JUGEND-EM 2017: Bondareva/Klee ganz oben auf dem Treppchen



Mit sieben Medaillen hat Deutschland die 60. Jugend-Euros in Guimarães beendet – mehr als viele erwartet hatten. Zweimal durfte man sich über Gold freuen. Nach dem Jungenteam hat am Schlusstag das Schülerinnen-Duo Anastasia Bondareva/Sophia Klee triumphiert.

Im Finale setzte sich das deutsche Senkrechtstarter-Duo – Bondareva/Klee hatten bereits bei den NDM in Bamberg als jüngstes Doppel aller Zeiten Bronze geholt – in vier Durchgängen letztlich klar gegen die Russinnen Arina Slautina/Nataliya Malinina durch (9:11, 11:2, 11:7, 11:8). Die Setzliste spiegelte die wahren Verhältnisse nicht wieder. Dort waren nämlich die Russinnen an Position 3 und die Deutschen nur an 6 notiert. Im Halbfinale hatten Bondareva/Klee übrigens die topgesetzten Ekaterina Zironova/Elizabet Abraamian, ebenfalls aus Russland, nach 0:2-Rückstand in fünf spannenden Sätzen ausgeschaltet. Damit war der Weg eigentlich bereits frei für Gold. Anastasia Bondareva: „Ich bin sprachlos. Wir wollten unbedingt eine Medaille holen. Jetzt ist es sogar Gold geworden. Ich bin überglücklich und unfassbar stolz.“ Sophia Klee: „Vor dem Endspiel war ich schon sehr nervös. Doch wir vertrauen uns blind. Das ist ein großer Vorteil im Doppel.“

Silber gab es für die deutsch-schwedische Jungen-Doppel-Kombination Cedric Meissner/Simon Söderlund, die im Finale in dem topgesetzten rumänisch-russischen Duo Cristian Pletea/Denis Ivonin ihren Meister fanden (7:11, 8:11, 9:11). Meissner/Söderlund konnten mehr als zufrieden sein. An 13 gesetzt und Silber mit nach Hause genommen – das ist nicht von schlechten Eltern.

Silber sicherte sich auch DTTB-Talent Wenna Tu (Setzposition 15), die im Halbfinale gegen Teamkollegin Anastasia Bondareva in sechs Sätzen die Oberhand behielt (11:8, 11:5, 7:11, 11:6, 8:11, 11:4). Im Endspiel konnte Tu dann aber nichts mehr reißen. Ihre russische Gegnerin Elizabet Abraamian war doch noch einen Tick zu stark und gewann mit 4:2 (11:7, 7:11, 11:7, 11:3, 11:13, 11:6). Doch die 15-jährige Wenna Tu freute sich zu Recht über ihren hervorragenden zweiten Platz: „Ich bin ohne Druck in das Spiel gegangen, denn mit dem Erreichen des Endspiels war ich schon zufrieden. Mit den Aufschlägen meiner Gegnerin hatte ich einige Probleme. Trotzdem hatte ich teilweise meine Chancen. Mit Silber bin ich sehr zufrieden.“

Die beiden weiteren DTTB-Eisen im Finaltags-Feuer zogen in den Halbfinals den Kürzeren und mussten mit Bronze Vorlieb nehmen. Das betraf – wie oben beschrieben – die gerade einmal an 18 gesetzte und mit drei Medaillen im Rucksack aus Portugal zurückkehrende Anastasia Bondareva im Schülerinnen-Einzel. Und auch das Mädchen-Doppel Luisa Säger/Jennie Wolf, das gegen die späteren Turniersiegerinnen Maria Yovkova/Fanni Harasztovich (Bulgarien/Ungarn) nach gewonnenem erstem Satz noch eine 1:3-Niederlage quittieren musste.

Bei den Jungen siegte im Einzel nicht wie erwartet der topgesetzte Rumäne Cristian Pletea, sondern sein an 4 gesetzter griechischer Finalgegner Ioannis Sgouropoulos in einem wahren Tischtenniskrimi, der erst in der Verlängerung des 7. Satzes entschieden wurde.

Bei den Mädchen gewann überraschend die Aserbaidschanerin Ning Jing, die im Finale die bis dahin bärenstarke Russin Anastasia Kolish ohne Satzverlust in die Schranken wies. In der Vorschlussrunde hatte die an 4 gesetzte Ning die topgesetzte Rumänin Adina Diaconu in sieben Sätzen ausgeschaltet.

Im Schüler-Einzel siegte der topgesetzte Russe Vladimir Sidorenko, dem die Titelverteidigung glückte, bei den Schülerinnen seine an 3 gesetzte Landsfrau Elizabet Abraamian, die, wie erwähnt, Wenna Tu in Schach halten konnte.

Überragend die Auftritte Russlands, das insgesamt sechs Goldmedaillen – am Schlusstag kamen noch drei hinzu – sowie dreimal Silber und dreimal Bronze holte. In neun von zwölf Endspielen standen Russen.

