfer. So fieberten Mama und Papa Duda, Sohn Frederik und zwei Katzen zu Hause dem erlösenden 1:0 entgegen. Danach zehn Minuten Hoffen und Bangen, bevor die grenzenlose Freude ausbrach.“

Auch Annette Jacobs, seit 25 Jahren Organisationschefin und „gute Seele“ des TTC Zugbrücke Grenzau, hat dem deutschen Team fest die Daumen gedrückt und war hinterher erleichtert: „Ich habe zu Hause geschaut und nur gedacht, die Jungs haben nach dem Verlauf der WM, ihrem Vordringen ins Finale und den tollen Leistungen, zum Beispiel gegen Portugal und Brasilien, auch den Titelgewinn verdient. Eine so beständige und faire Mannschaft, in der sich jeder auf jeden verlassen kann, findet man nur ganz selten.“

Manuel Pfender, hauptamtlicher Mitarbeiter der TTF Liebherr Ochsenhausen und dort im Organisationsteam unentbehrlich, fieberte ebenso mit: „Ich habe das Spiel eher ruhig im Kreis der Familie verfolgt – die Emotionen gingen aber natürlich auch hier bis durch die Decke! Wir haben mitgefiebert, mitgelitten und mitdiskutiert – und schlussendlich auch mitgefeiert und auf den vierten Titel angestoßen.“ Pfender ist sicher: „Wenn man das Turnier als Ganzes betrachtet, geht der WM-Titel verdient an uns.“ Das Finale hätte aber auch anders ausgehen können: „Das war eine ganz enge Kiste mit viel Biss, Einsatz und Emotionen von beiden Teams. Es war wirklich ein Krimi und ich hatte schon einige Male ein mulmiges Gefühl bei den Angriffen Argentiniens. Die Jungs haben es aber super gemacht und sich diesen Erfolg auch redlich verdient, nachdem sie bei den letzten Turnieren immer nah dran waren.“ Auf den Bundestrainer hält Pfender große Stücke: „Ein großes Kompliment geht auch an das Trainerteam – speziell an Joachim Löw. Für ihn freut es mich mit am meisten.“