Seit Samstag läuft die Wahl des Sportlers, der Deutschlands Fahne beim Einmarsch in Rio am 5. August tragen darf. Dies wird erstmals in einer gemeinsamen Wahl von Sportfans und Athleten entschieden. Einer der fünf Kandidaten ist Timo Boll.
Das Votum der Olympia-Mannschaft zählt 50 Prozent. Die öffentliche Wahl erfolgt bis zum 2. August über ARD, ZDF und „Bild“-Zeitung. Am Samstagmorgen gab der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) das genaue Verfahren und die Kandidatenliste bekannt.
Am 02.08. werden die Stimmen beider Gruppen ausgezählt und die Prozentzahlen addiert. Wer die höchste Prozentzahl erreicht, wird Fahnenträger. Bislang lieb die Entscheidung immer der Delegationsleitung vorbehalten, welchem Sportler diese Ehre zuteil wird.
Timo Boll hätte als langjähriger deutscher Spitzensportler und vorbildlicher Sportsmann, der bereits Auszeichnungen für seine außergewöhnliche Fairness erhalten hat, den „Zuschlag“ fraglos verdient, doch die Konkurrenten sind ebenfalls profilierte Sportler, die – im Gegensatz zu dem Tischtenis-Star – allesamt schon Olympiasieger waren. Es handelt sich um Hockeyspieler Moritz Fürste, Vielseitigkeitsreiterin Ingrid Klimke, die Moderne Fünfkämpferin Lena Schöneborn und die Bahnrad-Sprinterin Kristina Vogel.
Als Kriterien für die Nominierung nannte der DOSB „die sportlichen, vor allem olympischen Erfolge, die Ausstrahlung auf die jeweilige Sportart und den Sport insgesamt sowie die Prägung der Persönlichkeit als Vorbild insbesondere für Kinder und Jugendliche.“ Bis auf fehlendes olympisches Gold erfüllt der prominente Odenwälder, der in Brasilien an seiner fünften und womöglich letzten, vielleicht auch vorletzten Olympiade teilnimmt, sämtliche Kriterien wie kaum ein anderer.
In London 2012 trug Hockey-Olympiasiegerin Natascha Keller die deutsche Fahne bei der Eröffnungsfeier. Vier Jahre zuvor in Peking führte Basketball-Superstar Dirk Nowitzki die deutsche Mannschaft an. Bei den Schlussfeiern werden zumeist die erfolgreichsten deutschen Athleten der Spiele als Fahnenträger ausgewählt.
Boll gibt sich – wie immer – bescheiden. „Falls ich gewählt werden sollte, wäre es natürlich eine große Ehre. Aber die anderen vier sind allesamt auch tolle Sportler und haben es alle verdient. Ich warte einfach ab.“ Bundestrainer Jörg Roßkopf drückt seinem Spieler die Daumen: „2004 in Athen hat leider Ludger Beerbaum den Vorzug vor mir bekommen, das war keine einfache Situation für mich. Für Timo wäre es eine große Ehre und es wäre eine tolle Sache für den Deutschen Tischtennis-Bund.“ Und gestern beim Liebherr TTBL Allstar Day in Fulda nahm Bolls Teamkollege Dimitrij Ovtcharov das Publikum in die Pflicht: „Das erste, was ich heute Morgen gemacht habe, war für Timo zu voten. Und ich hoffe, dass ihr das auch macht!“