TTBL: ASV-Angriff auf das Top-Quartett?



Gefühlt ist die TTBL-Saison 2017/18 für viele noch weit entfernt, man ist in Urlaubsstimmung und hofft noch auf einen zweiten “Schub” Sommer. Tatsächlich aber fällt der Startschuss bereits in einer Woche. Ein interessantes Team schickt der ASV Grünwettersbach ins Rennen.

Die Badener blicken recht optimistisch in die Zukunft. Man ist dabei, Strukturen zu schaffen, um mittel- und langfristig eine gute Rolle im deutschen Oberrhaus zu spielen. Dabei setzt man auf talentierte junge Spieler. Bezeichnenderweise ist der Engländer Samuel Walker aus dem Ochsenhausener Liebherr Masters College mit 22 Jahren der zweitälteste TTF-Profi.  

Den Optimismus des ASV nährt auch der Umstand, dass die Truppe in der letzten Rückrunde mit dem späteren Meister Düsseldorf und Halbfinalist Ochsenhausen zwei Topteams sensationell in die Schranken weisen konnte. Am Ende sprang ein zuvor kaum für möglich gehaltener sechster Platz heraus. Man ließ Mühlhausen, Bremen und Grenzau überwiegend deutlich hinter sich.  

Karl-Heinz Fritz, Pressebeauftragter des ASV, formuliert die Aufgabe, mit der man sich konfrontiert sieht, wie folgt: “Seit ihrer Zugehörigkeit zur TTBL waren die vier Topteams aus Düsseldorf, Ochsenhausen, Fulda und Saarbrücken für unsere Mannschaft quasi unangreifbar und nicht zu schlagen. Dies änderte sich in der zurückliegenden Rückrunde. Kann diese Erfolgsserie in der kommenden Spielzeit fortgesetzt werden und sind die “großen Vier” für den ASV angreifbar geworden? Spannende Fragen, die in der kommenden Spielzeit zu beantworten sind.” 

Die Karlsruher konnten immerhin die aktuelle Nummer 41 der Welt, Ricardo Walther, unter Vertrag nehmen. Der 25-jährige deutsche Nationalspieler hat sich, nach überstandener Verletzung, in den letzten Monaten kolossal steigern können und auch auf internationaler Bühne das eine oder andere Ausrufungszeichen gesetzt. Mit dem von den Bergneustädter Schwalben gekommenen Angriffsspieler hat sich der ASV signifikant verstärkt. Der Wechsel von Alvaro Robles, der sich – gewissermaßen im Ringtausch – Bergneustadt anschloss, sollte mehr als nur kompensiert worden sein.  

Die Nummer eins bleibt natürlich der quirlige 22-jährige Japaner Masataka Morizono, mit seiner 16:5-Bilanz sensationell erfolgreichster TTBL-Akteur der Saison 2016/17. Der Vizeweltmeister im Doppel bei der WM in Düsseldorf wird indes im Welt-Ranking als 66. sogar ein gutes Stück hinter Walther geführt. Von solchen Notierungen träumt ein Qiu Dang noch, der 20-jährige Penholder-Künstler ist International aktuell die Nummer 214, doch auch bei ihm ist die aufsteigende Tendenz unübersehbar. Und selbstredend verfügt auch Sam Walker (WRL Platz 131), immerhin mit England Mannschafts-Bronzemedaillengewinner bei der WM 2016, über ein beträchtliches Potenzial, auch wenn er es 2016/17 in der TTBL allzu oft nicht abrufen konnte (3:11).  

Wenn das diesmal besser läuft und zudem Walther wie erhofft einschlägt, “könnte der ASV gar an die Play-offs heranschnuppern”, so Karl-Heinz Fritz. Der ASV-Pressewart präzisiert dies: “Voraussetzung dafür wäre allerdings, dass keine Verletzungssorgen auftreten und sämtliche Spieler in Topform antreten. Sollte dann zudem eine Spitzenmannschaft Schwächen zeigen, könnte die Überraschung vielleicht gelingen.”  

Allerdings schläft auch die Konkurrenz nicht. So hat man “vor allem mit Werder Bremen, aber auch mit Bergneustadt und Mühlhausen weitere äußerst ernst zu nehmende Konkurrenten im Nacken, die ebenfalls den Blick nach oben richten”, gibt Fritz zu Protokoll. “Hier werden am Ende wohl Nuancen den Ausschlag über die Endplatzierung geben.”  

Das Auftakprogramm der Badener ist heftig. Man muss zum Auftakt die Visitenkarte in Saarbrücken abgeben (20.08.), um zwei Wochen später (02.09.) gleich auch noch seine Aufwartung in Fulda zu machen. Hart und herzlos, doch wer weiß, was der vermeintliche Underdog, der von Ex-Bundesligaspieler Rade Markovic trainiert wird, tatsächlich in den “Höhlen der Löwen” abzuliefern imstande ist. “Gelingt hier ein Überraschungserfolg und kann das Team im ersten Heimspiel gegen Aufsteiger Bad Königshofen nachlegen, nimmt der Zug nach oben vielleicht Fahrt auf”, meint Karl-Heinz Fritz.  

Jedenfalls fährt man keinesfalls nach Saarbrücken, um dort hübsch brav die Punkte abzuliefern. Der Pressebeauftragte bringt das neue Selbstbewusstsein in dem seit 2015/16 erstklassigen Klub zum Ausdruck: “Dass sich die Grünwettersbacher vor keiner Mannschaft zu verstecken brauchen, haben sie gerade in diesem Frühjahr mehrmals unter Beweis gestellt. Kann das ASV-Quartett an diese Leistungen anknüpfen, ist eine Überraschung an der Saar zumindest nicht auszuschließen.”


Text & Foto: Dr. Stephan Roscher