TTBL-FINALE: Düsseldorf zum 28. Mal Deutscher Meister



Am Ende lief es wie immer, wenn Borussia Düsseldorf um einen nationalen Titel spielt. Mit 3:1 wurde der Herausforderer aus dem Saarland geschlagen und die 28. Deutsche Mannschaftsmeisterschaft der Vereinsgeschichte eingetütet.

2.800 Tischtennis-Fans in der Frankfurter Fraport Arena erlebten ein spannendes TTBL-Finale 2015/16 mit Matches auf teilweise sehr hohem Niveau. Doch am Ende kann man sagen: Same prodecure as every year. Der Finalgegner kämpft mit Herzblut und hält dagegen, hat zwischenzeitlich sogar gute Chancen, das Spiel in seine Richtung zu drehen, doch am Ende jubelt nur einer – und der heißt Borussia Düsseldorf.

Durch den 3:1-Erfolg der Rheinländer über einen alles andere als schwachen, phasenweise fast ebenbürtigen 1. FC Saarbrücken TT verteidigten Boll und Co. ihren nationalen Meistertitel und sicherten sich damit das Double bestehend aus Meisterschaft und Pokal – nur in der Champions League war Sand im Getriebe, da hatte man das Aus im Viertelfinale quittieren müssen. Zudem durfte der „FC Bayern des Tischtennissports“ den 66. Titel der an Erfolgen so reichen Vereinsgeschichte bejubeln. Zudem ist es die achte Meisterschaft binnen neun Jahren und das 17. Double für den Boll-Klub.

Rund 400 Saarbrücker und 200 Düsseldorfer waren unter den Zuschauern in der Arena, die bei schwülwarmen Wetter die etwa 200 Kilometer weite Anreise in Kauf genommen hatten. Und die Stimmung – aus beiden Lagern, die ihre eigenen Fanblöcke hatten – war richtig gut.

Zum Auftakt besiegte Timo Boll einen am Ende aufopferungsvoll kämpfenden Bojan Tokic mit 3:1, wobei es anfänglich nach einer glasklaren Sache für den „Maestro“ ausgesehen hatte. Als jedoch Saarbrückens Slowene den dritten Durchgang in der Verlängerung gewonnen hatte, agierte er auf einmal auf Augenhöhe und wurde dem Odenwälder richtig gefährlich, der tief durchatmete, als er seinen dritten Satzball zum 3:1-Sieg verwandelt hatte.

Ein hellwacher Tiago Apolonia egalisierte in drei engen Sätzen gegen Panagiotis Gionis, der in den Sätzen eins und zwei klare Führungen nicht ins Ziel bringen konnte gegen den Portugiesen, der in der Schlussphase aller Sätze praktisch fehlerfrei spielte.

Nach der Pause stand das Schlüsselspiel zwischen Kamal Sharath Achanta und dem scheidenden Adrien Mattenet auf dem Programm. Auch hier verlief alles extrem eng, nur zeigte Düsseldorfs Inder bessere Nerven in den spielentscheidenden Situationen und wirkte einen Tick fokussierter, während der gewiss nicht schlechtere Franzose sich bisweilen ein wenig „verzettelte“ und die Gedanken sichtlich überall kreisen ließ und ständig den Blickkontakt zur Saarbrücker Bank suchte. Und dann kam auch noch Pech hinzu – jedermann spürte, dass Mattenet nach 1:2-Satzrückstand nochmals richtig gute Chance besessen hatte, wäre es ihm gelungen zu egalisieren. Doch er vergab drei Satzbälle und unterlag schließlich mit 14:16 und somit in vier Durchgängen.

Das war die halbe Miete für den Rekord-Champion, zumal Timo Boll an diesem Sonntag wirklich in Spiellaune war. Dennoch trumpfte im Duell der Spitzenspieler zunächst Tiago Apolonia auf, der immerhin zwei seiner letzten fünf Matches gegen Deutschlands zweitbesten Tischtennisspieler gewonnen hatte und prinzipiell weiß, wie man den Weltranglisten-Zehnten bezwingen kann. Der erste Durchgang ging klar an den Südwesteuropäer im blauen FCS-Dress, aktuelle Nummer 20 der Welt. Doch Boll hatte die passende Antwort parat, gab sich anschließend keine Blöße mehr gegen den zunehmend resignativ wirkenden Apolonia und verwandelte nach einer Gesamtspieldauer von drei Stunden und vier Minuten seinen ersten Matchball, dem das obligatorische Düsseldorfer Freudentänzchen folgte.

