TTBL: Borussia Düsseldorf ist Deutscher Meister 2011/12



Der Favorit hat sich durchgesetzt. Mit 3:1 besiegte Rekordmeister Borussia Düsseldorf vor ca. 1.500 Zuschauern in der Bamberger Stechert-Arena Herausforderer 1. FC Saarbrücken TT und holte damit den 59. Titel der ereignisreichen Vereinsgeschichte ins Rheinland. Es war zudem der 25. nationale Meistertitel der Borussia, die eine zunächst nicht erwartungsgemäß verlaufene Saison am Ende doch noch mit zwei wichtigen Pokalen „retten“ konnte. Ein überragender Timo Boll sowie ein wild entschlossener Christian Süß waren die Matchwinner beim Sieger, während bei den alles andere als schwachen Saarbrückern lediglich Bojan Tokic punkten konnte. Schlüsselspiel war das Match zwischen Bastian Steger und Süß beim Stand von 1:1, in dem sich der Westfale mit großem Kämpferherz behaupten konnte. Die Saarländer haben insgesamt eine tolle Saison gespielt, bewiesen die Größe, den Sieg des Gegners als verdient anzuerkennen und feierten ihrerseits Platz zwei in der Meisterschaft, den Ligapokal sowie das tolle Abschneiden in der Champions League mit reichlich Sekt.

 

Im Finale von Bamberg gelang den Düsseldorfern, die sich auf den Punkt topfit und in bester Spiellaune präsentierten, die Titelverteidigung. Nach zwei Stunden 37 Minuten hatte Borussia Düsseldorf den Ligapokalsieger 1. FC Saarbrücken, der die Punktrunde der TTBL auf Platz eins abgeschlossen hatte,  mit 3:1 bezwungen.

Die Saarländer erwiesen sich allerdings als Herausforderer von Format und machten es dem Rekord-Champion in der recht warmen, ein wenig stickigen Arena alles andere als leicht. Sie hatten aufstellungstechnisch hoch gepokert und mit Joao Monteiro ihren erfolgreichsten Spieler – TTBL-Bilanz 19:3 – gleich gegen Timo Boll gestellt. Man hoffte, durch einen Überraschungssieg im Auftaktmatch die Borussia auch psychologisch ins Wanken zu bringen. Doch die deutsche Nummer eins präsentierte sich fast schon in Olympia-Form und ließ dem Portugiesen im Linkshänder-Duell keine Chance. Nun würde es äußerst schwer werden für die Saarländer.

Doch man schlug zurück: Bojan Tokic behielt in einem dramatischen Fünfsatz-Match gegen Patrick Baum die Oberhand, der im vierten Satz zwei Matchbälle nicht nutzen konnte. Zur Pause war die Hoffnung im Saarbrücker Lager groß, die Überraschung doch noch schaffen zu können. Dazu musste freilich im Duell der Dreier der amtierende deutsche Einzelmeister Bastian Steger nahezu zwingend Christian Süß schlagen. Doch der Düsseldorfer hatte seinen maroden Auftritt vor einigen Wochen an gleicher Stätte gegen den Ochsenhausener Andrej Gacina wettzumachen und seinen guten Ruf wiederherzustellen. Motiviert bis in die Haarspitzen kaufte Süß seinem Widersacher den Schneid ab und bekam das Match, nach ausgeglichenem Beginn, mit zunehmender Spieldauer im besser in den Griff. Zufrieden nahm der rotblonde Westfale nach seinem überzeugenden Auftritt die Ovationen der Fans und natürlich seiner Mitspieler entgegen – so stark hatte man ihn in dieser Saison noch nicht gesehen.

Das war die Steilvorlage für Timo Boll. Und der Weltranglistensechste ließ sich auch von Tokic die Butter nicht mehr vom Brot nehmen. Der Slowene kämpfte aufopferungsvoll, brillierte phasenweise sogar und legte in jedem Satz furios vor, doch der nervlich extrem stabile Boll konnte ihn gegen Ende stets abfangen.

Als der Odenwälder, der im Finale ohne Satzverlust blieb, schließlich auch Durchgang drei mit 12:10 zu seinen Gunsten entschieden hatte, kannten die Düsseldorfer kein Halten mehr und ließen ihren Emotionen freien Lauf. Minutenlang jubelten Boll, Süß, Baum, Jakab, Trainer Heister sowie Betreuerstab und Management in der Box, ließen sich von den circa 70 mitgereisten Borussia-Fans feiern und bedankten sich wiederum bei ihren Anhängern für die tolle Unterstützung über das gesamte Jahr.

