REGIONALLIGA: Kornwestheim will nach oben



Nicht nur in den 3. Ligen dürfte das Niveau diesmal extrem hoch sein, auch in den Regionalligen gibt es Teams, die man sich eher zwei als eine Klasse höher vorstellen könnte, etwa den TTC Champions Düsseldorf oder den SV Salamander Kornwestheim.

Mit dem Frank-Müller-Klub, der immerhin einen Evgueni Chtchetinine als Nummer eins aufbietet und in der West-Staffel als Topfavorit ins Rennen geht, befassen wir uns zu einem späteren Zeitpunkt. Heute lenken wir den Blick auf Kornwestheim, das letzte Saison im Südwesten auf Platz drei hinter Meister und Aufsteiger TTC Wöschbach und der TSG Kaiserslautern ins Ziel einlief und den angestrebten Aufstieg in Liga 3 verfehlte. Doch diesmal soll es gelingen.

Für die Topbilanzen sorgten Spitzenspieler Mu Hao (27:8), die Nummer drei Roman Rosenberg (21:1) sowie der als Fünfer aufgestellte Russe Kirill Talavanov (20:3). Die Doppel waren Spitzenklasse, jedenfalls zwei davon, nämlich Mu Hao/Roman Rosenberg (17:1) und David Steinle/ Kirill Talavanov (15:2).

Nun, Mu und Rosenberg sind nicht mehr dabei – sportlich sicher ein herber Verlust. Die letztjährige Nummer eins zog es zurück zum alten Verein DJK Sportbund Stuttgart, während sich Rosenberg dem TTC Wöschbach angeschlossen hat und damit den Kornwestheimern ligamäßig vermutlich um eine Saison voraus ist.

Die SVK-Mannschaft wurde runderneuert, manche sprechen auch von einer Generalüberholung. Und die Namen, die man diesmal ins Rennen schickt, haben einen sehr guten Klang, allen voran der des langjährigen kroatischen Nationalspielers Roko Tosic, der zu Bestzeiten die Nummer 68 der Welt war. Der 37-jährige Linkshänder, aktueller kroatischer Mannschaftsmeister und Pokalsieger, wechselte vom STK Libertas Dubrovnik zum SVK. Der viermalige Einzelmeister seines Landes hat eine Reihe internationaler Erfolge vorzuweisen, unter anderem die Mannschafts-Vizeuropameistschaft 2007 sowie zweimal Gold im Herreneinzel bei den Croatia Open. Doch viel schwerer wiegt das Urteil von Momcilo Bojic über den Neuzugang: „Er ist ein exzellenter Doppelspieler und ein unglaublicher Kämpfer, er läuft um jeden Ball und es ist eine Freude, ihm zuzuschauen.“

Apropos Bojic: neu sind nämlich nicht nur vier Aktive sondern auch der Trainer. Mit dem 45-jährigen Serben, als Spieler selbst noch von gehobenem Regionalliga-Niveau, hat man einen prominenten Mann zum Chef auf der Kommandobrücke gemacht, einen Coach mit Bundesligaerfahrung, der den SV Plüderhausen 2008/09 sogar zum nationalen Pokalsieg sowie zum Gewinn des ETTU-Cups geführt hat. Bojic, der lange auch Kornwestheims Ligarivalen Bietigheim-Bissingen trainiert hat, ist im Verein gleich für die ersten vier Herrenteams sowie die Jugend verantwortlich, deren beste Talente möglichst schnell an die höheren Spielklasen herangeführt werden sollen. „Die Bedingungen hier sind optimal“, sagt Bojic. „Die Stimmung ist gut und es ist ein Genuss, mit den Mannschaften zu arbeiten.“ Er nennt das eindeutige Saisonziel beim Namen – und das heißt Aufstieg in die 3. Bundesliga. Auch die „Zweite“, die in der Verbandsliga antritt, soll nach oben. Bojic sieht die TSG Kaiserslautern als größten Konkurrenten der hochkarätigen Regionalliga-Truppe. „Aber Bietigheim wird auch gut sein, genau wie Plüderhausen“, so der neue Trainer des SV Salamander.

Einen klangvollen Namen hat auch die neue Nummer zwei des SVK, Josef Simoncik. Der zwölffache tschechische Meister – im Einzel, Doppel und Mixed erfolgreich – ist von TJ Ostrava KST gekommen. Zu besten Zeiten stand der Bronzemedaillengewinner bei der Mannschafts-EM 2010 auf Platz 86 des Welt-Rankings. Der Champions-League-erprobte Tscheche verfügt über Deutschland-Erfahrung und schlug schon für den Post SV Augsburg und den TSV Gräfeling auf. Mit seinen 37 Jahren steht er noch voll im Saft und hat kaum an Schnelligkeit eingebüßt, dafür ist sein Auge noch besser geworden. Mit Tosic und Simoncik schickt Kornwestheim ein Spitzenpaarkreuz ins Rennen, das seinesgleichen sucht.

Ebenfalls neu bei den Württembergern ist ein 18-jähriger Brasilianer mit dem imposanten Namen Christian Siddharta Almeida Dias. Dias Almeida wird zusammen mit Toptalent und DTTB-Jugendnationalspieler Kay Stumper das mittlere Paarkreuz bilden und hat bereits einige Erfolge auf der ITTF Junior Pro Tour vorzuweisen. Unter Momcilo Bojic soll er einen weiteren Sprung machen. Trainieren wird der junge Südamerikaner allerdings überwiegend beim ASV Grünwettersbach.

Der vierte Neuzugang ist der 34-jährige Pole Milosz Przybylik, zuletzt beim Oberligisten Gießener SV unter Vertrag, der auch schon für den TuS Xanten in der 2. Liga aufgeschlagen hat. Przybylik, der in Kornwestheim als Nummer fünf gemeldet ist, hat schon polnische Topleute wie Daniel Gorak oder Jakub Kosowski geschlagen. Bojic: „Milosz ist ein echter Tischtennisverrückter und trainiert wie ein Besessener. Er spielt echtes Power-Tischtennis.“

Die Nummer sechs ist an Bord geblieben. David Steinle, den Bojic als „echte Integrationsfigur beim SVK“ bezeichnet, als „Brücke zwischen Erwachsenen und Jugendlichen, mit denen er sich gut versteht.“ Letzte Saison verbuchte der frühere Jugendnationalspieler des DTTB immerhin eine 16:8-Bilanz im mittleren Paarkreuz. Hinten müsste er eigentliche eine Bank sein.

Weiterhin mit dabei ist der letzte Saison so überzeugende Kiril Talavanov als Nummer sieben. „Er hat eine überragende Saison gespielt“, sagt Bojic, „und etwas anderes erwarte ich auch diesmal nicht.“

Am 30. September steigt der SV Salamander mit dem gewiss nicht leichten Auswärtsspiel in Bietigheim-Bissingen in die neue Saison ein – ein erster Fingerzeig, ob es diesmal tatsächlich nach oben gehen wird. Mit dieser Truppe sollte, ja müsste der große Wurf eigentlich gelingen. Die 3. Liga hat man fest im Visier.

 

Text & Foto: Dr. Stephan Roscher