Stimmen zum Spiel

Danny Heister, Trainer Borussia Düsseldorf

„Ich glaube, dass ich erst in ein paar Tagen wirklich realisieren kann, was wir hier heute geschafft haben.“

Andreas Preuß, Manager Borussia Düsseldorf

„Dieser Titel ist angesichts des Saisonverlaufs vielleicht der am höchsten einzustufende der letzten zehn Jahre. Wir hatten unsere Hochs und Tiefs, vor wenigen Wochen waren wir klinisch tot, haben dann doch noch die Play-Offs erreicht und unsere einzige Chance dann genutzt. Ich bin sehr stolz auf diese Mannschaft. Man hebt nach so einem Mannschaftserfolg nicht gern einzelne Spieler hervor, denn im Verlauf der Saison hat jeder seinen Beitrag zum Erfolg geleistet. Aber man muss vor Timo Boll einfach den Hut ziehen. Er ist im richtigen Moment da, gewinnt seine zwei Spiele. Boll macht einfach den Unterschied.“

Timo Boll

„Nach einem Finale ist man immer happy, wenn es gut gelaufen ist. Ich hatte vorher schon ein gutes Gefühl, da wir in einer guten Form sind. Im Verlauf der Saison sah das mal anders aus, aber heute waren wir voll auf der Höhe.“

Patrick Franziska

(der in der nächsten Saison bei den Saarländern spielt und heute nicht zum Einsatz kam und dennoch den Düsseldorfer Sieg mit Begeisterung feierte)

„Ich habe es ein wenig geahnt, dass ich nicht spielen würde. Aber für das Team muss man seine eigenen Ansprüche zurückstellen. Wichtig ist, dass wir am Ende den Pott geholt haben.“

Slobodan Grujic, Trainer 1. FC Saarbrücken TT

„Das Schlüsselspiel war sicher­lich Mattenet gegen Achanta. Da hat er lei­der Chancen lie­gen­ge­las­sen. Aber auch Bojan hatte gegen Timo im vier­ten Satz seine Möglichkeiten. Timo ist aber ein­fach ein Spieler, der den Unterschied macht. So auch heute. Aber wir schauen nach vorne und ver­su­chen es wie­der. Im nächs­ten Jahr wer­den wir auch wie­der eine starke Mannschaft haben.“

Bojan Tokic, 1. FC Saarbrücken TT

Wir haben alles dafür getan, dass wir ein gutes Spiel ablie­fern. Timo hat mir nur wenige Chancen gege­ben, die ich lei­der nicht nut­zen konnte. Wenn ich in den fünf­ten Satz komme, habe ich natür­lich noch ein­mal alle Möglichkeiten. Aber gegen Timo ist es immer schwer. Gegen eine Mannschaft wie Düsseldorf muss man ein­fach jede Chance nutzen.“

Nico Stehle, Geschäftsführer TTBL Sport GmbH

„Wir haben heute ein hoch­klas­si­ges Spiel gese­hen. Glückwunsch an beide Mannschaften für eine tolle Saison. Am Ende kann in einem Finale nur ein Team gewin­nen. Die Zuschauer haben für eine tolle Kulisse gesorgt und die­ses Finale zu einem Erlebnis gemacht. Wir kom­men gerne wie­der nach Frankfurt in die Fraport Arena.“

Jörg Roßkopf, Herren-Bundestrainer

„Es war ein gutes Finale mit einem ver­dien­ten Sieger. Timo hat das heute in bei­den Spielen gut gemacht. Knackpunkt der Partie war wie so oft das dritte Spiel. Wenn Timo mit einem 1:2 Rückstand in die vierte Partie geht, ist der Druck natür­lich noch ein­mal größer.“

Thomas Weikert, ITTF-Präsident

„Borussia Düsseldorf ist sei­ner leich­ten Favoritenrolle gerecht gewor­den. Es ist immer schwer, Timo zu schla­gen. Das hat er heute wie­der ein­mal ein­drucks­voll unter Beweis gestellt. Es war eine super Veranstaltung vor einem laut­star­ken Publikum.“

Michael Geiger, DTTB-Präsident

„Die Präsentation die­ses Finales war beein­dru­ckend. Dafür ein gro­ßes Lob an die TTBL und das gesamte Team um Nico Stehle. Die Zuschauer haben ein packen­des Spiel mit einem star­ken Timo Boll gesehen.“


Borussia Düsseldorf – 1. FC Saarbrücken TT  3:1

Timo Boll – Bojan Tokic 3:1 (11:3, 11:6, 12:14, 12:10)

Panagiotis Gionis – Tiago Apolonia 0:3 (10:12, 10:12, 7:11)

Kamal Sharath Achanta – Adrian Mattenet 3:1 (11:8, 8:11, 11:7, 16:14)

Timo Boll – Tiago Apolonia 3:1 (6:11, 11:8, 11:2, 11:8)