TTBL: Finale in Bamberg – Herausforderer Saarbrücken will Boll & Co. kalt erwischen



Rund 2.000 Zuschauer werden am Freitagabend in der Bamberger Stechert-Arena erwartet, wenn das Bundesliga-Gigantentreffen um den deutschen Meistertitel 2011/12 zwischen Pokalchampion 1. FC Saarbrücken TT und Rekordmeister Borussia Düsseldorf steigt. Die Spannung ist riesengroß, zumal erstmals seit 21 Jahren ein einziges Endspiel an neutraler Stätte alles entscheiden wird – wer da einen schwachen Tag erwischt, muss durch ein Tal der Tränen gehen. Es riecht nach Dramatik und purer Emotion, da beide Kontrahenten vermutlich mit großer Leidenschaft zu Werke gehen werden. Natürlich geht der Rekordmeister, der zum 25. Mal in der Klubhistorie den Meistertitel erringen will, als Favorit ins Rennen. Einen gefährlicheren und erfolgshungrigeren Widersacher als das „Dream Team“ aus dem Saarland wird man jedoch in Deutschland kaum finden können. Nichts scheint unmöglich.

Freitag, 25. Mai, 19:00 Uhr: 1. FC Saarbrücken TT – Borussia Düsseldorf
(Stechert Arena, Forchheimer Straße 15, 96050 Bamberg)

Die Saarländer haben die mit Abstand beste Saison ihrer traditionsreichen Vereinsgeschichte gespielt, den Ligapokal gewonnen und wären um ein Haar ins Champions League-Endspiel eingezogen. Die Punktrunde haben Steger & Co. unangefochten als Ligaprimus abgeschlossen, im Halbfinale setzte man sich gegen starke Ochsenhausener durch. So ausgeglichen besetzt wie der 1.FCS ist kein anderes Bundesligateam. Die Spieler werden sich im Finale zerreißen, um die große Sensation zu schaffen und die Borussia vom Sockel zu stoßen.

Bei den Rheinländern war monatelang Sand im Getriebe, nicht zuletzt aufgrund von Verletzungspech. So musste man die Champions League und den Pokalwettbewerb abschreiben – es wurde nichts aus dem vor der Saison als Ziel ausgegebenen „Triple Triple“. Doch zuletzt lief man wieder zu standesgemäßer Form auf und deklassierte das französische Topteam aus Angers im ETTU Cup-Finale. Man errang damit den 58. Titel der Vereinsgeschichte, die eine einzige Erfolgsstory war. Nun möchte der Ausnahmeklub, der im Halbfinale Fulda-Maberzell ausschaltete, unbedingt Nummer 59 folgen lassen, es wäre zugleich der 25. nationale Meistertitel. Doch Steger, Monteiro und Tokic haben etwas dagegen.

Borussia-Trainer Danny Heister zeigt Respekt vor dem Herausforderer: „Die Stärke Saarbrückens ist ihre Ausgeglichenheit. Alle drei Stammspieler haben eine hoch positive Bilanz und jeder von ihnen kann gegen jeden von uns gewinnen. Wir müssen in jedem einzelnen Match hochkonzentriert an den Tisch gehen.“ Dass erstmals seit 21 Jahren der Meistertitel in nur einem Endspiel an neutraler Stätte vergeben wird, empfindet Christian Süß als kleinen Nachteil für seine Farben: „Eine Mannschaft wie die Borussia ist in zwei Spielen nur schwer zu bezwingen. Aber die Saison hat gezeigt, dass wir bei Krankheit oder Verletzung anfällig sind. Darum ist ein breit aufgestelltes Team wie Saarbrücken vielleicht ganz leicht im Vorteil. Wir dürfen uns halt nicht überrumpeln lassen.“ Düsseldorfs Weltstar Timo Boll zeigt sich vorsichtig optimistisch: „Ich denke schon, dass wir der Favorit sind. Andererseits, Saarbrücken hat über die gesamte Spielzeit wesentlich stärker gespielt als wir, während wir, auf Grund von Verletzungen und Krankheiten, viel mit uns selbst zu kämpfen hatten. Jetzt sind aber zum Glück alle fit und einsatzbereit. Deshalb freuen wir uns zu zeigen, dass wir hoffentlich die beste Tischtennismannschaft in Deutschland sind.“ 