 

 

STIMMEN ZUM FINALE

Danny Heister (Trainer Borussia): „In so einem Endspiel kann alles passieren. Die Spieler kennen sich sehr gut aus vielen gemeinsamen Trainingseinheiten und wissen um die Stärken und Schwächen des Anderen. Ich bin total glücklich, dass wir den Titel geholt haben, zumal jeder weiß, dass es für uns eine ganz schwierige Saison war. Wir haben alle die letzten sechs, sieben Wochen sehr hart gearbeitet, mit dem Ziel, heute zu gewinnen. Wir haben es geschafft, dass alle rechtzeitig gesund und fit waren, das ist auch eine Leistung. Jetzt wird erstmal gefeiert, am Dienstag geht es mit den Jungs drei Tage auf Mallorca.“

Christian Süß: „Das war eine verzwickte Saison. Im Januar hätte niemand gedacht, dass wir doch noch zwei Titel holen. Aber wir haben uns rechtzeitig gefangen, das Verletzungspech abgelegt. Wir hatten in dieser Saison viele Hürden zu überwinden. Dass wir am Ende mit zwei Titeln dastehen ist fast noch höher einzuschätzen als das Triple im vergangenen Jahr.“

Timo Boll: „Es ist immer wieder ein tolles Gefühl, wenn man mit der Mannschaft einen Titel holt. Dass es in Bamberg stattgefunden hat, war für manche Fans vielleicht schade, für den Tischtennissport aber gut. Wir dürfen nicht immer nur in den Hochburgen bleiben. Dass heute nicht ganz so viele Zuschauer da waren, wie gedacht, lag sicher auch am Wetter. Als „normaler Mensch“ wäre ich heute auch nicht in die Halle gegangen.“

Bastian Steger: „In einem Endspiel ist alles möglich, auch Düsseldorf zu schlagen. Aber dafür muss es optimal laufen. Wir hatten uns schon Chancen ausgerechnet, aber wir wussten auch, dass es sehr, sehr schwer wird und dass wir sehr gut spielen müssen, um es zu packen. Leider lief es bei uns heute aber nicht optimal, so dass die Borussia verdient Deutscher Meister geworden ist. Ich glaube nicht, dass ich mich in meinem Spiel zu stark unter Druck gesetzt habe. Ich habe sicher heute nicht mein bestes Tischtennis abrufen können, muss aber auch anerkennen, dass Christian sehr gut gespielt hat.“

Klaus Bastian, Manager Saarbrücken: „Es war ein würdiges Endspiel und Düsseldorf hat verdient gewonnen. Das erkennen wir an und gratulieren herzlich. Wir haben es ihnen aber nicht leicht gemacht und freuen uns über die tolle Saison, die wir gespielt haben. Deshalb haben auch wir allen Grund fröhlich zu sein, zumal wir unseren Pokalsieg von Stuttgart noch nicht gefeiert haben.“

Matthias Landfried (Trainer Saarbrücken): „Glück gehört immer dazu, aber Glück muss man sich auch verdienen. Wir hatten diese Saison unglaubliche 35 Spiele, haben die Bundesliga auf Platz 1 abgeschlossen, sind nach Siegen über Düsseldorf, Bremen und Plüderhausen Deutscher Pokalsieger geworden, haben in der Champions League als einziger deutscher Verein die Gruppenspiele überstanden, uns im Viertelfinale gegen Niederösterreich mit Werner Schlager und Chen Weixing durchgesetzt und sind erst im Halbfinale (mit Finale-Matchbällen) gegen Ekaterinburg ausgeschieden und dann in den Play-offs nach den Siegen gegen Ochsenhausen ins Finale eingezogen. Alles in allem eine geniale Saison! Aber eben auch unendlich lange und anstrengend. Letztendlich hat es im 35. von 35 Spielen nicht mehr gereicht. Finale hin oder her – die Spieler waren mental nicht mehr so frisch, aber auch die Bank war nicht mehr so dermaßen siegeshungrig, wie wir es die gesamte Saison waren.“

Claus-Dieter Schad, TTBL-Geschäftsführer: „Kompliment an die Borussia, sie waren heute den einen Tick besser, auch wenn sich Saarbrücken teuer verkauft hat. Die Entscheidung für ein einziges Endspiel war absolut richtig, man muss auf den Punkt da sein, alles geben, spannender könnte es nicht sein. Natürlich hatten wir uns ein paar mehr Zuschauer erhofft, aber das Event wird sich herumsprechen und in den nächsten Jahren werden hoffentlich mehr Menschen den Weg in die Halle finden.“

 

Borussia Düsseldorf – 1. FC Saarbrücken TT 3:1

Timo Boll – Joao Monteiro 3:0 (8, 4, 9)
Patrick Baum – Bojan Tokic 2:3 (-7, 4, 6, -10, -7)
Christian Süß – Bastian Steger 3:1 (7, -11, 4, 5)
Timo Boll – Bojan Tokic 3:0 (9, 9, 10)