LIEBHERR Men’s World Cup 2017: Turnier der Superlative in Lüttich



Nur die Besten können beim World Cup starten, maximal zwei Vertreter pro Nation. Von Freitag bis Sonntag ist Lüttich Schauplatz des Weltcups 2017. 20 Spieler aus allen Kontinenten haben sich qualifiziert. Die deutschen Hoffnungen ruhen auf Dimitrij Ovtcharov und Timo Boll.

Das mit 150.000 US-Dollar dotierte Event ist nach Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften das drittbedeutendste Tischtennis-Turnier überhaupt. 

Ma Longs Comeback im Fokus 

Das Teilnehmerfeld in Lüttich ist erlesen. China wird vertreten durch den auf die internationale Bühne zurückkehrenden Ma Long und den in den letzten Monaten so überzeugenden Lin Gaoyuan. Als aussichtsreiche Teilnehmer gelten auch Japans Olympiadritter Jun Mizutani, WM-Viertelfinalist Koki Niwa sowie Chuang Chih-Yuan, Marcos Freitas und die Südkoreaner Lee Sangsu und Jeong Sangeun. 

Für Ma Long ist Lüttich von besonderer Bedeutung. Nach einer viermonatigen internationalen Zwangspause feiert der Weltranglisten-Erste sein Comeback. Nach dem „Streik“ bei den Chinese Open und der Sperre durch den chinesischen Tischtennisverband lockern sich für den Weltmeister und Olympiasieger nun wieder die sportpolitischen Grenzen. Das chinesische Sportministerium hat die Rückkehr des viele Monate als „verletzt“ gemeldeten Weltranglisten-Ersten auf die internationale Bühne abgesegnet. Ma sowie seine Nationalmannschaftskollegen Fan und Xu, allesamt längst Sportmillionäre, können der noch ausstehenden Strafe des Weltverbandes ITTF gelassen entgehen sehen. 

Dima und Timo wollen etwas reißen 

Für Deutschland sind die beiden Ausnahmespieler Dimitrij Ovtcharov und Timo Boll am Start. Schon ihre Setzpositionen – Dima ist die Nummer 2, Timo die Nummer 3 – verraten, dass sie keineswegs just for fun nach Belgien gereist sind. 

Ovtcharov, bei dem es 2016 in Saarbrücken nicht optimal lief, wo der im Achtelfinale Kristian Karlsson gratulieren musste, würde in Lüttich gerne etwas gutmachen und dem Turnier seinen Stempel aufdrücken. Als Weltranglisten-Vierter und bester Nichtchinese der Welt kann nur das sein Anspruch sein. Andererseits möchte der 29-jährige Topstar die Erwartungshaltung nicht zu sehr in die Höhe schrauben und etwas Druck von den eigenen Schultern nehmen, wenn er versichert: „Es sind so viele gute Spieler dabei. Das Finale zu erreichen, wäre mein Traum. Aber eines steht außer Frage: Ma Long ist der absolute Megafavorit.“ Belgien scheint keine schlechte Adresse für den Olympiadritten von 2012 zu sein, wo er 2013 seine erste von bisher zwei Bronzemedaillen beim World Cup gewann: „Vor vier Jahren in Verviers habe ich im Halbfinale gegen Xu Xin, der anschließend das Finale gegen Samsonov gewann, noch mit 3:2 nach Sätzen und 6:4 geführt und war echt nahe dran. Am Ende bin ich Dritter geworden durch einen Sieg über Timo im Spiel um Bronze. Ich hoffe natürlich, dass es dieses Mal in Lüttich ähnlich erfolgreich oder gar noch besser läuft.“ 2015 im schwedischen Halmstadt konnte Dima seinen Erfolg wiederholen und ebenfalls mit einer Bronzemedaille im Koffer die Heimreise antreten. In ihm überwiegen optimistische Gedanken vor dem Showdown in Lüttich: „Ich spiele derzeit gut, habe viel Selbstvertrauen. Ich freue mich sehr auf das Turnier, das von meinem Wohnort Düsseldorf für mich ja praktisch um die Ecke ist. Ich bin außerdem gerne in Belgien, dort habe ich als Spieler auch ein sehr gutes Jahr in Charleroi gehabt und habe dort noch viele Fans, auf deren Unterstützung ich hoffe.“ 

Besonders gute Erinnerungen an Lüttich hat Timo Boll. Dort hat der Düsseldorfer Borusse aus dem Odenwald einmal den World Cup gewonnen (2005) und ein weiteres Mal war er Zweiter (2008). „Der erste World-Cup-Sieg ist nun eine Weile her. Aber es war einer der bislang größten Erfolge in meiner Karriere und ist deshalb natürlich eine sehr schöne Erinnerung. Ich bin vor allem froh, dass ich zwölf Jahre später immer noch den Schläger halten kann. Und deshalb freue ich mich auch, mich qualifiziert zu haben“, gibt der Weltranglisten-Fünfte zu Protokoll. „Ich bin ganz passabel in Form und gehe deshalb relativ locker in das Turnier, ähnlich wie damals.“ Bei seinen bisher World Cups stand Boll sechsmal auf dem Siegerpodest, zuletzt 2014 als Dritter im Düsseldorfer ISS Dome. In Lüttich ist der 36-Jährige der älteste Aktive.

