Am Ostermontag will Philipp Floritz das Team des TuS Celle in der Relegationsrunde in Frickenhausen zum Aufstieg in die 2. Bundesliga führen, der in der Meisterschaftsrunde unglücklich verpasst worden war. TT-NEWS sprach mit Floritz.
Der 25-jährige Ex-Bundesligaspieler, der 2014 überraschend in die Oberliga gewechselt war und nun wieder in oberen Regionen angreifen möchte, hatte interessante Antworten parat, die wir unseren Lesern nicht vorenthalten möchten.
Floritz war schon als Jugendnationalspieler des DTTB sehr erfolgreich, unter anderem gewann der aus dem oberbayrischen Birkland stammende Angriffsspieler Silber im Jungen-Einzel bei den Jugend-Euros 2009 in Prag sowie im selben Jahr ebenfalls Silber mit dem deutschen Nationalteam bei der Jugend-WM in Kolumbien.
Zu dieser Zeit war er bereits mit dem TV Hilpoltstein in der 2. Herren-Bundesliga aktiv. Der Rechtshänder mit der attraktiven Spielweise, der gerne auch weit hinter dem Tisch agiert, wechselte 2010 in die 1. Bundesliga zum SV Plüderhausen und schloss sich zur Saison 2012/13 dem deutschen Topklub TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell an.
Er nahm an der EM in Stuttgart 2009 teil und bestritt Länderspiele für Deutschland. Umso überraschender kam zur Saison 2014/15 sein Wechsel zum TSV 1860 Ansbach in die Oberliga. Mit den Mittelfranken stieg er zweimal auf bis in die 3. Bundesliga. Dort schloss er sich indes vor der laufenden Saison der ambitionierten Truppe des TuS Celle an, wo mit einem jungen Team und ihm als Leitwolf der Aufstieg ins Visier genommen werden sollte.
Mit reichlich Pech verpasste Celle – in der Mannschaft spielen neben Floritz Tobias Hippler, Nils Hohmeier, Cedric Meissner und Yannick Dohrmann – den Meistertitel in der 3. Bundesliga Nord im Duell mit dem TTC GW Bad Hamm und damit den angestrebten direkten Aufstieg in die 2. Bundesliga. Trotz eines 6:4-Sieges über den Rivalen am 19. März „vergeigte“ man es zwei Wochen später durch ein 3:6 in Schwarzenbek, ein Team aus dem unteren Tabellendrittel. Floritz, erfolgreichster Spieler der gesamten Liga, fehlte in dieser Partie an allen Ecken und Enden – er musste wegen einer Lebensmittelvergiftung passen, die ihn in der Endphase der Runde zum Pausieren zwang. So sprang am Ende für Celle nur Platz zwei heraus, zwei Zähler hinter Meister Bad Hamm.
Nun muss man, wieder mit Floritz als Leader und Spitzenspieler, versuchen, es in der Relegationsrunde am Ostermontag in Frickenhausen zu richten – Konkurrenten sind der favorisierte Gastgeber sowie der Süd-Zweite NSU Neckarsulm.
Nachfolgend lesen Sie unser Exklusiv-Interview mit Floritz, der übrigens seit 2015 international für Bulgarien aufschlägt.
„Nach unserem Sieg gegen Bad Hamm waren wir punktgleich und zwei Spiele im Spielverhältnis hinter Hamm, bei noch drei ausstehenden Partien. Leider habe ich mir am Abend vor dem Spiel gegen Berlin eine Lebensmittelvergiftung eingefangen, so dass ich bei den letzten drei Spielen nicht mitwirken konnte. Zudem hat Bad Hamm am letzten Wochenende mit Japaner in Bestbesetzung fehlerfrei gespielt und somit im Endspurt um den Titel keine Federn gelassen. An dieser Stelle nochmal Gratulation zum Titel!“
„Natürlich waren das mit Plüderhausen meistens enge Spiele und heiße Fights gegen Frickenhausen. Emotional vorbelastet würde ich das aber nicht nennen. Am Montag geht es einfach darum, mit meiner Mannschaft das Beste herauszuholen.“
„Frickenhausen ist auf jeden Fall in der Favoritenrolle. Bei einer Relegation ist aber alles möglich und oftmals entscheidet die Tagesform. Neckarsulm ist von Position eins bis drei stark aufgestellt und hat eine junge Nummer vier,die in den letzten Wochen gute Ergebnisse erzielt hat. Daher werden wir sie auf gar keinen Fall unterschätzen.“
„Unsere Stärke ist vor allem der Zusammenhalt, zum einen in der Mannschaft bei den Spielen und zum anderen, was das gesamte „Drumherum“ betrifft. Wir verstehen uns super und jeder kämpft für das Team. Außerdem sind wir eine junge Truppe, in der sich jeder noch individuell verbessern kann. Wir haben übrigens immer zwei Trainer dabei, was auch nicht selbstverständlich ist.“
„Ja, wir würden dann versuchen, es im nächsten Jahr zu schaffen. Mein Doppelpartner Yannick Dohrmann wird uns aber leider nach der Saison verlassen. Der Rest des Teams bleibt in der Saison 2017/18 aber zusammen, so dass wir sicher wieder eine gute Rolle in der Liga spielen würden.“
„Meine höchste Weltranglistenposition war im Bereich 190. Momentan stehe ich auf Position 206, also bin ich nicht schlechter als damals.“
„Ich habe in zwei Jahren Oberliga und Regionalliga kein Einzel und kein Doppel verloren, darauf bin ich schon ein klein wenig stolz, denn zu Null zu spielen ist nie ganz einfach und auch in diesen Ligen gab es einige starke Gegner.“
„Momentan trainiere ich jeden Tag zwei Einheiten, entweder zweimal Tischtennis oder einmal Tischtennis und einmal Fitness.“
„Ansbach hatte damals ein wirklich gutes und vielversprechendes Projekt, welches letztendlich leider durch unglückliche Umstände gescheitert ist. Ich habe lange über diesen Schritt nachgedacht und mich letztlich dafür entschieden. In der Oberliga und Regionalliga wurde ich nur selten gefordert, dafür konnte ich mich voll auf die Pro-Tour-Turniere konzentrieren und meinen Trainingsstandort selbst wählen, damals habe ich mich für die Werner Schlager Academy entschieden.“
„Doch, ich denke, dass ich mich noch in einigen Dingen verbessern kann, da ich erst relativ spät, im Alter von neun Jahren, mit Tischtennis angefangen habe. Und mit 25 gehöre ich ja noch nicht zum alten Eisen, eher im Gegenteil, 28/29 ist das perfekte Tischtennisalter. Bulgarien ermöglicht es mir, bei den Chile und Brasil Open an den Start zu gehen, und ab der kommenden Saison werde ich mit Sicherheit auch bei einigen weiteren internationalen Turnieren für Bulgarien aufschlagen.“
Interview: Dr. Stephan Roscher
Fotos: TuS Celle (2), Dr. Stephan Roscher