Ersatzgeschwächtes DTTB-Team gegen China nur Kanonenfutter



Das war natürlich Lospech. Das Deutsche Nationalteam musste bereits im Viertelfinale gegen den Topfavoriten China ran und blieb ohne den Weltranglisten-Ersten Dimitrij Ovtcharov, der wegen Rückenschmerzen passen musste, chancenlos.

Auch mit Dima wäre es eine Herkulesaufgabe gewesen, aber so wurde man demontiert. 0:9 Sätze, die meisten recht deutlich verloren, sprechern eine klare Sprache. Auch wenn Ruwen Filus gegen Ma Long ganz passabel mitspielte und schöne Ballwechsel hatte, muss doch gesagt werden, dass der Maberzeller TTBL-Profi und Benedikt Duda, der Xu Xin gratulieren musste, ziemlich weit davon entfernt sind, gegen die Topchinesen irgendetwas zu reißen. Vermutlich kann Deutschland ohnehin nur mit Ovtcharov und Boll China ernsthaft Paroli bieten, in dieser Aufstellung ist es illusorisch.

Schon das Doppel zeigte, in welche Richtung es gehen würde. Die DTTB-Formation Benedikt Duda/Patrick Franziska wurde von Fan Zhendong/Xu Xin fachgerecht zerlegt. Eigentlich hätte man Franziska vom Potenzial her noch eher etwas im Einzel zugetraut, vielleicht wenigstens einen Satzgewinn, doch auch der Saarbrücker aus dem Odenwald war mit Problemen im rechten Ellenbogen leicht angeschlagen. Franziska wäre erst in einem – äußerst fiktiven – fünften Match gegen Ma Long zum Zuge gekommen.

Dimitrij Ovtcharov: „Ich habe seit einigen Tagen wieder Rückenschmerzen, die durch Probleme des Iliosakralgelenks hervorgerufen werden. Es ist nach dem gestrigen Match gegen Südkorea schlimmer geworden. Deshalb ging es heute einfach nicht, sonst wäre das Risiko einer weiteren Verschlimmerung da gewesen. Ich werde mich nächste Woche untersuchen lassen.“

Jörg Roßkopf: „An unserem Ziel, China in Schweden anzugreifen, ändert die heutige Niederlage nichts. Wir sind mit einer Aufstellung zum Team World Cup gefahren, die durchaus das Risiko von Niederlagen beinhaltete. Gegen Südkorea, das eine starke Mannschaft hat, haben Patrick und Benedikt dann zwar gut gespielt, aber knapp verloren. Das war etwas schade. Hätten wir dieses Spiel gewonnen, wäre das ein toller Erfolg für die Jungs gewesen. Und gegen China hat sich Ruwen in einer guten Partie gegen Ma Long durchaus etwas Selbstvertrauen erspielt. Die Niederlagen können wir einordnen, sie sind kein Problem. Ein Spiel hätten wir aber hier gerne mehr gemacht. Allerdings hat es auch die Auslosung nicht so gut mit uns gemeint.“

Enttäuschend auch der Viertelfinal-Auftritt der gestern so starken Brasilianer, die nach einer desolaten Vorstellung der Auswahl Englands zum 3:1-Erfolg gratulieren mussten. Der sonst so starke Hugo Calderano hatte keinen guten Tag erwischt und wurde von einem allerdings auch in absoluter Topform agierenden Liam Pitchford in Grund und Boden gespielt.

Südkorea schlug Frankreich mit 3:2 und trifft im Halbfinale auf Japan, das sich mit 3:2 gegen Hongkong durchsetzte. Wong Chun Ting präsentierte sich im Gegensatz zum Vortag in Galaform und ließ Tomokazu Harimoto (3:0) und Koki Niwa (3:1) alt aussehen. Doch Wongs Mitspieler konnten nichts beisteuern. Den Siegpunkt für Japan holte Harimoto (3:1 gegen Lam Siu Hang). Im zweiten Semifinale trifft das Überraschungsteam der Gastgebernation als krasser Außenseiter auf die topgesetzten Chinesen.

Wenig überraschendes gibt es vom Damen-Wettbewerb zu berichten, außer vielleicht, dass die USA überhaupt ins Viertelfinale vorstoßen konnten. Dort wurden sie erwartungsgemäß von den Chinesinnen zerlegt, während sich Nordkorea sehr gefährlich zeigte. Das 3:0 über Taiwan überraschte zumindest in der Höhe. Die topgesetzte Japanerinnen gewannen mit 3:1 gegen Singapur, dürften aber in einem denkbaren Finale gegen China keine realistische Chance besitzen. Doch zunächst einmal müssen sie sich im Halbfinale mit der Auswahl Nordkoreas  auseinandersetzen, während Hongkong (3:0 gegen Rumänien) mit Doo Hoi Kem und Lee Ho Ching gut besetzt ist, aber gegen China nichts reißen dürfte.

Viertelfinale Herren

Deutschland – China 0:3
Benedikt Duda/Patrick Franziska – Fan Zhendong/Xu Xin 0:3 (-5,-6,-5)
Ruwen Filus – Ma Long 0:3 (-9,-8,-8)
Benedikt Duda – Xu Xin 0:3 (-4,-9,-7)

Brasilien – England 1:3
Südkorea – Frankreich 3:2
Japan – Hongkong 3:2

Aufstellungen Herren

1. China (Fan Zhendong, Lin Gaoyuan, Xu Xin, Ma Long, Yu Ziyang)
2. Japan (Koki Niwa, Tomokazu Harimoto, Yuya Oshima, Jin Ueda)
3. Deutschland (Dimitrij Ovtcharov, Ruwen Filus, Patrick Franziska, Benedikt Duda)
4. Hongkong (Wong Chun Ting, Ho Kwan Kit, Jian Tianyi, Lam Siu Hang)
5. Südkorea (Lee Sangsu, Jeong Sangeun, Lim Jonghoon, Jeoung Youngsik)
6. Brasilien (Hugo Calderano, Gustavo Tsuboi, Eric Jouti)
7. Schweden (Kristian Karlsson, Anton Kallberg, Pär Gerell, Elias Ranefur)
8. England (Paul Drinkhall, Samuel Walker, Liam Pitchford, David McBeath, Tom Jarvis)
9. Frankreich (Emmanuel Lebesson, Quentin Robinot, Alexandre Robinot, Alexandre Cassin)
10. Ägypten (Omar Assar, Mohamed El-Beiali, Ahmed Saleh, El-Sayed Lashin)
11. USA (Kanak Jha, Adar Alguettti, Yijun Feng)
12. Australien (David Powell, Kane Townsend, Hu Heming)

 

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Text & Fotos (2): Dr. Stephan Roscher