Auf wen das DTTB-Duo – ab Samstag im Einsatz – treffen wird, entscheidet sich erst nach Abschluss des ersten Wettkampftages. Die komplette Auslosung für die Achtelfinale erfolgt nach Ende der Vorrunde am Freitag gegen 22 Uhr. 

Simon Gauzy vorsichtig optimistisch

Auch Ochsenhausens Weltranglisten-13. Simon Gauzy ist dabei: „Ich möchte auf jeden Fall wie letztes Jahr die erste Runde, also das Achtelfinale, überstehen, was sicher nicht einfach wird, da ich gegen einen der Gruppensieger der Qualifikation ran muss, die vermutlich alle ziemlich stark sind.“ Der 22-jährige Franzose fügt hinzu: „Das einzige, was ich zum jetzigen Zeitpunkt weiß, ist, dass es für mich ein schweres Turnier wird, aber auch für jeden, der auf mich trifft. Ich bin gut vorbereitet und nehme den Kampf an.“ Nicht dabei ist diesmal sein TTF-Teamkollege Hugo Calderano, in Saarbrücken im Achtelfinale gegen Xu Xin ausgeschieden, obwohl der 21-jährige Brasilianer fraglos der derzeit stärkste Südamerikaner ist. Sein Vereinspräsident Kristijan Pejinovic erklärt den Grund: „Hugo hätte sich über den Pan American Cup qualifizieren können, hat aber dieses Mal bewusst ausgesetzt, da er keine wirkliche Pause in den letzten vier Jahren hatte.“ So nimmt sein vor einigen Jahren für die Bergneustädter Schwalben in der TTBL aktiver Landsmann Gustavo Tsuboi als aktueller Pan American Cup-Sieger die Position des Südamerika-Vertreters ein.

Alles ist angerichtet für ein Turnier der Superlative und ein außergewöhnliches Tischtennis-Event.

Vorrundenauslosung erfolgt

Die Auslosung der Vorrunde, die am Freitag von 15 Uhr bis circa 21.30 Uhr ausgetragen wird, wurde am Donnerstagnachmittag vorgenommen. Als Favoriten gelten in den Gruppen A bis D Lee Sangsu (Südkorea), Marcos Freitas (Portugal), Werder-Wunderwaffe Omar Assar (Ägypten) und Ex-Doppel-Weltmeister Chen Chien-An (Taiwan).

Gruppe A
Lee Sangsu KOR, Quadri Aruna NIG, Kanak Jha USA
Gruppe B
Marcos Freitas POR, Kou Lei UKR, David Powell AUS
Gruppe C
Omar Assar EGY, Aleksandr Shibaev RUS, Cedric Nuytinck BEL
Gruppe D
Chen Chien-An TPE, Jeong Sangeun KOR, Gustavo Tsuboi BRA 

Text & Fotos (3): Dr. Stephan Roscher 


MEN’S WORLD CUP in Lüttich (20.-22. Oktober)

TEILNEHMER – SETZUNGSPOSITIONEN

1 (Weltranglistenposition 1) Ma Long CHN (Weltmeister)
2 (WR 4) Dimitrij Ovtcharov GER (Sieger Europe Top 16)
3 (WR 5) Timo Boll GER
4 (WR 7) Jun Mizutani JPN
5 (WR 8) Koki Niwa JPN
6 (WR 9) Lin Gaoyuan CHN (Sieger Asian Cup)
7 (WR 13) Simon Gauzy FRA
8 (WR 15) Chuang Chih-Yuan TPE
9 (WR 16) Lee Sangsu KOR 
10 (WR 19) Marcos Freitas POR (Wild Card)
11 (WR 21) Omar Assar EGY
12 (WR 33) Chen Chien-An TPE 
13 (WR 34) Kou Lei UKR
14 (WR 36) Quadri Aruna NGR (Sieger African Cup)
15 (WR 36) Jeong Sangeun KOR
16 (WR 41) Aleksandr Shibaev RUS
17 (WR 71) Cedric Nuytinck BEL (wild card des Gastgebers)
18 (WR 112) Gustavo Tsuboi BRA (Sieger Pan Am Cup)
19 (WR 228) Kanak Jha USA
20 (WR 339) David Powell AUS (Sieger Oceania Cup)
  
SPIELSYSTEM 

Der World Cup wird in zwei Stufen ausgetragen. Stufe 1 am Freitag, Stufe 2 am Samstag und Sonntag.
– Stufe 1: Vorrunde in Gruppen mit 12 Spielern (die von Position neun bis 20 Gesetzten): Vier Gruppen à drei Spielern. Die Erst- und Zweitplatzierten jeder Gruppe qualifizieren sich für Stufe 2.
– Stufe 2, Hauptrunden im K.-o.-System mit 16 Spielern: Die Hauptrunde beginnt mit dem Achtelfinale. Dabei werden die acht Qualifikanten aus Stufe 1 den acht topgesetzten Spielern zugelost.
Alle Partien werden auf vier Gewinnsätze gespielt (Modus: „Best of seven“).

