TTBL: Zweiter Durchgang der Play-off-Halbfinals am Wochenende



Am Wochenende gehen die Halbfinal-Play-offs um den Einzug ins Meisterschaftsfinale in die 2. Runde. Düsseldorf (gegen Saarbrücken) und Ochsenhausen (in Fulda) könnten bereits den Sack zumachen, doch trauen viele den Osthessen zu, ein drittes Match zu erzwingen.

TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell – TTF Liebherr Ochsenhausen (Samstag, 18 Uhr)

Letzte Saison war Fulda-Maberzell der absolute Angstgegner der Oberschwaben, inzwischen hat sich das ebenso geändert wie der Nimbus des Ruwen Filus als „Ochsenhausen-Killer“. In dieser Saison haben die TTF schon zweimal gegen die Osthessen gewonnen, Fulda verzeichnete erst einen Sieg. Und Filus, der 2016/17 gegen die jungen Wilden von Dubravko Skoric die Traumbilanz von 7:0 erzielte, hat zuletzt nur Niederlagen gegen Ochsenhausener Spieler einstecken müssen.

Allerdings ist noch unklar, ob die Gäste wieder auf den beim ersten Play-off wegen einer Knöchelverletzung pausierenden Hugo Calderano zurückgreifen können. Joao Geraldo hatte den Weltranglisten-Zwölften mit einem Sieg über Filus zwar würdig vertreten, dennoch würde Skoric sicher Calderano einsetzen, wenn dieser vom Arzt grünes Licht erhielte.

Die Osthessen wollen erneut nach Frankfurt und setzen auf ihre unbestreitbare Heimstärke. In diesem Sinne sehen sie es als großen Vorteil an, dass ein drittes Play-off ebenfalls in der HUBTEX-Arena stattfände. Die TTF-Spieler kommen zwar mittlerweile recht gut mit den Defensivsystemen von Filus und Wang Xi klar, dennoch sind das meist sehr enge Matches, wie beim 3:1 im Hinspiel, das mit etwas mehr Glück auch anders herum hätte enden können – Gauzy (gegen Wang) und Geraldo (gegen Filus) gewannen die ersten beiden Spiele jeweils knapp im Entscheidungssatz. Und dann gibt es ja noch den scheidenden Jonathan Groth, der richtig stark geworden ist und an einem guten Tag gegen jeden Ochsenhausener gewinnen kann. Vielleicht bringt TTC-Trainer Qing Yu Meng Groth ja diesmal Groth an Position eins oder zwei.

Die HUBTEX-Arena wird am Samstag vermutlich so voll sein, dass keine Maus mehr hinein passt, und zum Hexenkessel werden. Man wird sehen, ob die jungen Ochsenhausener Spieler dem Stand halten werden, die auch deshalb zu gerne ins Endspiel einziehen würden, um sich bei den Düsseldorfern für das unglückliche Aus im Champions-League-Halbfinale nach ausgezählten Bällen zu revanchieren – dass die Borussia einmal mehr das Finale erreicht, hält man auch in Ochsenhausen für mehr als wahrscheinlich.

„Diesmal haben wir mehr Vorbereitung und können uns mental besser fokussieren, und wir fahren mit einem Sieg in der Tasche hin“, so TTF-Präsident Kristijan Pejinovic. „Mal schauen, ob unser Team nun reif ist für das Finale in Frankfurt.“ Simon Gauzy weiß, was auf seine Truppe am Samstag zukommt. „Bei Fulda ist es ähnlich wie bei Düsseldorf und wir wissen, wie schwer es werden wird, dort zu gewinnen. Aber wir sind bereit, den Kampf anzunehmen.“ Der Weltranglisten-Zehnte würde gerne nochmal in dieser Saison gegen Boll und Co. an den Tisch gehen: „Ich wünsche mir einfach, dass wir noch einmal eine Chance bekommen, gegen Düsseldorf zu spielen. Doch auf dem Weg dorthin gibt es noch ein großes Hindernis.“

