MÄRZ-WELTRANGLISTE: Timo Boll älteste Nummer 1 aller Zeiten



Paukenschlag in der März-Weltrangliste: Die neue Nummer eins der Welt ist tatsächlich Timo Boll, der Dimitrij Ovtcharov nach zwei Monaten ganz oben ablöst. Der Odenwälder ist der älteste Spieler aller Zeiten auf der Top-Position. Dima ist nun Dritter hinter Fan Zhendong.

Timo Boll feiert am 8. März seinen 37. Geburtstag. Feiern darf er nun bereits den historischen Moment, noch einmal den Thron der Tischtenniswelt erklommen zu haben, auch wenn er die Nachricht nicht überschwänglich und sogar mit einigen kritischen Anmerkungen aufnahm.

Boll war bereits von Januar bis Mai und im August und September 2003 der beste Spieler der Welt und hatte zudem von Januar bis März 2011 das internationale Ranking angeführt. Noch nie zuvor war es einem Spieler gelungen, die Weltrangliste eineinhalb Jahrzehnte nach dem ersten Erklimmen der Spitze nochmals anzuführen. Im Alter von 21 Jahren wurde der begnadete Linkshänder erstmals zur Nummer eins der Welt, mit 29 gelang ihm das erneut und nun mit 36 Jahren und 356 Tagen noch einmal und womöglich zum letzten Mal in seiner Karriere. Boll übertrumpft damit Tischtennis-Legende Jan-Ove Waldner, der im Oktober 1997 als weltbester Tischtennisspieler fünf Jahre jünger war.

„Als Dima vor wenigen Tagen zu mir kam und meinte, ich sei im März wieder die Nummer 1 der Weltrangliste, glaubte ich zunächst an einen Scherz“, sagte Boll. „Aber er kennt sich mit diesen Statistiken perfekt aus. Nun hat der Computer tatsächlich dieses Ergebnis ausgespuckt, und ich möchte eine gewisse Freude nicht verhehlen.“ Boll ergänzt: „Es ist die Bestätigung für meine harte Arbeit der letzten Monate. Es ist auch eine Bestätigung für meine Konstanz“, sagte Boll, der unlängst von der ITTF als Spieler des Jahres 2017 ausgezeichnet worden war und im vergangenen Jahr unter anderem die Asien-Pazifik-Liga T2, die Korea Open und den Mannschafts-Titel bei der EM gewonnen hatte. Zuletzt siegte er beim Europe Top 16 in Montreux/Schweiz.

Der kritische Teil von Bolls Reaktion soll nicht verschwiegen werden. „Ich habe schon zu Jahresbeginn meine Meinung zum neuen Weltranglisten-System deutlich gemacht“, so der prominente Odenwälder. „An dieser Meinung ändert sich natürlich nichts, auch wenn nun ich ganz oben stehe. Ich glaube weiterhin, dass Ma Long, Fan Zhendong oder Dimitrij Ovtcharov die Besten sind, auch wenn der Computer etwas anderes meint.“ Das neue System gönne einem keine Pausen und entschuldige keine Verletzungen. „Man muss viel spielen. Das habe ich die letzten zwölf Monaten getan und bin von Verletzungen verschont geblieben, weshalb mir das neue System nun zugute kam.“

Sein Freund und Kollege Dimitrij Ovtcharov gönnt Boll die Anerkennung. „Ich freue mich sehr für Timo und persönlich ist es in diesem Fall natürlich viel schöner, dass mich ein guter Freund und nicht ein Chinese ablöst“, so Ovtcharov. „Dass nach mir nun Timo an der Spitze der Weltrangliste steht, ist toll für das gesamte deutsche Tischtennis und gibt uns beiden viel Selbstvertrauen für die Team-WM. Natürlich wäre ich gerne noch länger oben geblieben, aber zwei Monate ist ein guter Anfang.“ Der 29-Jährige fährt fort: „Timo hat in den letzten 12, 13 Monaten konstant auf einem unglaublich hohen Level gespielt und jetzt auch noch Anfang Februar das Europe Top 16 gewonnen. Er hat das Momentum auf seiner Seite und hat es deshalb auch verdient, jetzt die Nummer eins zu sein. “ Zur Weltrangliste in ihrer geänderten Form positioniert sich Ovtcharov anders als Boll. „Ich finde es schön, dass mit dem neuen System viel Bewegung in der Weltrangliste ist. Es ist gut für unseren Sport, wenn nicht nur ein einzelner Spieler 50 Monate an der Spitze steht.“

„Timo hat schon längst den Status einer Legende und gehört eben immer noch zu den absolut besten Spielern der Welt. Er ist ein Mann, der mehr als 20 Jahre lang in Sieg und Niederlage seine Mitte nie verloren hat“, sagt DTTB-Ehrenpräsident Hans Wilhelm Gäb über den Ausnahmespieler, als dessen Manager er noch heute fungiert.


