„Gekämpft wie die Löwen“: Zittersieg der TTF zum Auftakt



Aller Anfang ist schwer – das bekamen die Ochsenhausener am Sonntag zu spüren. In der spannendsten Partie des 1. TTBL-Spieltags mussten die TTF 220 Minuten fighten, um gegen starke Grünwettersbacher einen 0:2-Rückstand in einen 3:2-Sieg umzumünzen.

„Die Jungs haben sich nach dem 0:2 nicht aufgegeben, das war wichtig“, so ein erleichterter Dmitrij Mazunov nach seinem Debüt als TTF-Cheftrainer.

Die gut 300 Zuschauer bei der Ochsenhausener Heimspiel-Premiere in der Ehinger Sporthalle des Johann-Vanotti-Gymnasiums – angesichts des tollen Sommerwetters durchaus in Ordnung – bekamen gleich das volle Programm zu sehen inklusive des neu eingeführten Abschlussdoppels beim Spielstand von 2:2.

TTF am Anfang mit großen Problemen

Der Beginn war aus Sicht des deutschen Vizemeisters recht bescheiden, der, um jedes Risiko zu vermeiden, auf Hugo Calderano verzichtet hatte, der noch ein leichtes Ziehen im rechten Knie verspürte. Bei den Badenern fehlte die indische Neuverpflichtung Sathiyan Gnanasekaran, der bei den Asien-Meisterschaften im Einsatz war.

Zunächst fand Simon Gauzy gegen den stark spielenden Penholder-Spezialisten Dang Qiu gar nicht in sein Spiel und musste eine überraschende 1:3-Niederlage quittieren. „Simons Vorhand kam einfach nicht“, analysierte TTF-Präsident Kristijan Pejinovic. „Er wollte dann auch zu sehr mit dem Kopf durch die Wand.“

Nun hoffte man, dass der an Position zwei aufgestellte neue Mann aus Österreich, Stefan Fegerl, die TTF zurück ins Spiel bringen würde. Doch sein Gegner, der deutsche Nationalspieler Ricardo Walther, hatte einen bärenstarken Tag erwischt. Der von Triple-Sieger Borussia Düsseldorf gekommene Fegerl war bei seinem Debüt im Ochsenhauser Dress nicht gerade vom Glück begünstigt. Die ersten beiden Durchgänge gingen mit 10:12 und 13:15 denkbar knapp verloren. Dann kämpfte sich Fegerl ins Match zurück und egalisierte, um im Entscheidungssatz erneut knapp zu verlieren. „Walther hat mit der Rückhand heute einfach alles getroffen“, so Pejinovic, der aber immer noch an den Erfolg glaubte. „Ich hatte in der Pause 3:2 für uns getippt.“

Jakub Dyjas läutet die Aufholjagd ein

Dennoch war die Situation für die Gastgeber fraglos brenzlig, zumal das dritte Spiel zwischen Jakub Dyjas und Bojan Tokic völlig offen schien – der 22-jährige Pole hatte gegen den 15 Jahre älteren Slowenen schon öfters wichtige Matches verloren und bei einem solchen Rückstand des eigenen Teams strotz man im Normalfall nicht gerade vor Selbstvertrauen. Zudem war Dyjas letzte Saison nicht unbedingt der nervenstärkste Ochsenhausener. Doch diesmal behielt er die Übersicht und spielte sein Spiel ohne erkennbare Nervosität. Er gewann die umkämpften beiden ersten Sätze jeweils mit 11:9. Und als er im dritten Durchgang eine komfortable 9:3-Führung fast verspielt hatte – Tokic war auf 8:9 herangekommen –, behielt der TTF-Dreier einen kühlen Kopf und machte die nötigen drei Punkte in Folge zum 1:2-Anschluss für sein Team.

Nun musste Simon Gauzy nachlegen, um die Oberschwaben ins Doppel zu retten. Doch sein Gegner hieß Ricardo Walther – und der war richtig gut drauf. Immerhin hatte der 23-jährige Franzose den Frust vom ersten Match abgeschüttelt und ging das hochklassige Duell gut fokussiert an. Zweimal konnte er nach Sätzen vorlegen, zweimal sein Gegner egalisieren. Im Entscheidungssatz zog Gauzy nach dem Seitenwechsel von 4:5 auf 9:5 davon, doch Walther resignierte nicht und kam gegen Ende nochmals stark auf. So brauchte der Ochsenhauser schließlich vier Matchbälle, um den 2:2-Ausgleich einzutüten.

