1. BUNDESLIGA DAMEN: eastside kommt mit blauem Auge davon



Erfolgsverwöhnt und zuletzt auch ohne Shan Xiaona in der Champions League erfolgreich, reiste Triple-Sieger ttc berlin eastside zum Tabellensiebten SV Böblingen und hätte um ein Haar ein blaues Wunder erlebt. Man zitterte sich zu einem 6:4-Erfolg im „Ländle“.

Die Spielerinnen aus der Bundeshauptstadt – auch ohne die aus privaten Gründen nach China gereiste Shan eine international besetzte Elite-Truppe mit den aktuellen Nummern 18, 23 und 39 der Welt – mögen im Kopf etwas zu siegesgewiss gewesen sein. Ihre Gruppe hatten sie in Europas Königsklasse gerade in imponierender Manier gewonnen und sämtliche Rivalen deklassiert. Zudem lauteten die bisherigen Bundesligaergebnisse in dieser Saison dreimal 6:0 und zweimal 6:1. Doch der Gegner war an diesem Sonntag eben auch einfach gut, richtig gut.

Dreieinviertel Stunden leistete der Underdog aus Württemberg erbitterten Widerstand und nur mit allergrößter Mühe bekam der hohe Favorit die Kurve und vermied einen sensationellen Punktverlust, den man natürlich beim Rivalen Kolbermoor, der in Hövelhof seine Hausaufgaben souverän erledigte, nur zu gerne gesehen hätte.

Vor allem die 48-jährige Qianhong Gotsch hatte einmal mehr einen Sahnetag erwischt, besiegte Georgina Pota und Petrissa Solja ohne Satzverlust und punktete auch im Doppel zusammen mit Rosalia Stähr (3:2 gegen Pota/Hamamoto). Hinzu gesellte sich ein nicht unbedingt erwarteter 3:2-Sieg von Theresa Kraft, die in dieser Saison endlich wieder in die Erfolgsspur zu kommen scheint (aktuelle Bilanz: 7:6), über Berlins Nummer vier Chantal Mantz.

Auf der Gegenseite hatten Pota und Solja ohne Satzverlust gegen Böblingens zweite Defensivkünstlerin, Rosalia Stähr, punkten können, ebenso wie die Weltranglisten-23. Yui Hamamoto gegen Julia Kaim und Theresa Kraft. Zudem hatten Solja/Mantz ihr Doppel gegen Kraft/Kaim gewonnen (3:0).

So kam es am Ende dieser prickelnden Bundesliga-Partie, die – gemessen an dem, was geboten wurde – mit 65 Fans entschieden zu wenig Besucher hatte, zum Duell Julia Kaim vs. Chantal Mantz. Kaim kämpfte sich nach 0:2-Satzrückstand zurück ins Match und war in den letzten beiden Durchgängen gegen Berlins Neuzugang auf Augenhöhe, konnte aber ein 10:12 im vierten Durchgang nicht verhindern, was dem deutschen Ausnahmeklub den Zittersieg sicherte.

Diese Partie war eine Werbung für die Damen-Bundesliga und das Ergebnis ist gut, zeigt es doch, dass die Liga lebt und dass auch die vermeintlich schwächeren Teams an guten Tagen mit viel Willen, Biss und Kampfkraft etwas gegen die Giganten erreichen können. Böblingen stand kurz davor – und es wäre keineswegs unverdient gewesen.

eastside-Trainerin Irina Palina nahm die aufregenden 194 Minuten von Böblingen recht gelassen: „Das Spiel stand auf der Kippe, und ja, wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen. Aber auch mit einem 5:5 könnten wir noch Deutscher Meister werden. Zudem habe ich keine Angst vor einer Niederlage, auch das kann passieren. Chantal [Mantz] hat sich nach ihrer zwischenzeitlichen Nervosität gegen Julia [Kaim] rechtzeitig wieder beruhigt. Die ersten beiden Sätze waren mit 11:3, 11:7 klar. Es war positiv, dass sie über den Kampf gewann. Und insgesamt war dieser knappe Verlauf und das drohende Unentschieden wie eine Vitaminspritze vor der nächsten schweren Partie bei der TTG Bingen/Münster-Sarmsheim. Und am 13. Januar 2017 treten wir dann zum verlegten Schlagerspiel beim SV DJK Kolbermoor an.“


Weitere Partien der 1. Bundesliga Damen am Wochenende

LTTV Leutzscher Füchse – TUSEM Essen 1:6

TTV Hövelhof – SV DJK Kolbermoor 1:6

 

Foto: Dr. Stephan Roscher