EWR MASTERS: Heißer Sport bei heißen Temperaturen



Unter den Augen von Bundestrainer Jörg Roßkopf gewann keiner aus dem favorisierten Duo Ovtcharov/Boll sondern der für Jan-Ove Waldner eingesprungene Außenseiter Patrick Franziska am Sonntag vor 820 begeisterten Zuschauern in Worms das EWR Masters 2016.

Es war die zweite Auflage des noch jungen Turnier-Formats in Rheinhessen. Das erste EWR Masters war im Februar 2015 ausgetragen worden. 

Boll hatte schon im letzten Gruppenspiel erhebliche Mühe gehabt, sich gegen den Katar-Chinesen Li Ping in fünf umkämpfen Sätzen die Viertelfinalteilnahme zu sichern. Ähnlich war es „Dima“ Ovtcharov ergangen, der gegen den bärenstarken Defensiv-Veteranen Chen Weixing (Österreich) gar einen 0:2-Satzrückstand wettzumachen hatte.

Im kompromisslos agierenden Franziska, der natürlich als „Seiteneinsteiger“ und Außenseiter auch weniger zu verlieren hatte, fanden beide später ihren Meister – wenigstens für diesen spektakulären Turniertag. Wenn der Olympia-Ersatzmann, der nunmehr für den 1. FC Saarbrücken TT in der Bundesliga aufschlägt, künftig Erfolge gegen solche Könner wiederholen kann, ist er auf dem Weg nach ganz oben. Aber der 24-Jährige wird auch mit kleineren Rückschlägen und Turnierniederlagen gegen „Nobodys“ rechnen müssen. Die Tendenz zegt aber eindeutig nach oben und sein riesiges Potenzial hat er in Worms eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Claus Rosenberg brachte es in der Wormser Zeitung auf diesen Nenner: „Niemand vermochte ins Innere von Ovtcharov [zu] blicken, als er im Finale im fünften Satz gegen Patrick Franziska den Kürzeren zog. Wer ihn näher kennt, weiß aber, wie sehr den 27-Jährigen Niederlagen fuchsen. Eben diese Einstellung, keinen Satz, kein Spiel, geschweige denn ein Turnier abzuschenken, verlieh der Veranstaltung ihren Reiz. Akrobatische Kunststückchen, wie sie Altmeister wie der Schwede Jörgen Persson oder Steffen Fetzner zelebrierten, bildeten den entspannenden Gegenpol.“

Lokalmatador Patrick Baum, in Worms geboren – der andere Lokalmatador Raphael Graf vom Drittliga-Aufsteiger TV Leiselheim blieb erwartungsgemäß chancenlos – verpasste die Chance aufs Viertelfinale hauchdünn. Der in die TTBL zurückgekehrte Linkshänder hatte es gegen Österreichs Robert Gardos im „Gruppen-Finale“ auf dem Schläger, konnte jedoch einige Matchbälle nicht nutzen und zog schließlich mit 14:16 im Entscheidungssatz den Kürzeren.

Ob es ein EWR Masters 2017 geben wird, steht noch in den Sternen. Das Turnier ist eigentlich für den Winter konzipiert, wo es unmittelbar nach dem schon lange etablierten, vom Tischtennis-Ausrüster DONIC im Saarland ins Leben gerufenen Energis Masters gespielt werden soll. Die Verlegung in den Sommer 2016 erfolgte nur ausnahmsweise, da man es so an die Olympia-Vorbereitung koppeln und in eine Reihe mit den Vorbereitungsurnieren in Hamm und Fulda stellen konnte.

Wir zitieren nochmals die Wormser Zeitung: „Der TV Leiselheim, an den vier Tagen mit 100 Mann im Einsatz, möchte den Wettbewerb nicht mehr im Sommer veranstalten. Und ihn schon im Winter wiederholen? „Da scheint uns die Zeit zu knapp. Das sind ja nur noch sechs Monate“, reflektiert [der TVL-Vorsitzende] Jürgen Jaap.“

Nachfolgend noch einige Fotos vom Event, das den Fans trotz schwülen Wetters und einer gegen Ende etwas stickigen Halle reichlich Spaß bereitet hat und – so abgedroschen das klingen mag – eine großartige Werbung für den schnellsten Rückschlagsport der Welt war. Eben weil die Mischung aus seriösem Sport und Publikumsnähe, aus Konzentration, Emotion und Show zu 100 Prozent gepasst hat.

 

Siehe auch: EWR MASTERS: Patrick Franziska schlägt Boll, Dima und Steger