EM 2017: Auch Deutschlands Herren greifen nach Gold



Auch bei den Herren hat es zum Finaleinzug gereicht. Allerdings war das Halbfinale gegen die Slowenen, die Österreich und Schweden aus dem Weg geräumt hatten, kein Spaziergang. Mit 3:2 gewann die DTTB-Auswahl und trifft nun im Endspiel auf Portugal.

Der Paukenschlag zum Auftakt: Dimitrij Ovtcharov, der nie richtig in seinen Rhythmus fand, allerdings auch durch eine Magenverstimmung gehandikapt war, musste Bad Königshofens Neuzugang Darko Jorgic gratulieren. Der 18-jährige Slowene spielte aber auch richtig gut, vermutlich war es sogar sein bestes internationales Match bisher. Ovtcharov: „Ich habe mich nicht wohl gefühlt, aber ich dachte, die Kraft würde reichen. Außerdem habe ich auch Jorgic nicht so stark erwartet. In beidem habe ich mich wohl getäuscht.“

Doch Dimas Teamkollegen, allen voran Timo Boll, waren in Spiellaune und konnten das kompensieren. Boll ließ Saarbrückens Bojan Tokic keine Chance, Patrick Franziska gab sich gegen Grünwettersbachs Jan Zibrat keine Blöße. Slowenien konnte jedoch egalisieren. Tokic, dessen leicht unorthodoxe Zieher für Abwehrspieler schwer lesbar sind, legte gegen den eingewechselten Ruwen Filus einen bärenstarken Auftritt hin und siegte in dem umkämpften Match mit 3:1. Jorgic konnte allerdings mit einem Boll in Galaform nicht mithalten, so dass Deutschlands Sieg nicht mehr in Gefahr geriet.

Im Kampf um Gold muss man am Sonntag (17 Uhr) gegen den Europameister von 2014, Portugal, in den Ring. Apolonia und Co. schalteten heute die bis dahin so überzeugenden Franzosen aus, hatten beim 3:2 aber auch mächtig zu kämpfen. Zwar gelang den Portugiesen eine rasche 2:0-Führung – Tiago Apolonia hatte Simon Gauzy überraschend hoch besiegt (11:4, 11:4, 11:8), Marcos Freitas gegen Emmanuel Lebesson nachgelegt (3:1) –, doch die „Équipe Tricolore“ schlug zurück. Quentin Robinot besiegte Joao Monteiro (3:2), Tristan Flore schlug Freitas sogar ohne Satzverlust. Im entscheidenden fünften Match führte Lebesson zweimal nach Sätzen gegen Apolonia, doch am Ende triumphierte der Saarbrücker Bundesligaspieler (8:11, 11:9, 7:11, 11:7, 11:6).

Der phasenweise etwas holprige deutsche Halbfinalauftritt war letztlich nicht tragisch, was zählt, ist ausschließlich der Finaleinzug. Dimitrij Ovtcharov hatte heute seine Auszeit, sicher wird er im Finale gegen die Portugiesen in alter Frische aufspielen. Diesmal sind Timo Boll und Patrick Franziska für ihren Teamkollegen in die Bresche gesprungen, morgen kann er womöglich für einen der beiden das Eisen aus dem Feuer holen. So und nur so funktioniert Mannschaftstischtennis, auch auf allerhöchster Ebene.

Gegen den Finalgegner muss man sich in jedem Fall auf einen heftigen Fight einstellen. Marcos Freitas, Tiago Aplonia und Joao Monteiro kennen ihre deutschen Widersacher aus dem Effeff und werden versuchen, ihnen mit cleverer Taktik zu begegnen. Sie wollen mit aller Macht verhindern, dass der DTTB-Truppe die Revanche für 2014 gelingt.

Deutschland – Slowenien 3:2

Dimitrij Ovtcharov – Darko Jorgic 1:3 (11:13, 6:11, 11:6, 8:11)

Timo Boll – Bojan Tokic 3:0 (11:5, 11:7, 11:4)

Patrick Franziska – Jan Zibrat 3:0 (11:3, 11:6, 11:8)

Ruwen Filus – Bojan Tokic 1:3 (11:8, 13:15, 10:12, 8:11)

Timo Boll – Darko Jorgic 3:0 (11:9, 11:3, 11:5)

 

HERREN – Championship Division

Finale

Portugal – Deutschland (Sonntag, 17 Uhr)

Halbfinale

Frankreich – Portugal 2:3
Deutschland – Slowenien 3:2

Viertelfinale

Deutschland – Ukraine 3:0
Schweden – Slowenien 2:3
Frankreich – Griechenland 3:0
Portugal – Kroatien 3:1

 

DAMEN – Championship Division

Finale

Deutschland – Rumänien (Sonntag, 14 Uhr)

Halbfinale

Deutschland – Niederlande 3:2
Russland – Rumänien 0:3

Viertelfinale

Deutschland – Polen 3:0
Österreich – Niederlande 2:3
Russland – Ungarn 3:1
Rumänien – Portugal 3:0

 

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Text & Foto: Dr. Stephan Roscher