TTBL: Nur ein Absteiger in Europas stärkster Liga!



Nun ist es amtlich! Aus der TTBL wird am Ende der Saison 2013/2014 nur ein Verein absteigen.

Für die kommende Spielzeit 2014/2015 haben sich wie erwartet lediglich 11 Vereine beworben. Aus dem Süden möchte niemand aufsteigen, aus dem Norden kam erwartungsgemäß die Bewerbung vom TTC Schwalbe Bergneustadt.

Freuen darf man sich damit unter anderem auf das junge deutsche große Talent Benedikt Duda, denn es ist kaum zu erwarten, dass der immer noch ungeschlagene Tabellenführer der 2. Bundesliga Nord, der bereits fünf Punkt Vorsprung auf Verfolger Jülich hat, im Lizenzierungsverfahren der TTBL nicht auch die organisatorische und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit nachweisen können wird.

Die TTBL Sport GmbH teilte heute mit, das die Bewerbungsfrist am 28. Februar endete und sich neben dem sehr wahrscheinlichen Aufsteiger TTC Schwalbe Bergneustadt auch alle zehn aktuellen TTBL-Clubs für die kommende Bundesligasaison im Oberhaus beworben haben.

Da durch den Verzicht der 2. Bundesliga Süd nun auch Platz 9 zum Klassenerhalt ausreicht, hat man die Gewissheit, dass nur einer der drei Abstiegskandidaten die deutsche Eliteliga verlassen muss. Aktuell hat der TTC Hagen die besten Chancen, die Klasse zu halten. Hagen führt die Abstiegsgruppe mit 8:20 Punkten an, gefolgt vom Post SV Mühlhausen mit 6:22 Punkten und dem Pechvogel dieser Saison, dem SV Plüderhausen.

Das nominell stärkste Team bietet eben dieser SV Plüderhausen auf. In Bestbesetzung mit Adrien Mattenet (FRA), Kim Jung Hoon (KOR) und Bai Fengtian (FRA/CHN), trauten nicht wenige dem dreifachen Europapokalsieger aus dem schwäbischen Remstal sogar das Erreichen und die Qualifikation für die Champions League zu. Nachdem der Club von Cheftrainer und Manager Matthias Landfried aber nur ein (!) einziges Mal in Bestbesetzung antreten konnte und ausgerechnet an diesem Tag bedingt durch zwei Niederlagen von Topspieler Adrien Mattenet mit 2:3 gegen Rekordmeister Borussia Düsseldorf verlor, reichten auch die Siege gegen den TTC matec Frickenhausen in der Vorrunde und die TTF Liebherr Ochsenhausen in der Rückrunde nicht aus, um die rote Laterne abzugeben.

 

SV Plüderhausen Tischtennis Bundesliga 2013-2014

Die Prognose erscheint schwierig. Nachdem vor der Saison schon fest stand, dass die damals nicht weg gewechselte eigentliche Nummer 1, Aleksandar Karakasevic (SRB), der weiter zum SVP-Team gehört und bei verschiedenen Spielen anwesend war, aufgrund seiner schweren Verletzung mit anschließender Wundinfektion an der gerissenen Achillessehne, noch längerfristig ausfällt, der in letzter Minute als Ersatz verpflichtete Adrien Mattenet aber nur bereit war, gelegentlich zu spielen, sich dann aber auch noch zwei weitere Stammspieler während der Saison bei Einsätzen für die Nationalmannschaft verletzt haben (Andrew Baggaley bei den German Open im November 2013 und Bai Fengtian im Training mit der französischen Nationalmannschaft im Dezember) und längerfristig ausgefallen sind (im Fall von Baggaley 3 und im Fall von Bai Fengtian 2 Monate), spätestens dann stellte sich die Mannschaft von alleine auf.

 

injured Aleksandar Karakasevic verletzt

Derartige Ausfälle verkraftet keine Dreiermannschaft, das bekam in den vergangenen Jahren selbst ein Rekordmeister Borussia Düsseldorf zu spüren, die aufgrund verletzungbedingten Ausfällen sogar teilweise Verluste von Titeln hinnehmen mussten.

In Plüderhausen wurde durch die Verletztenmisere dann plötzlich Oldie Trinko Keen (NED) zum Stammspieler und es mussten in vier Fälle in der Bundesliga und einem Fall im Pokal sogar Amateurspieler aus der zweiten Mannschaft eingesetzt werden.