Im März-Ranking des Weltverbandes fiel Ma Long auf Platz 9 zurück und steht somit hinter der neuen Nummer 8, Simon Gauzy. Prima für Gauzy aber natürlich nicht dem Leistungsstand entsprechend. Ruwen Filus ist nun 19. Bastian Steger, Patrick Franziska und Benedikt Duda konnten sich teilweise erheblich verbessern. Auch Ochsenhausens Brasilianer Hugo Calderano ist mit Rang 15 hochzufrieden – eine neue Bestmarke in seiner Karriere.

Bei den Damen kehrte Zhu Yuling auf die Spitzenposition zurük und löste Chen Meng als Branchenführerin ab. Bescheiden sieht es bei den deutschen Vorzeige-Damen Shan Xiaona und Han Ying aus, die erheblich an Boden verloren haben. Shan fiel auf Rang 38 zurück, Han ist nun 41. Nach oben kletterten dagegen Sabine Winter (von 65 auf 59) und Nina Mittelham (von 70 auf 64).

 

MÄRZ-WELTRANGLISTE HERREN

TOP 10
1 (3) Timo Boll (Düsseldorf) – 15705 Punkte
2 (2) Fan Zhendong CHN – 15645 Punkte
3 (1) Dimitrij Ovtcharov (Orenburg, Russland) – 15465 Punkte
4 (4) Lin Gaoyuan CHN – 13974 Punkte
5 (5) Xu Xin CHN – 13720 Punkte
6 (7) Wong Chun Ting HKG – 12890 Punkte
7 (6) Koki Niwa JPN – 12840 Punkte
8 (9) Simon Gauzy FRA – 12893 Punkte
9 (7) Ma Long CHN – 11990 Punkte
10 (10) Kenta Matsudaira JPN – 11835 Punkte

Platzierungen der übrigen Deutschen unter den Top 100
19 (20) Ruwen Filus (Fulda), 21 (33) Bastian Steger (Bremen), 30 (38) Patrick Franziska (Saarbrücken), 41 (28) Ricardo Walther (Grünwettersbach), 42 (49) Benedikt Duda (Bergneustadt)

Weitere Platzierungen der Deutschen unter den Top 300
180 (115) Steffen Mengel (Bergneustadt), 257 (220) Patrick Baum (Saarbrücken), 287 (288) Kilian Ort (Bad Königshofen), 302 (304) Dang Qiu (Grünwettersbach)

Zur kompletten Weltrangliste der Herren


MÄRZ-WELTRANGLISTE DAMEN

TOP 10
1 (2) Zhu Yuling (CHN), 2 (1) Chen Meng (CHN), 3 (4) Kasumi Ishikawa (JPN), 4 (3) Feng Tianwei SGP, 5 (6) Mima Ito (JPN), 6 (7) Miu Hirano (JPN), 7 (5) Wang Manyu (CHN),  8 (8) Cheng I-Ching TPE, 9 (12) Chen Xingtong CHN, 10 (11) Chen Szu-Yu TPE 

Platzierungen der Deutschen unter den TOP 100
38 (22) Shan Xiaona (Berlin), 41 (34) Han Ying (Tarnobrzeg, Polen), 59 (65) Sabine Winter (Kolbermoor), 63 (64) Petrissa Solja (Berlin), 64 (70) Nina Mittelham (Bad Driburg)

Weitere Platzierungen der Deutschen unter den Top 300
146 (149) Wan Yuan (Bingen/Münster-Sarmsheim), 169 (170) Kristin Lang (Kolbermoor), 222 (227) Chantal Mantz (Le Chesnay), 262 (268) Irene Ivancan

Zur kompletten Weltrangliste der Damen


Text & Fotos (2): Dr. Stephan Roscher

Teaser-Foto Boll: ITTF