Es hat sich eine Menge getan am Samstag, dem fünften Turniertag der EM in Budapest. Bei den Herren hangelt sich Timo Boll von Runde zu Runde und besiegte Jonathan Groth (4:3) sowie den Finnen Benedek Olah (4:2). Bronze hat der Rekordeuropameister damit sicher.

Boll bewahrte somit den DTTB vor einem ganz schlimmen Desaster, da außer ihm niemand, auch nicht die hoch gehandelten Silbermedaillengewinnerinnen von Rio, in den Einzelwettbewerben die Halbfinals erreichte.

Damit zog der Spitzenspieler der Düsseldorfer Borussia zum siebten Mal in Serie ins EM-Halbfinale ein und hat damit seine insgesamt neunte Einzelmedaille bei kontinentalen Titelkämpfen sicher.

Im Halbfinale trifft der Hesse auf Simon Gauzy. Das könnte überaus spannend werden, da Ochsenhausens Franzose den 35-jährigen Odenwälder zuletzt zweimal schlagen konnte.

Gauzy besiegte zunächst im Achtelfinale den Russen Alexander Shibaev, später im Viertelfinale den Österreicher Robert Gardos – beide mit 4:2. Gardos hatte im Achtelfinale mit Vladimir Samsonov einen ganz großen Rivalen Bolls im Kampf um Gold nach heißem Fight in sieben Sätzen aus dem Turnier geworfen.

Neben Gauzy glänzt noch ein weiterer Ochsenhausener in Budapest. Der 20-jährige Jakub Dyjas spielt zweifellos das beste Turnier seiner noch jungen Karriere. Am Freitag musste mit Dimitrij Ovtcharov der Titelverteidiger dran glauben, am Samstag waren Joao Monteiro (Portugal) und Kou Lei (Ukraine/Grenzau) an der Reihe – beide zogen mit 1:4 den Kürzeren gegen den starken Polen, der am Sonntag im Halbfinale auf den Franzosen Emmanuel Lebesson trift, den kaum einer so stark erwartet hätte, wie er sich bisher in Budapest präsentiert hat. So schaltete Lebesson am Samstag Düsseldorfs Österreicher Stefan Fegerl aus (4:2) sowie danach im Viertelfinale den an drei gesetzten Portugiesen Marcos Freitas – ebenfalls in sechs Sätzen.

Im Doppel lief es für den DTTB besser als in den Einzeln. So konnten Patrick Franziska und Jonathan Groth (Deutschland/Dänemark) zunächst die Titelverteidiger Fegerl/Monteiro in einem Sieben-Satz-Krimi bezwingen und später im Halbfinale den Schweden Karlsson/Karlsson ein gutes Stück deutlicher (4:1) das Nachsehen geben. Im Endspiel messen sie sich am Sonntag mit dem polnischen Duo Dyjas/Gorak, das sich gegen die Portugiesen Apolonia/Geraldo mit 4:2 durchsetzte.

Ochsenhausens Pole hat folglich ein weiteres Eisen im Feuer und ist bis dato der erfolgreichste EM-Teilnehmen mit der Halbfinal-Teilnahme im Einzel und dem Finale im Doppel. Mal schauen, was Dyjas, dem es ein kleines bisschen leid tat, im Doppel-Semifinale ausgerechnet seinen Freund und Ochsenhausener Klubkollegen Joao Geraldo aus dem Turnier befördert zu haben, am Sonntag aus dieser Position machen kann.

Alle DTTB-Damen im Einzel draußen, dafür Gold und Silber im Doppel

Bei den DTTB-Damen lief es bis einschließlich Achtelfinale prima. Drei Spielerinnen hatten die Runde der besten Acht erreicht, lediglich Sabine Winter (1:4 gegen Elizabeta Samara) und eine krankheitsbedingt indisponierte Shan Xiaona (2:4 gegen Matilda Ekholm) waren unter den letzten 16 auf der Strecke geblieben. Doch dann die Riesenenttäuschung: alle drei DTTB-Damen, auch die topgesetzte Han Ying, gingen im Viertelfinale baden. Han unterlag überraschend der China-Türkin Hu Melek mit 2:4, Petrissa Solja verlor den Krimi gegen Portugals Penholder-Ass Yu Fu (3:4) und Kristin Silbereisen musste der Rumänin Samara nach sechs Sätzen gratulieren, die nun als die Topfavoritin auf den Titel gilt.

Auch und erst recht bei den Damen entschädigte der Doppelwettbewerb ein wenig für das Einzelturnier. Hier gehen nämlich Gold und Silber an den DTTB, da sich im Finale die Formationen Shan/Solja und Silbereisen/Winter gegenüberstehen. Beide gewannen ihre Halbfinals nach hartem Fight in sieben Sätzen, Shan/Solja gegen Monteiro-Dodean/Samara, Silbereisen/Winter gegen das bestens harmonierende, eingespielte ungarische Doppel Madarasz/Pergel, das seit Jahren bei allen internationalen Wettbewerben antritt.

Alle Ergebnisse vom fünften EM-Tag 

Fotos (2): Dr. Stephan Roscher