 

Adrien Mattenet coached by Matthias Landfried

Wenn sich die Personalprobleme in Plüderhausen nicht schnell ändern sollten, dann wird der Traditionsclub nicht zu retten sein. Matthias Landfried teilte auf Nachfrage mit: „Wenn Spieler definitiv verletzt sind, belegt auch durch ärztliche Atteste und Behandlungsprotokolle von Krankenhäusern, dann können sie nicht spielen. Ich kann ihnen auch nicht die Hand auflegen und sie genesen über Nacht. Ich bin Trainer und kein Wunderheiler! Uns sind die Hände gebunden. Wenn wir etwas ändern könnten, würden wir es tun, aber ich kann auch noch nicht zaubern. Die Verletzungssorgen sind das eine, die vertraglich zugesicherten Freiheiten von Spitzenspieler Adrien Mattenet das andere. Wir sind ja nicht bescheuert und setzen ihn mit Absicht zweimal gegen Borussia Düsseldorf, gegen Frickenhausen und Werder Bremen ein. Wenn wir es in der Hand hätten, dann hätte er logischerweise gegen direkte Konkurrenten im Abstiegskampf gespielt. Er war damals die einzige Möglichkeit, als fest stand, dass Karakasevic noch wesentlich länger ausfällt als befürchtet, der von den starken Europäern noch frei war und er hat nur unter klaren Bedingungen unterschrieben. Wenn wir gegen Grenzau, Hagen und Mühlhausen sechsmal mit Mattenet, Kim Jung Hoon und Bai Fengtian antreten, dann möchte ich mal sehen wo wir in der Tabelle stehen. Aus diesen sechs Spielen holen wir mindestens acht Punkte, dazu noch die vier Punkte gegen Frickenhausen und Ochsenhausen, dann haben wir mindestens 12 Punkte auf dem Konto, dann passiert da mal rein gar nichts im Abstiegskampf, selbst wenn wir in allen anderen Spielen unsere schwächste Aufstellung ins Rennen schicken. Das ist dieses Jahr einfach zu viel, irgendwann verkraftet das eine Mannschaft nicht mehr. So viel Pech, so viele Verletzungssorgen und wenn dann auch noch Hagen überraschend gegen Rekordmeister Düsseldorf und Ochsenhausen gewinnt, selber aber gegen Mühlhausen verliert, die wiederum gegen den aktuellen Deutschen Meister Werder Bremen in Bestbesetzung gewinnen, dann steht man irgendwann da in der Tabelle, wo wir jetzt stehen. Dann kommt der Druck hinzu, Spieler wie Bai Fengtian, der eigentlich ein stressfreies Leben als nominelle Nummer 3 hätte, muss plötzlich als Nummer 1 ran und weiss, dass er zum Siegen verdammt ist, die Nerven spielen verrückt. Genau diese müssen wir jetzt behalten. Wir haben es noch selber in der Hand und können den Klassenerhalt noch aus eigener Kraft schaffen. Wir spielen noch gegen Saarbrücken, Grenzau und vor allem noch gegen Hagen und Mühlhausen. Und eines muss man einfach auch mal ganz klar sagen: Pech und Verletzungen hin oder her, aber wenn man es in einer ganzen Saison nicht schafft, in Spielen gegen die anderen Abstiegskonkurrenten mehr als null bis zwei Punkte zu holen, dann hat man es eben letztendlich auch nicht verdient, in der Liga zu bleiben.

 

Matthias Landfried coaching Kim Jung Hoon

Hoffen wird der SV Plüderhausen vor allem auch wieder auf Spitzenspieler Kim Jung Hoon aus Korea, der mit einer Bilanz von 6:7 aktuell vor Bai Fengtian (5:12) und Trinko Keen (4:7) der stärkste SVPl’er ist. Er hatte zuletzt am 19. Januar den SVP zum zweiten Saisonsieg gegen die TTF Liebherr Ochsenhausen geführt und dabei beide Einzel gewonnen, konnte aber im Februar in keinem Spiel eingesetzt werden. Sollte Kim Jung Hoon am kommenden Sonntag gegen den 1. FC Saarbrücken wieder einsatzfähig sein, bestehen Siegchancen, vor allem auch wenn er endlich mal wieder gemeinsam mit Adrien Mattenet eingesetzt werden könnte. Wenn dann auch noch Bai Fengtian zum Einsatz kommt, dann wäre das endlich das zweite Spiel in dann bereits 15 Bundesligapartien in Bestbesetzung. Sollte erneut keine Auflaufen in stärkster Besetzung möglich sein, dann wird es gegen Playoffanwärter Saarbrücken sehr schwer und dann verbleiben nur noch drei Partien, um das Ruder in einer wahren Seuchensaison noch rumzureissen.

Des einen Leid, des anderen Freud. Der TTC Hagen und der Post SV Mühlhausen profitierten enorm von den Plüderhäuser Schwierigkeiten.