Die jetzige russische Spielergeneration, wie sie sich international präsentiert, ist nicht mehr als Mittelmaß – ein Alexander Shibaev und vielleicht noch eine Polina Mikhailova oder auch eine Maria Dolgikh machen da noch keinen Frühling. Es bestehen aber gute Chancen, dass aus dem bärenstarken Jugend-EM-Kader die Wachablösung nachwächst, so dass Russland in ein paar Jahren international wieder ein gewichtiges Wörtchen mitreden könnte.

Platz 2 im Medaillenspiegel ging dann aber schon an den DTTB mit zwei Gold-, zwei Silber und drei Bronzemedaillen. Vor Rumänien, Schweden und dem bei den Mädchen starken Aserbaidschan, das sich immerhin eine Gold- und eine Silbermedaille schnappte. Die DTTB-Bilanz kann sich sehen lassen. Es scheint vielleicht doch nicht so düster für die Zeit nach Boll, Steger, Han und Shan auszusehen, wie viele glauben, auch wenn es für die JEM-Talente noch ein harter, langer Weg nach ganz oben zu werden verspricht.

Speziell beim weiblichen Nachwuchs kommen Hoffnungen auf. Eine Wenna Tu, Anastasia Bondareva und Sophia Klee lassen einiges für die Zukunft erwarten. Bondareva und Klee schnuppern ja auch in dieser Saison mit 14 Jahren bereits Erstligaluft. Ob für Tu die 3. Liga nicht zu niedrig ist, ist eine ganz andere Frage. Eigentlich hätte es mindestens das Unterhaus sein müssen.


DTTB-SPIELE FINALTAG

Jungen-Doppel
Finale
Cedric Meissner/Simon Söderlund SWE – Cristian Pletea/Denis Ivonin ROU/RUS 0:3 (-7, -8, -9)

Halbfinale
Cedric Meissner/Simon Söderlund SWE – Patrik Juhasz/Norbert Nagy HUN 3:0 (8, 7, 11)

Mädchen-Doppel
Halbfinale
Jennie Wolf/Luisa Säger – Maria Yovkova/Fanni Harasztovich BUL/HUN 1:3 (8, -6, -8, -7)

Schülerinnen-Einzel
Finale
Wenna Tu – Elizabet Abraamian RUS 2:4 (-7, 7, -7, -3, 11, -6)

Halbfinale
Anastasia Bondareva – Wenna Tu 2:4 (-8, -5, 7, -5, 8, -4)

Schülerinnen-Doppel
Finale
Sophia Klee/Anastasia Bondareva – Arina Slautina/Nataliya Malinina RUS 3:1 (-9, 2, 7, 8)

Halbfinale
Sophia Klee/Anastasia Bondareva – Ekaterina Zironova/Elizabet Abraamian RUS 3:2 (-9, -8, 6, 8, 9)

 

ENDSPIELE OHNE DEUTSCHE BETEILIGUNG

Jungen-Einzel

Cristian Pletea ROU – Ioannis Sgouropoulos GRE 3:4 (-9, 10, -8, -9, 7, 3, -10)

Mädchen-Einzel

Ning Jing AZE – Anastasia Kolish RUS 4:0 (3, 9, 9, 7)

Mädchen-Doppel

Maria Yovkova BUL/Fanni Harasztovich HUN – Ning Jing/Chen Xingtai AZE 3:2 (6, -7, 2, -5, 9)

Schüler-Einzel

Vladimir Sidorenko RUS – Truls Moregardh SWE 4:2 (-7, -7, 9, 7, 5, 13)

Schüler-Doppel

Truls Moregardh/Martin Friis SWE – Vladimir Sidorenko/Maksim Grebnev RUS 3:2 (11, -9, 9, -6, 6) 

 

AUFGEBOT DES DTTB 

Jungen

Gerrit Engemann (TTC GW Bad Hamm), Tobias Hippler (TuS Celle), Cedric Meißner (TuS Celle), Fan Bo Meng (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell), Kay Stumper (SV Salamander Kornwestheim)

Mädchen

Lotta Rose (TTK Großburgwedel), Luisa Säger (alter Verein: DJK Offenburg/neuer Verein: TTC Weinheim), Franziska Schreiner (TV 1921 Hofstetten), Laura Tiefenbrunner (SV DJK Kolbermoor), Jennie Wolf (alter Verein: TV Busenbach/neuer Verein: TTC Weinheim)

Schüler

Mike Hollo (SV DJK Kolbermoor), Fernando Janz (Füchse Berlin Reinickendorf), Daniel Rinderer (FC Bayern München), Felix Wetzel (SB DJK Rosenheim)

Schülerinnen

Anastasia Bondareva (alter Verein: VfR Fehlheim/neuer Verein: TV Busenbach), Jana Kirner (DJK Offenburg), Sophia Klee (alter Verein: SC Niestetal/neuer Verein: TuS Bad Driburg), Wenna Tu (NSU Neckarsulm) 

 

Jugend-EM auf der Webseite der ETTU

 

Text: Dr. Stephan Roscher

Fotos: ETTU (2), Dr. Stephan Roscher (2)