TTBL: Bergneustadts Schwalben peilen die Play-offs an



Am Sonntag starten die Bergneustädter Schwalben mit dem Heimspiel gegen Mühlhausen in die neue Saison. Pikant: Ex-Schwalbe Steffen Mengel schlägt nun für die Thüringer auf. Uns beschäftigt die Frage, wie stark Duda & Co. diesmal einzuschätzen sind.

Bei den Bergneustädtern, die vor der schwachen letzten Spielzeit, die lediglich Platz acht bescherte, zweimal hintereinander nur knapp an der Play-off-Teilnahme gescheitert waren, hat sich personell einiges getan. Neben Mengel, der 2017/18 verletzungsbedingt wenig spielte und nur zwei Matches gewann, verließ auch Kamal Achanta, bei dem im Bergischen Land so gut wie nichts zusammenlief, den Verein – den prominenten Inder zog es nach Düsseldorf zurück. Dafür sind der erfahrene Engländer Paul Drinkhall und das russische Toptalent Vladimir Sidorenko gekommen.

Benedikt Duda, in der Weltrangliste gerade auf Platz 46 zurückgefallen, bleibt unangefochtene Nummer eins. Letzte Saison hat der 24-jährige DTTB-Nationalspieler in der TTBL immerhin bereits eine 17:12-Bilanz erzielt und immer vorne gespielt. Dieses Ergebnis will er mindestens wiederholen, wohl wissend, dass seine Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist und weitere Steigerungen nicht unwahrscheinlich sind.

Mit dem 28-jährigen Paul Drinkhall, der im Lauf seiner Karriere bereits für die Bundesligisten Gönnern, Jülich, Plüderhausen und Bremen aufschlug, hat man eine solide Nummer zwei unter Vertrag genommen. Drinkhall fiel im ITTF-Ranking wegen zu weniger internationaler Einsätze zuletzt zwar auf Rang 90 zurück, doch da gehört er definitiv nicht hin. Der Brite hat bereits an zwölf Weltmeisterschaften teilgenommen und gilt als guter Teamplayer. Mit der englischen Nationalmannschaft hat er 2016 sensationell WM-Bronze geholt. Zuletzt war er in Polens 1. Liga bei PKS Kolping Frac Jaroslaw aktiv.

Der 27-jährige Linkshänder Alvaro Robles ist geblieben und steht in der Meldeliste an dritter Stelle. In der Weltrangliste ist der Spanier immerhin auf Platz 44 gelistet. Letzte Saison blieb er in der TTBL mit einer 8:14-Bilanz unter seinen Möglichkeiten – allerdings wurde er fast immer vorne aufgestellt.

Ein Faustpfand für die Zukunft ist der erst 16-jährige Russe Vladimir Sidorenko aus dem Ochsenhausener Liebherr Masters College. Das „Nesthäkchen“ der Truppe (August-Weltrangliste Platz 182) ist die neue Nummer vier und gilt als eines der größten Talente Europas.

Ein neuer Spielertrainer ist ebenfalls an Bord. Lei Yang, in den letzten Jahren für Drittligist Brackwede aktiv, hat bei den Schwalben angeheuert. Zusammen mit dem immer noch starken Slowaken Peter Sereda ist der Penholder-Spezialist im vorderen Paarkreuz der 2. Mannschaft gemeldet, die in der Regionalliga West aufschlägt. Doch sein Denken kreist natürlich nun um die von ihm trainierte „Erste“. „Wir haben ein junges Team, das aber auch bereits über viel Erfahrung verfügt“, gibt der Ehemann von Han Ying zu Protokoll, der mit den Schwalben gerne in die Play-offs möchte.

Unterstützung erhält er von Benedikt Duda: „Es wird Zeit für Play-offs in Bergneustadt!“ Der TTC-Einser sowie die Vereinsführung um den Vorsitzenden Andreas Grothe und Manager Heinz Duda gehen davon aus, dass besonders Drinkhall dem Klub aus dem Bergischen Land gut tun wird, den man für ein „Kampfschwein“ im besten Sinne hält.

Die Regeländerung in der Tischtennis Bundesliga mit dem Entscheidungs-Doppel beim Spielstand von 2:2 bewertet „Bene“ Duda als vorteilhaft für sein Team. „Wir haben starke Doppelspieler in unseren Reihen“, sagt Duda und hat dabei nicht zuletzt Alvaro Robles im Auge. Man hat es gleich am Sonntag in der Hand, einen Katastrophen-Saisonstart wie 2017/18 zu vermeiden, als man nach vier Partien mit 0:8 Punkten im Tabellenkeller stand. Etwas mehr Unterstützung von den Fans als in der Vergangenheit wünscht man sich sehnlichst – die Heimspiele in der voluminösen Gummersbacher SCHWALBE Arena waren allzu oft Events für einige Dutzend Insider. Der fast peinliche Zuschauerschnitt von 122 aus der Vorsaison wird sich hoffentlich nicht wiederholen.  

Unabhängig davon, ob man das große Ziel nun erreicht oder nicht – die Konkurrenz um die Play-off-Plätze ist gut gerüstet und hochkarätig besetzt –, bleibt die deutsche Eliteliga ein großes Erlebnis für den kleinen Verein. „Wir leben hier einen Traum“, sagt Heinz Duda – und man merkt ihm an, dass es ihn nach wie vor emotional bewegt.

 

Text & Foto: Dr. Stephan Roscher