OLYMPIA 2016: DTTB kritisiert Russland-Entscheidung des IOC



Die Entscheidung des IOC, trotz belegter Doping-Vorwürfe durch die Anti-Doping-Agentur Wada kein generelles Startverbot für russische Athleten bei den Olympischen Spielen in Rio zu verhängen, stößt auf wenig Gegenliebe beim Deutschen Tischtennis-Bund. 

DTTB-Präsident Michael Geiger zeigte sich in einem Interview des Deutschlandfunks enttäuscht von der Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees: „Ich bin ich sehr besorgt um unseren Sport!“ Geiger, vormals internationaler Referee, zieht einen Vergleich aus diesem Bereich heran: „Wenn ich als Schiedsrichter nicht bereit bin, irgendwann auch mal die rote Karte zu zücken, dann entgleitet mir das Spiel.“ Er monierte, dass im Vorfeld signalisiert worden sei, dass das IOC nicht zögern werde, die härtesten Sanktionen gegen jede beteiligte Person oder Organisation zu ergreifen, das dann aber nicht konsequent umgesetzt habe. „Die Organisationen“, so Geiger, „scheinen rausgelassen worden zu sein.“

Ebenfalls enttäuscht zeigte sich der Chef der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada, die einen kompletten Ausschluss russischer Athleten gefordert hatte. „Die WADA bedauert, dass das IOC unserer Empfehlung nicht gefolgt ist, die ein geradliniges, starkes und einheitliches Vorgehen gewährleistet hätte“, gab deren Präsident Craig Reedie zu Protokoll.

Welche russischen Athleten in Brasilien an den Start gehen dürfen, obliegt nach der IOC-Entscheidung nunmehr den einzelnen Sportfachverbänden, also im Fall unseres Sports der ITTF. Da bereits am 5. August die Eröffnungsfeier in Rio stattfindet, ist die Zeit extrem knapp für eine auf sorgsamer Prüfung beruhende Entscheidung.

Eine dpa-Umfrage ergab, dass sich die Vertreter der Fachverbände dementsprechend unter großem Zeitdruck sehen. Dies gilt auch für Thomas Weikert und die ITTF. „Die Situation ist misslich“, so der ITTF-Präsident. „Wir müssen innerhalb kürzester Zeit darüber befinden, ob die drei für Rio qualifizierten russischen Tischtennis-Spieler sauber sind. Das ist auch für die Sportler eine schwierige Situation. Sie sitzen auf heißen Kohlen.“

Lob für seinen gewissenhaften Umgang mit der Materie erhielt Weikert von der BILD-Zeitung, selbst indes nicht gerade der naturgegebene Botschafter für die umsichtige Behandlung schwieriger Themen, nachdem andere Sportverbände die Startberechtigung bereits am Montag erteilt hatten.

Betroffen sind im Tischtennis die drei russischen Einzelstarter Polina Mikhailova, Maria Dolgikh und Alexander Shibaev – für die Mannschaftswettbewerbe hatten sich die Russen nicht qualifiziert.