Ausführlich äußert sich Saarbrückens Trainer Matthias Landfried zu den Aussichten seines Teams: „Natürlich ist Düsseldorf klarer Favorit. Allerdings haben wir sie diese Saison schon zweimal geschlagen, einmal davon mit Timo Boll. Wir werden mit Sicherheit versuchen, jede Chance zu nutzen und glauben auch daran, eine erneute Sensation schaffen zu können. Aufgrund dessen, dass wir kein Finale mit Hin- und Rückspiel in Saarbrücken und Düsseldorf haben, wo wir sicherlich 20:80 Außenseiter gewesen wären, sondern ein echtes Endspiel auf neutralem Boden, stehen unsere Chancen etwas besser. Ich schätze diese auf 30:70 bis sogar 40:60 ein, die Tagesform wird entscheidend sein. Düsseldorf weiß natürlich genau, dass sie in Topform Favorit sind. Aber sie wissen genauso, dass sie an einem schlechten Tag verlieren werden und dass ihnen bei durchschnittlicher Tagesform gegen uns ein heißer Tanz blüht. Wir haben gar nichts zu verlieren. Wir haben die Bundesligasaison auf Platz eins abgeschlossen, gehören nach unserem CL-Halbfinale gegen Russlands Topteam UMMC aktuell zu Europas vier stärksten Mannschaften und haben mit dem Pokalsieg in der Porsche-Arena diese Saison schon einen großartigen Titel geholt. Warum sollten wir also mit übermäßigem Respekt antreten? Wir werden frei und locker aufspielen, aber Düsseldorf steht nach der verkorksten Saison unter Druck, in der sie zwei Titel nicht verteidigen konnten. Sie wollen und müssen jetzt definitiv den Meistertitel holen, um von einer trotzdem erfolgreichen Saison sprechen zu können. Die Vizemeisterschaft ist für Düsseldorf zu wenig, deshalb stehen sie gewaltig unter Druck und haben auch nach ihrem Auftritt gegen Ochsenhausen in Bamberg wieder einiges gut zu machen.“

Am Freitagabend gegen 22:00, spätestens 22:30 Uhr, werden wir wissen, wer Recht behält und am Ende ganz oben auf dem Siegertreppchen steht. Bis dahin ist reichlich Spannung angesagt.

Das Finale in der Übersicht:

1. FC Saarbrücken TT

Abschlusstabelle 1. Bundesliga (TTBL): 1. Platz

Deutscher Pokalsieger 2011/12
Champions League Halbfinalist 2011/2012

Bastian Steger (GER, 31 Jahre, Weltrangliste: 22., TTBL-Bilanz inkl. Play-offs: 19:8)
Joao Monteiro (POR, 28 J., 36., 19:3)
Bojan Tokic (SVN, 31 J., 33., 17:7)
Trainer: Matthias Landfried (GER, 37 J.)

Borussia Düsseldorf

Abschlusstabelle 1. Bundesliga (TTBL): 2. Platz

ETTU Cup-Sieger 2011/12

Timo Boll (GER, 31 J., 6., 13:1)
Christian Süß (GER, 26 J., 52., 13:4)
Patrick Baum (GER, 24 J., 23., 17:5)
János Jakab (HUN, 25 J., 129., 6:8)
Trainer: Danny Heister (NED, 40 J.)

Hinweis: Tischtennis-Fans, die nicht nach Bamberg reisen, können die Partie im Livestream auf verschiedenen Internet-Plattformen verfolgen, so etwa auf http://tv.ttbl.de.