Timo Boll poliert seine Champions-League-Bilanz auf



Durch den Triumph in Europas Königsklasse mit der Düsseldorfer Borussia ist deren Leitwolf Timo Boll nunmehr die alleinige Nummer zwei in der Liste der erfolgreichsten Deutschen im wichtigsten kontinentalen Wettbewerb für Vereine. Die Nummer eins bleibt Jörg Roßkopf.

Boll gewann am Freitag in Orenburg die Champions League bereits zum sechsten Mal. Der Linkshänder feierte 2005 und 2006 mit dem TTV Gönnern seine ersten beiden Königsklassen-Titel, denen er mit den Rheinländern vier weitere Erfolge hinzufügte (2009, 2010, 2011, 2018).

Sein auf nationaler Ebene einziger wirklicher Konkurrent und zugleich Freund Dimitrij Ovtcharov steht bei fünf CL-Titeln. 2009 war „Dima“, gemeinsam mit dem heute 37-jährigen Odenwälder, für die Düsseldorfer Borussia erfolgreich, später bestieg er viermal mit Fakel Gazprom Orenburg Europas Thron (2012, 2013, 2015 und 2017). Dass es diesmal nicht zum sechsten Titel reichte, war sicher auch dem Umstand geschuldet, dass der Weltranglistenzweite nach seiner Hüftverletzung noch nicht wieder richtig fit ist und seinem Klub in den beiden Finalspielen kaum helfen konnte.

Die Siegerliste der Königsklasse führt unverändert der frühere Doppel-Weltmeister und heutige Bundestrainer Jörg Roßkopf an, der neunmal mit seinen Teams an Europas Spitze stand. Allerdings nur, wenn man den Vorgänger-Wettbewerb der Champions League, den Europapokal der Landesmeister, mitrechnet, wie es in der Regel gehandhabt wird. Seit der Saison 1998/99 gibt es die Champions League, der Europapokal wurde indes erst 2001 zum letzten Mal ausgetragen – beide Wettbewerbe liefen also noch drei Jahre parallel.

„Rossi“ holte mit den Borussen zunächst sechsmal den Europapokal und einmal die Champions League. Im Jahr 2000 wechselte der Südhesse zum mittelhessischen TTV Gönnern, mit dem er sich noch zweimal Europas Krone sichern konnte – gemeinsam mit Boll, damals schon die klare Nummer eins des TTV, wurde die Trophäe 2005 und 2006 errungen.

Das sind im Übrigen weitgehend bekannte und leicht überprüfbare Fakten. Unverständlich, wie die Berliner Morgenpost am 20.05. unter Berufung auf den Sport-Informations-Dienst (sid), der das so aber gar nicht verbreitet hat, titeln konnte: „Mit 37 gewinnt Boll zum ersten Mal die Champions League“ (https://www.morgenpost.de/sport/article214337755/Mit-37-gewinnt-Boll-zum-ersten-Mal-die-Champions-League.html). Man sollte in diesem Zusammenhang nicht vorschnell von „Lügenpresse“ reden, wohl aber von einem schlecht informierten Sportjournalisten, dem es die Materie Tischtennis offenbar nicht wert war, sich etwas genauer mit den Fakten und Hintergründen zu befassen – ein Armutszeugnis ist das in jedem Fall.


Text & Fotos (2): Dr. Stephan Roscher