TTBL: Heute Mühlhausen vs. Grünwettersbach in den USA



Heute steigt mit der Auslands-Premiere eines Bundesligaspiels in den USA ein Tischtennis-Event außergewöhnlicher Art. Mühlhausen und Grünwettersbach begegnen sich unweit der Hauptstadt Washington D. C. im Gaylord National Resort, Maryland.

Ein schlagzeilenträchtiges Duell ist das Spiel des Tabellenzweiten gegen den Siebten ohne Frage und ein absolutes Novum in der Bundesligageschichte, in der es zwar schon einige „outgesourcte“ Begegnungen vor Rekordkulissen gab, der Austragungsort jedoch nie außerhalb Deutschlands lag und schon gar nicht jenseits des großen Teichs.

Am Freitagabend trifft um 19 Uhr deutscher Zeit unweit der US-amerikanischen Hauptstadt Washington D. C. der Post SV Mühlhausen zum Auftakt des 8. Spieltags auf den ASV Grünwettersbach. Mit dem Bundesliga-Duell eröffnen die beiden Teams die Jubiläumsausgabe der JOOLA North American Team Championships, des größten internationalen Mannschaftsturniers der USA, das in diesem Jahr zum 20. Mal ausgetragen wird. Bereits am Mittwoch trafen beide Mannschaften in den Staaten ein, am Donnerstag stand das erste Training auf dem Programm. Ungeachtet des Tabellenstandes und des Umstandes, dass Mühlhausen sechs Punkte vor dem ASV steht, scheint der sportliche Ausgang völlig offen. Der Post SV mit Daniel Habesohn und Ovidiu Ionescu steht gegenwärtig, auf einer Euphoriewelle schwimmend, sicher etwas besser da, als er eigentlich ist – sorry, liebe Mühlhausener! –, während die Grünwettersbacher mit Masataka Morizono und Ricardo Walther bisher unter ihren Möglichkeiten geblieben sind. Zuletzt kassierten beide deftige 0:3-Niederlagen gegen Spitzenmannschaften, Mühlhausen in Saarbrücken, der ASV gegen Düsseldorf. Doch das ist eher sekundär, das Sportliche steht bei diesem Event nicht so sehr im Vordergrund, auch wenn es auf dem Papier ein gewöhnliches Bundesligaspiel ist, das „nur“ in einem anderen Winkel der Erde ausgetragen wird.

Übertragen wird die Partie ab 19 Uhr deutscher Zeit mit englischem Kommentar im TTBL-TV auf www.ttbl.de und auf www.sportdeutschland.tv/ttbl.

Pünktlich zur Auslands-Premiere erweiterte die TTBL ihr Angebot für internationale Tischtennis-Fans. Die offizielle Webseite der Tischtennis Bundesliga www.ttbl.de ist ab sofort auch in englischer Sprache verfügbar.

„Wir planen bereits seit längerer Zeit, uns dem internationalen Publikum weiter zu öffnen“, gibt TTBL-Geschäftsführer Nico Stehle zu Protokoll. „Das Spiel in den USA ist eine tolle Gelegenheit, diesen Plan nun in die Tat umzusetzen und Anlass, auch unsere zahlreichen digitalen Angebote für englischsprachige Fans der Tischtennis Bundesliga attraktiv zu machen.“ Die Mediadaten zeigten die Notwendigkeit dieses Schritts, so Stehle. Ein Viertel aller Zugriffe auf die Website der TTBL erfolgten in der Vergangenheit bereits aus dem Ausland.

Meinungen und kritische Stimmen

Es ist schon eine faszinierende Idee, die da von der TTBL Sport GmbH, den Vereinen und den Ausrichtern in den Staaten umgesetzt wurde. Und gar nicht so abwegig, wie mancher annehmen mag, da der Tischtennis-Topsport doch sehr international ausgerichtet ist und die Spieler, etwa auf der World Tour, ohnehin rund um den Globus im Einsatz sind.

Kritische Stimmen sollten allerdings nicht verschwiegen werden. So kursieren auch Meinungen innerhalb der Tischtennis-Community, wonach es reine Effekthascherei sei, eine solche Partie in den Staaten auszutragen. Damit wolle man lediglich Schlagzeilen kreieren und würde die Begegnung den heimischen Fans entziehen, also denen, um deren Rückhalt man ohnehin schon schwer genug kämpfen müsse. Ganz von der Hand zu weisen ist derartige Kritik gewiss nicht und man könnte mit leichtem Sarkasmus fragen, ob demnächst vielleicht eine Partie auf dem Mond ausgetragen wird – das Problem mit der Gravitationskraft würde man auch noch irgendwie lösen, zudem lieben ja auch Tischtennisspieler bisweilen große Sprünge. Vielleicht könnte ja sogar ein echter Fan, der über einige Millionen in der Portokasse verfügt, in der Raumfähre zum Nachbarplaneten ein Plätzchen ergattern.

Doch letztlich ist alles Ansichtssache. Nehmen wir das Spiel in seinem besonderen Rahmen einfach als außergewöhnliches Event und als Versuch, das Image der vermutlich immer noch stärksten Liga Europas weltweit ein wenig aufzumöbeln. Solange es nicht zur Regel wird und man die heimischen Fans nicht vernachlässigt, ist dagegen wenig einzuwenden. Man darf auf die Resonanz der Veranstaltung gespannt sein – national und international.


Text: Dr. Stephan Roscher

Quelle: TTBL Sport GmbH

Foto: Sport Squad