ZEITPLAN

Freitag
15.00 – ca. 22.00 Uhr
Vorrunde, Gruppenphase (2 Tische)
ca. 22.00 Uhr
Auslosung für das Achtelfinale

Samstag
12.00 – ca. 15.30 Uhr
Achtelfinale (2 Tische)
18.30 – ca. 22.00 Uhr
Viertelfinale (1 Tisch)

Sonntag
11.00 – ca. 12.30 Uhr
Halbfinale
14.30 Uhr
Spiel um Platz 3
ab ca. 15.15 Uhr
Finale 

PREISGELD

Gesamt: 150.000 US-Dollar
Gewinner: 45.000,00
2. Platz: 25.000,00
3. Platz: 15.000,00
4. Platz: 10.000,00
5.-8. Platz: 6.000,00
9.-16. Platz: 3.250,00
17.-20.: Platz: 1.250,00

DEUTSCHE MEDAILLENGEWINNER BEIM MEN’S WORLD CUP
Timo Boll

Gold (2002, 2005)
Silber (2008, 2012)
Bronze (2010, 2014) 

Jörg Roßkopf 

Gold (1998)
Silber (1995)
Bronze (2001)

Dimitrij Ovtcharov
Bronze (2013, 2015)

TEILNAHMEKRITERIEN

20 Spieler nehmen teil.

Teilnahmeberechtigt sind:
– Weltmeister
– Sieger der kontinentalen Qualifikationsturniere (z.B.in Europa: Europe Top 16 Cup)
– Zweit- und Drittplatzierte der kontinentalen Qualifikationsturniere in Asien und Europa
– über ihre Weltranglistenposition in Kombination mit dem Abschneiden beim kontinentalen Qualifikationsturnier Qualifizierte
– 1 wild card der ITTF
– 1 Vertreter der Gastgebernation
Einschränkung: Es dürfen maximal 2 Spieler einer Nation an den Start gehen.

 

World Cup 2016 in Saarbrücken 

1. FAN Zhendong (China)
2. XU Xin (China)
3. WONG Chun Ting (Hongkong)
4. Kristian KARLSSON (Schweden)
5. JEOUNG Youngsik (Südkorea)
5. Par GERELL (Schweden)
5. LEE Sangsu (Südkorea)
5. Simon GAUZY (Frankreich) 

Finale

FAN Zhendong (CHN) – XU Xin (CHN) 4:1 (5,6,8,-7,10)

Spiel um Platz 3

WONG Chun Ting (HKG) – Kristian KARLSSON (SWE) 4:1 (-8,10,6,9,7)

Halbfinale

FAN Zhendong (CHN) – Kristian KARLSSON (SWE) 4:1 (4,8,-7,9,7)
XU Xin (CHN) – WONG Chun Ting (HKG) 4:1 (9,-13,7,3,6)

Viertelfinale

FAN Zhendong (CHN) – JEOUNG Youngsik (KOR) 4:1 (-6,5,9,10,9)
Kristian KARLSSON (SWE) – Simon GAUZY (FRA) 4:3 (-5,8,4,-10,7,-8,10)
WONG Chun Ting (HKG) – LEE Sangsu (KOR) 4:0 (9,5,7,5)
XU Xin (CHN) – Par GERELL (SWE) 4:1 (-7,7,8,4,7)

Achtelfinale

FAN Zhendong (CHN) – GAO Ning (SIN) 4:0 (3,3,6,3)
JEOUNG Youngsik (KOR) – Stefan FEGERL (AUT) 4:2 (6,9,3,-11,-7,13)
Simon GAUZY (FRA) – Bastian STEGER (GER) 4:3 (3,-14,13,-3,-8,10,10)
Kristian KARLSSON (SWE) – Dimitrij OVTCHAROV (GER) 4:1 (-6,7,5,5,11)
WONG Chun Ting (HKG) – Joao MONTEIRO (POR) 4:2 (9,-7,6,5,-3,4)
LEE Sangsu (KOR) – Vladimir SAMSONOV (BLR) 4:1 (9,-7,10,14,6)
Par GERELL (SWE) – Tiago APOLONIA (POR) 4:1 (8,-10,9,9,4)
XU Xin (CHN) – Hugo CALDERANO (BRA) 4:0 (8,5,6,7)