Gauzy, Dyjas und Geraldo beim New Horizons Masters



Wenige Stunden nach dem Bundesliga-Sieg gegen Mühlhausen waren drei junge Profis der TTF Liebherr Ochsenhausen bereits wieder im Einsatz. Simon Gauzy, Jakub Dyjas sowie Joao Geraldo waren am Samstag beim New Horizons Masters in Saarbrücken am Start.

Bei dem Einladungsturnier mit Show-Effekten in der Joachim-Deckarm-Halle, das mit neuem Namenssponsor die Nachfolge des zuvor zwölfmal ausgetragenen Energis Masters Cups angetreten hat, waren bei den TTF-Assen Hochs und Tiefs zu verzeichnen.

Bis auf die nicht berauschende Zuschauerresonanz – erklärbar aufgrund der kurzen Vorlaufzeit von einem knappen Monat, da lange unklar war, ob das Turnier im WM-Jahr überhaupt würde stattfinden können – war es einmal mehr ein tolles, kurzweiliges Tischtennis-Event, bei dem es nicht nur um die Bespaßung des Publikums ging, sondern auch seriös um Titelehren und Preisgeld gefightet wurde.

Nun, dass es unmittelbar nach dem TTBL-Spiel und der anschließenden weiten Autobahn-Tour für keinen Ochsenhausener zum großen Wurf reichen würde, war zu erwarten. Ein in Galaform aufspielender Timo Boll sicherte sich den Titel. Der Weltranglisten-Zwölfte, der im Finale sogar Dimitrij Ovtcharov, aktuelle Nummer fünf der Welt, keine Chance ließ, gab im gesamten Turnier nicht einen Satz ab und schaltete im Halbfinale sogar seinen Angstgegner Simon Gauzy aus, gegen den er zuvor fünfmal in Serie den Kürzeren gezogen hatte.

Boll erwies sich einmal mehr als fairer Sportsmann, als er seinen Sieg über den Ochsenhausener Spitzenspieler und Weltranglisten-15. im Interview mit Roman Bonnaire, Ex-Sportchef des Saarländischen Rundfunks, wie folgt kommentierte: „Ich habe sehr gut gespielt und freue mich, dass ich gegen Simon nach so vielen vergeblichen Versuchen mal wieder gewinnen konnte. Allerdings muss man auch sagen, dass er gestern Abend noch ein Bundesligaspiel hatte und ihm die lange Anreise ohne allzu viel Schlaf sicher auch noch in den Knochen steckte, so dass man das Ergebnis nicht zu hoch hängen sollte. Ich denke aber, dass wir beide unseren Spaß gehabt haben – und auch das zählt.“

Und in der Tat hatte Gauzy reichlich Spaß in Saarbrücken, besonders bei seinem 3:2-Sieg im Gruppenspiel gegen den schwedischen Weltranglisten-24. Mattias Karlsson, einem der unterhaltsamsten Matches des gesamten Masters mit zahlreichen Ballwechseln für die Galerie. TTF-Präsident Kristijan Pejinovic: „Simon gegen Karlsson war das beste, interessanteste Spiel des Turniers.“

Zudem hatte Gauzy noch genügend Puste, Ex-Jugendweltmeister Patrick Baum vom Ligarivalen 1. FC Saarbrücken-TT in seiner Gruppe mit 3:2 zu besiegen. Erst im Halbfinale gegen Boll war der Kräfteverschleiß erkennbar, wobei Boll auch einen seiner besten Tage seit Langem erwischt hatte und extrem gut spielte.

Jakub Dyjas, der zurzeit – wie berichtet – ein wenig schwächelt, konnte auch in Saarbrücken den Bock nicht umstoßen. Besonders in seinem ersten Gruppenspiel gegen Ex-Weltmeister Werner Schlager, der inzwischen nur noch „for fun“ spielt, agierte der 21-jährige Pole zu blutleer, um seine spielerische Überlegenheit entsprechend auszunutzen. Dass er anschließend auch gegen Boll ohne Satzgewinn verlor und ausschied, will ihm niemand verdenken, zumal er gegen den bärenstarken Linkshänder schon entschlossener auftrat, in zwei Sätzen fast auf Augenhöhe war und einige schöne Punkte machte. Kristijan Pejinovic: „Jakub hat eben gerade sein Tief, aber da kommt er auch wieder heraus, er hat ja immer noch eine sehr gute Bilanz in der Bundesliga, was zeigt, dass er es drauf hat.“ In der Tat ist Jakub Dyjas mit seiner 11:4-Bilanz gegenwärtig drittbester Spieler der TTBL – kein Grund zur Panik also.

Richtig Lust am Spielen strahlte Joao Geraldo aus, wobei der Linkshänder aus Portugal natürlich einen Tick frischer war als seine TTF-Kollegen, da er am Vorabend gegen Mühlhausen nochmals pausiert hatte. Geraldo besiegte immerhin im Gruppenspiel Abwehr-Ass Wang Xi vom Ligarivalen und möglichen Play-off-Gegner Fulda-Maberzell, seit Jahren einer der besten Bundesligaspieler. Im Anschluss musste er zwar Dimitrij Ovtcharov gratulieren, den er trotz einer 0:3-Niederlage aber richtig forderte – auch das eine respektable Vorstellung des jungen Ochsenhauseners. Pejinovic: „Die Auftritte von Joao und seine Körpersprache haben mir gefallen. Er hat gezeigt, dass er brennt und heiß aufs Spielen ist. Schade, dass er zuletzt durch eine Verletzung ausgefallen ist, sonst hätte er in den letzten Bundesligaspielen die Chance erhalten, sich zu beweisen.“

 

Die Matches der TTF-Spieler in Saarbrücken

Gruppe A

Joao Geraldo – Wang Xi 3:1 (11:6, 11:6, 9:11, 13:11)

Joao Geraldo – Dimitrij Ovtcharov 0:3 (6:11, 9:11, 7:11)

Geraldo als Gruppenzweiter ausgeschieden.

 

Gruppe B

Jakub Dyjas – Werner Schlager 0:3 (3:11, 6:11, 7:11)

Jakub Dyjas – Timo Boll 0:3 (4:11, 13:15, 9:11)

Dyjas als Gruppendritter ausgeschieden.

 

Gruppe C

Simon Gauzy – Mattias Karlsson 3:2 (9:11, 11:6, 3:11, 11:9, 11:9)

Simon Gauzy – Patrick Baum 3:2 (7:11, 13:11, 9:11, 11:9, 11:5)

Gauzy als Gruppensieger im Halbfinale.

 

Halbfinale

Simon Gauzy – Timo Boll 0:3 (4:11, 7:11, 5:11)

 

Text & Fotos (3): Dr. Stephan Roscher