Paukenschlag im Neuffener Tal: Frickenhausen gibt Profisport auf



Eine spektakuläre und traurige Nachricht kommt aus Frickenhausen. Der TTC Shakehands Frickenhausen, aktuell Tabellen-Vierter im Unterhaus, zieht sich zum Ende der Saison aus finanziellen Gründen aus der 2. Bundesliga zurück und wird künftig wesentlich tiefer spielen.

Das TTC-Präsidium hat einstimmig beschlossen, dass der Noch-Zweitligist am Ende der Saison zurückzieht und auch nicht in der 3. Liga antreten wird. In welcher Klasse der Traditionsklub aus Württemberg nach 34 Jahren in 1. und 2. Bundesliga ab August 2018 spielen wird, entscheidet der Verband. Die zweiten Herren spielen aktuell in der Kreisliga und es ist nicht unwahrscheinlich, dass dort in der kommenden Saison der TTC Frickenhausen I aufschlagen wird. Man hofft seitens des Vereins allerdings noch darauf, wenigstens etwas höher eingestuft zu werden.

Ehrenpräsident Rolf Wohlhaupter-Hermann, lange Jahre Kopf und Hauptsponsor des „Tälesklubs“, sagte: „Die Entscheidung ist leider nachvollziehbar, aber sie tut arg weh – der TTC war mein Kind.“

Am 18. und 25. März hat man noch zwei Heimspiele gegen Bad Homburg und Passau, dreimal tritt man noch in der Fremde an – die Abschiedstour hat begonnen. Danach gibt es kein Spitzen-Tischtennis im Neuffener Tal mehr, wo man 2005 und 2006 jeweils Meistertitel und Pokalsieg sowie 2006 gleich noch den Gewinn des Europapokals feiern durfte. Früher spielte man vor teilweise über 1.000 Fans, zuletzt fanden noch circa 120 Tischtennis-Anhänger den Weg zu den Spielen in der Sporthalle auf dem Berg.

Nach einer ziemlich verkorksten Saison 2016/17, in der man gerade noch den Klassenverbleib via Relegation sichern konnte, hatte man in der aktuellen Spielzeit wieder eine passable Zweitliga-Truppe beisammen, die zuletzt immer besser in Tritt kam. Trainer-Ikone Jian Xin Qiu war auch wieder an Bord, er fungierte als Sportlicher Leiter. Sein Sohn Liang war – neben einigen guten Japanern, dem Portugiesen Diogo Chen, dem Griechen Konstantinos Angelakis und Maikel Sauer – als Spieler dabei.

Der Hauptgrund für die traurige aber unvermeidliche Entscheidung: Zwei Hauptsponsoren steigen aus, wodurch mehr als die Hälfte des Etats wegbricht. Die Firma OSG beendet ihr Engagement und Shakehands verlagert sich nach Japan, wo alles auf die Olympischen Spiele in Tokio 2020 ausgerichtet ist. Auch Jian Xin Qiu wird künftig als Trainer in der attraktiven neuen japanischen Tischtennis-Liga tätig sein.

Die kleineren verbliebenen Sponsoren möchte man halten, um künftig verstärkt die Damen-Mannschaft zu fördern, die in der Oberliga eine gute Rolle spielt und sogar noch Chancen auf den Aufstieg in die Regionalliga besitzt. Zudem will man auf eine gute, perspektivisch angelegte Jugendarbeit im Neuffener Tal nicht verzichten.

TTC-Manager Jürgen „Max” Veith thematisierte ein weiteres Problem: „Wir werden als semi-professioneller Verein so behandelt wie der VfB  Stuttgart und der FC Bayern München, was die Kosten für die Berufsgenossenschaft – über eine halbe Million Euro in den letzten Jahren -, die Sozialabgaben und vor allem die Beiträge für die Künstlersozialkasse vier Jahre rückwärts gerechnet, betrifft. Das ist ein Witz, unfassbar!” Veith ließ keinen Zweifel aufkommen: „Wir mussten handeln, taten dies  einstimmig, es gab keine andere Lösung.“ Präsident Erich Unger fügte hinzu: „Die 2. Liga ist nicht mehr finanzierbar, wir bauen auf die Jugend und die Frauen.”


Text: Dr. Stephan Roscher

Vereinslogo: TTC Shakehands Frickenhausen