Der TTC Hagen konnte mittlerweile einen weiteren Sieg gegen vermeintlich unmotivierte Grenzauer einfahren, die nach dem Ausscheiden aus dem Playoffkampf nun im Niemandsland der Tabelle angekommen sind. Nach oben geht nichts mehr, aber auch nach unten kann nichts mehr passieren. Hagen wird genauso wie Plüderhausen hoffen, dass sich Grenzau am Wochenende im Heimspiel gegen Mühlhausen in einer besseren Form präsentiert.

 

TTC Hagen Tischtennis Bundesliga 2013/2014

Dass Hagen in der TTBL nach dem vierzehnten Spieltag mit acht Punkten in der Tabelle steht, da hätte vor der Saison auch niemand gerechnet. Erwartungsgemäß wären es zu diesem Zeitpunkt maximal zwei bis vier Punkte gewesen. Doch die junge Truppe aus NRW spielt eine tolle Saison! Ovidiu Ionescu (ROM), zur Rückrunde sogar zur Nummer 1 des Teams aufgestiegen, steht aktuell 6:11, Jonathan Groth (DEN) 7:10 und der ehemalige japanische Einzelmeister Maharu Yoshimura (JPN) steht in seiner ersten Bundesligasaison in Deutschland 7:11. Sein Leistungsvermögen zeigte der junge Japaner insbesondere bei seinen Siegen gegen Patrick Baum, Kim Jung Hoon und Chuang Chih-Yuan.

 

Jonathan Groth forehand

Hagen dürfte im Abstiegskampf die besten Karten haben, den Klassenerhalt zu realisieren. Nach TT-NEWS-Informationen kann der TTC in allen restlichen Bundesligapartien Yoshimura einsetzen, darüber hinaus haben sie die beste Ausgangsposition.

 

Maharu Yoshimura forehand

In Hagen wird Bundesligatischtennis von allen zehn Vereinen bislang am schlechtesten angenommen. Gerade einmal 187 Zuschauer verloren sich im Schnitt in der riesigen Enervie-Arena, dies zog den Liga-Durchschnitt von aktuell 462 Zuschauern pro Partie spürbar in den Keller. Doch das Funktionärs- und Organisationsteam in Hagen ist engagiert und versucht die Bundesliga mehr und mehr in Hagen in Szene zu setzen.

 

Ovidiu Ionescu TTC Hagen

Eine wahre Euphoriewelle herrscht in Mühlhausen. Als Absteiger Nummer 1 gehandelt, verblüffte der Post SV mit aktuell sechs Punkten nicht wenige. Aktuell belegt Mühlhausen mit 6:22 nach dem TTC Hagen (8:20) und vor dem SV Plüderhausen (4:24) Platz 9 in der Tabelle.

 

Mattis Burgis Post SV Mühlhausen

Tischtennis wird in Mühlhausen gelebt, in der kleinen frisch renovierten Halle am Kristanplatz erwartet jeden Gegner ein wahrer Hexenkessel und mit 350 bis 400 Zuschauern ist die Halle praktisch immer ausverkauft. Dieser Zuschauerschnitt von 376 Zuschauern dokumentiert auch, dass die Bundesliga in Mühlhausen auch eine breite Akzeptanz bei den Fans findet. Die Thüringer übertreffen damit Bundesliga-Urgesteine wie den SV Werder Bremen (360), TTC Zugbrücke Grenzau (345), SV Plüderhausen und 1. FC Saarbrücken (beide 302). Auch der TTC metabo Frickenhausen ist mit aktuell 390 Zuschauern in Reichweite.

 

Mattis Burgis forehand

Mühlhausen hat es genauso wie Hagen und Plüderhausen noch selber in der Hand, den Klassenerhalt zu schaffen. Mühlhausen spielt am Wochenende in Grenzau, eine Woche später daheim gegen den TTC Hagen und am letzten Spieltag beim SV Plüderhausen. Das sind drei Endspiele, von denen Mühlhausen ein bis zwei gewinnen müsste, um den Klassenerhalt unter Dach und Fach zu bringen.

 

Mattis Burgis jubelt

Mühlhausen hat mit Lars Hielscher (0:5) ebenfalls einen Verletzten in ihren Reihen, jedoch konnte das besser kompensiert werden, da Mattis Burgis (4:16), Michael bardon (5:10) und Bohumil Vozicky (6:6) allesamt zwar nicht viele Spiele gewonnen haben, aber einerseits mehr als man von diesen Spielern erwarten durfte und andererseits vor allem zur richtigen Zeit gewonnen wurde!