Düsseldorf souveräner Pokalmeister der Rekorde



Es wurde nichts aus den frommen Wünschen auf ein spannendes Final-Four-Endspiel. Zu sehr dominierte die Düsseldorfer Borussia gegen den 1. FC Saarbrücken, dem vor 3.100 Zuschauern in der ratiopharm arena lediglich zwei Satzgewinne vergönnt waren.

Am Cup-Sieg des Favoriten kamen zu keiner Phase Zweifel auf. Auf den Punkt topfitte, hochkonzentrierte Borussen spielten mit dem Gegner, der ja nun wirklich eine Hausnummer im deutschen Tischtennis verkörpert und im Viertelfinale der Champions League steht, Katz und Maus.

Patrick Baum blieb zum Auftakt gegen Timo Boll absolut chancenlos. Bojan Tokic konnte gegen Stefan Fegerl wenigstens den zweiten Satz für sich verbuchen, in den übrigen Durchgängen hatte der extrovertierte Slowene indes nichts zu melden. Und Kristian Karlsson – im Halbfinale von Alexander Flemming wachgerüttelt – hatte mit dem im ITTF-Ranking zwei Plätze vor ihm notierten Tiago Apolonia den stärksten Saarbrücker aus dem Weg zu räumen. Doch auch dies gelang, nach verlorenem erstem Satz, noch relativ souverän, wobei der vierte Durchgang nochmals auf des Messers Schneide stand. Das war es, der Cup war eingetütet!

Somit kann die Borussia nun verdientermaßen ihre Rekorde feiern: 25. nationaler Cupgewinn und 67. Titel der Vereins-Historie, fünfter Pokalsieg in Serie – ein Novum in der Geschichte des Wettbewerbs -, sowie zehnter Pokalsieg für Timo Boll. Ein Hammer, grandios, beispiellos – aber irgendwie auch erdrückend!

Dies soll weiß Gott kein Vorwurf an den alten und neuen Titelträger sein, sondern einfach als Feststellung verstanden werden, dass die Konkurrenz weit, eigentlich zu weit von diesem Level entfernt ist. Die Borussia, gerade in Finalsituationen kaum zu beeindrucken, als die Chinesen Deutschlands – der Vergleich hinkt nicht wirklich und macht das Gesamtkonstrukt deutsches Mannschaftstischtennis nicht attraktiver.

Ein deutsches Pokal-Endspiel von 100 Minuten – kürzer als 95 Prozent aller normalen Bundesligaspiele -, das spricht für die hohe Qualität der Düsseldorfer Borussia, die verdient gewonnen hat und in Deutschland eben eine Klasse für sich verkörpert. Ihr gilt unser herzlicher und aufrichtiger Glückwunsch, keinem kann man Qualität und Erfolge zum Vorwurf machen!

Für das deutsche Mannschaftstischtennis und die Bundesliga indes war dieses Endspiel – ebenso wie überhaupt ein Final Four aus drei schnellen 3:0-Partien – unerfreulich. Eine Saison, in der sich immer nur die Frage stellt, wer Zweiter wird, ist überdies auch nicht prickelnd. Wo keine echte Spannung aufkommt, stellen sich auf Dauer auch die Fans nicht ein. Dies ist die persönliche Meinung des Verfassers dieses Berichts, für die er gerne sachliche Kritik entgegennimmt. Keiner kann etwas für den einseitigen Verlauf des Pokalturniers, alles wurde sportlich und fair ausgespielt. Dennoch scheint es an der Zeit, auch hier über Modus-Änderungen nachzudenken.

 

ERGEBNISSE DES LIEBHERR POKAL-FINALES 2016/17

Finale

1. FC Saarbrücken-TT – Borussia Düsseldorf 0:3

Patrick Baum – Timo Boll 0:3 (9:11, 8:11, 4:11)

Bojan Tokic – Stefan Fegerl 1:3 (4:11, 11:6, 2:11, 6:11)

Tiago Apolonia – Kristian Karlsson 1:3 (11:5, 5:11, 8:11, 10:12)

 

Halbfinale

Post SV Mühlhausen – 1. FC Saarbrücken-TT 0:3

Daniel Habesohn – Bojan Tokic 0:3 (8:11, 7:11, 10:12)

Ovidiu Ionescu – Tiago Apolonia 2:3 (11:8, 10:12, 11:9, 8:11, 6:11)

Lars Hielscher – Patrick Baum 1:3 (9:11, 7:11, 13:11, 10:12)

 

TV 1879 Hilpoltstein – Borussia Düsseldorf 0:3

Alexander Flemming – Kristian Karlsson 2:3 (3:11, 3:11, 11:9, 11:7, 4:11)

Petr David – Stefan Fegerl 0:3 (7:11, 11:13, 2:11)

Nico Christ – Timo Boll 0:3 (4:11, 3:11, 4:11) 


Text: Dr. Stephan Roscher

Fotos: Dr. Stephan Roscher (Boll); BeLa Sportfoto (Borussia Düsseldorf).