Borussia Düsseldorf – 1. FC Saarbrücken TT (Sonntag 15 Uhr)

Wenn überhaupt etwas für die Tischtennis-Asse aus dem Saarland vor dem Play-off-Rückspiel im Düsseldorfer ARAG CenterCourt spricht, dann der Umstand, dass sie eigentlich von der gesamten Tischtennis-Community schon abgeschrieben sind. Außer einer Handvoll Hardcore-Fans traut wohl keiner Franziska und Co. zu, ein drittes Match zu erzwingen, das im Übrigen vorsorglich für den 22.04. terminiert wurde. Fast jeder sieht den „FC Bayern des Tischtennissports“ bereits im Finale am 26. Mai in Frankfurt am Main.

Zu wenig Mühe hatten Boll und Kollegen letzten Sonntag beim Hinspiel in der Joachim-Deckarm-Halle, wo beim 3:1 lediglich Kristian Karlsson gegen Patrick Franziska patzte. Doch ein Timo Boll in Galaform, der Bojan Tokic und Franziska zu Statisten degradierte, sowie der – seit sein Wechsel nach Ochsenhausen bekannt gegeben wurde – wieder erstarkte Stefan Fegerl (3:1 gegen Tiago Apolonia) machten den Sack für den Rekordmeister zu.

Die Saarländer haben zwar ein gutes, ausgeglichenes Team, doch fehlt ihnen der „Boll-Killer“. Und gegen Borussia Düsseldorf kann man eigentlich nur etwas reißen, wenn man dem Weltranglisten-Zweiten wenigstens ein Match abnimmt. Ansonsten macht Boll seine zwei Punkte und mindestens einer aus dem ohnehin starken Düsseldorfer Rest-Trio Karlsson/Fegerl/Källberg, in wichtigen Matches ohnehin noch besser als im  stinknormalen Liga-Alltag, setzt noch einen drauf.

So gesehen wäre vom Spannungsfaktor her wohl tatsächlich ein Finale Düsseldorf vs. Ochsenhausen optimal, da die Oberschwaben mit Gauzy und Calderano gleich über zwei potenzielle „Boll-Killer“ verfügen, deren Spiel dem 37-jährigen Odenwälder nicht sonderlich liegt. Gegen Teams wie Saarbrücken oder Fulda-Maberzell sind die TTF auf Augenhöhe und können durchaus auch verlieren, nur haben letztere eben niemanden, der, wenn alles normal läuft, Boll vom Sockel stoßen könnte, schon gar nicht in Final-Situationen, wo der prominente Linkshänder in der Regel nochmals einen Tick draufpackt.

Ein Play-off-Halbfinale ist durchaus schon so eine Finalsituation und man kann sich schwer vorstellen, wer von dem Trio Apolonia-Tokic-Franziska einen Boll schlagen könnte. Vom Spielerischen vielleicht Franziska, aber ob da unter dem Druck, gewinnen zu müssen, die Nerven mitspielen?

Für Boll könnte es ein Rekordspiel werden. Käme er zu zwei Einsätzen, würde er sein 400. Match im Trikot der Landeshauptstädter bestreiten. Bislang sind es 398 Spiele, von denen er 348 gewonnen hat.

Alles andere als der Finaleinzug der Rheinländer bereits am Sonntagnachmittag käme einer Sensation gleich. In Düsseldorf sieht man das ähnlich, auch wenn sich Cheftrainer Danny Heister derweil in Understatement übt. „Das Ergebnis vom vergangenen Sonntag sieht deutlich aus, aber das war es nicht“, mahnt Heister. „Saarbrücken ist für uns immer gefährlich. Wir müssen hellwach bleiben und sind noch lange nicht durch.“

Die Play-off-Duelle zwischen Fulda-Maberzell und Ochsenhausen sowie Düsseldorf und Saarbrücken werden im Livestream auf TTBL-TV übertragen.  


Text und Fotos (2): Dr. Stephan Roscher