Spannendes Premieren-Doppel mit Happyend für Ochsenhausen

Es folgte die Doppel-Premiere in Ehingen und die TTF konnten eine nominell starke Formation in den Ring schicken – immerhin war Stefan Fegerl 2015 Europameister im Doppel und Jakub Dyjas Vize-Europameister im Jahr darauf. Dennoch wurde es die beiden alles andere als leicht gemacht. Mit Dang Qiu/Bojan Tokic stand ihnen ein sperriges, gut harmonierendes Gäste-Doppel gegenüber, gegen das man sich Punkt für Punkt mühevoll erarbeiten musste. Besonders das Aufschlag-Rückschlag-Spiel von Qiu bereitete den TTF-Akteuren Probleme. Zwar gewannen sie Durchgang eins, verloren dann aber die folgenden beiden Sätze. Erneut stand Ochsenhausen also mit dem Rücken zur Wand. Als Fegerl/Dyjas im vierten Satz eine 4:1-Führung verspielt hatten und die Gegner mit 5:4 in Front lagen, hielt mancher in der Halle die Luft an. Doch ein Time-out von Dmitrij Mazunov im richtigen Moment brachte das TTF-Duo zurück ins Match – man spielte den Satz fast fehlerfrei zu Ende und machte aus dem 4:5 ein 11:6. Auch im letzten Satz bewiesen die beiden Ochsenhauser den längeren Atem, als sie aus der Bedrängnis ihr bestes Tischtennis spielten und einen 4:6-Rückstand zu einer 9:6-Führung drehten und wenige Augenblicke später ihren ersten Matchball zum 11:7-Sieg verwandelten. Tiefes Durchatmen, man hatte den Krimi gegen einen gleichwertigen Widersacher gewonnen.

Mazunov und Pejinovic erleichtert

„Wir haben schlecht angefangen, die Jungs sind schwer ins Spiel gekommen“, so Cheftrainer Dima Mazunov. „Sie haben aber gekämpft wie die Löwen und sind am Ende belohnt worden.“ Der neue Chef auf der Kommandobrücke hatte sich schon gedacht, dass es schwierig werden könnte. „Gerade am Anfang einer Saison weiß man nie so genau, wo man steht“, so Mazunov. „Vieles muss sich da erst einspielen. Schließlich hatten wir letzte Saison sogar die ersten drei Spiele verloren.“ Umso wichtiger sei es, dass es geklappt hat. „Dass wir dieses schwierige Spiel umbiegen konnten, gibt natürlich Selbstvertrauen für die nächsten Aufgaben.“ Am 31.08. geht es weiter mit dem Heimspiel gegen Saarbrücken: „Jetzt haben wir knapp zwei Wochen Zeit, um uns gut auf Saarbrücken vorzubereiten. Wir werden die Zeit nutzen.“

Kristijan Pejinovic stimmte mit der Analyse des Cheftrainers überein. „Das war nicht einfach, am Anfang muss man erst mal seinen Rhythmus finden“, sagte er kurz nach der Partie. „Vieles war neu, eine neue Halle, ein neuer Trainer, ein neuer Spieler, das Doppel neu – das sind alles kleine Faktoren, die aber in der Summe schon eine Bedeutung haben. Ich bin froh, dass unsere Jungs es gemeistert haben und jeder etwas zum Sieg beitragen konnte.“ Auch für den neuen Trainer sei der erfolgreiche Auftakt wichtig gewesen. „Prima, dass Dima einen guten Einstand hatte, früher hat er immer neben dem Trainer gesessen und heute war er zum ersten Mal Chef am Rande der Bande.“ Es sei nicht einfacher für die TTF in der Bundesliga geworden: „Früher waren wir die Jäger, inzwischen gehören wir zu den Gejagten, gegen die die anderen locker aufspielen, da sie nichts zu verlieren haben.“

Besonders gefreut hat den TTF-Chef, dass auch Ehinger Basketballer im Publikum saßen und die Tischtennis-Asse aus Oberschwaben anfeuerten: „Herzlichen Dank für die Unterstützung durch das Team Ehingen Urspring! Circa 30 Basketballer waren da und standen wie ein Mann hinter uns, darunter auch Spieler der Ehinger Zweitliga-Mannschaft.“


Das Spiel in der Übersicht

Simon Gauzy – Dang Qiu 1:3 (6:11, 14:12, 7:11, 9:11)

Stefan Fegerl – Ricardo Walther 2:3 (10:12, 13:15, 11:7, 11:8, 9:11)

Jakub Dyjas – Bojan Tokic 3:0 (11:9, 11:9, 11:8)

Simon Gauzy – Ricardo Walther 3:2 (11:9, 4:11, 11:6, 7:11, 12:10)

Stefan Fegerl/Jakub Dyjas – Bojan Tokic/Dang Qiu  (11:9, 7:11, 10:12, 11:6, 11:7)  

 

Alle Begegnungen des 1. TTBL-Spieltags findet man auf dem neuen Video-Portal Tischtennis-Deutschland.TV.  


Text & Foto Dyjas: Dr. Stephan Roscher

Teamfoto: TTF Liebherr Ochsenhausen