TTBL: Knapper Ochsenhausener Sieg nach Traumstart



Der 3:2-Sieg der jungen Truppe der TTF Liebherr Ochsenhausen gegen das routinierte Team des 1. FC Saarbrücken TT im Halbfinal-Play-off-Hinspiel am Freitagabend lässt alles, wirklich alles offen für die zweite Partie am 24. April im Saarland.

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel und getan hat sich genaugenommen am Freitag, den 8. April, noch so gut wie nichts – auch wenn die 550 Fans in der gut gefüllten Ochsenhausener Dr.-Hans-Liebherr-Halle ein großartiges sportliches Erlebnis genießen konnten. Ein 3:2 bei 9:8 Sätzen und 173:167 Bällen ist kein knappes Polster, es ist gar kein Polster. Somit beginnt in 16 Tagen in der Joachim-Deckarm-Halle alles wieder bei Null. Dennoch ist es natürlich psychologisch wichtig für die jungen Wilden aus Oberschwaben, mit einem Sieg ins Rückspiel zu gehen und dieses Match, das so toll begonnen hatte, nicht noch verloren zu haben.

Held des Abends war TTF-Youngster Hugo Calderano. Der an Position zwei aufgestellte 19-jährige Brasilianer brachte es nämlich nicht nur fertig, in seinem ersten Match den Weltranglisten-20. Tiago Apolonia mit 3:1 zu bezwingen, sondern am Ende in einer schwierigen Situation – Saarbrücken hatte ein 0:2 egalisiert und schien plötzlich am Drücker zu sein – auch noch den erfahrenen Bojan Tokic auf Distanz zu halten.

Das meinte auch TTF-Präsident Kristijan Pejinovic nach der Partie: „Hugo war definitiv unser Spieler des Matchs. Das hätte ich vorher nicht gedacht. Einen Sieg hätte ich ihm schon zugetraut, aber zwei – und gegen so starke Leute wie Tiago und Bojan –, das war schon spitze! Hugo hat heute bewiesen, dass er völlig zu Recht als unsere Nummer zwei aufgelaufen ist.“

Nach dem fantastischen Start des Gastgebers (Pejinovic: „Wir haben Saarbrücken am Anfang kalt erwischt“) konnte dieser den Coup nicht vollenden und ließ den angeschlagenen Gegner zurück ins Spiel kommen. Es hatte nämlich grandios begonnen aus Ochsenhausener Sicht, fast so wie bei Düsseldorf vs. Fulda-Maberzell. Simon Gauzy hatte Tokic, gegen den er in der Punktrunde noch beide Matches verloren hatte, beim 3:0 nicht den Hauch einer Chance gelassen. Und der glänzend aufgelegte Hugo Calderano hatte in einem sehenswerten Match gegen den langjährigen Ochsenhausener Tiago Apolonia nachlegen können. Die ersten drei Sätze waren auf des Messers Schneide (12:10, 15:13, 10:12), bevor der Brasilianer einen fulminanten Spurt anzog und Satz vier mit 11:3 haushoch gewann. Zur Pause sah alles äußerst eindeutig aus: 2:0 für die Oberschwaben bei 6:1 Sätzen.

Doch dann kam der Einbruch. Jakub Dyjas, der später von Pejinovic heftig kritisiert wurde („man kann verlieren, man kann auch 0:3 verlieren, aber dann mit Kampf und der entsprechenden Körperspache“), zeigte gegen Adrien Mattenet eine indiskutable Leistung und ging baden. „Jakub war die ganze Woche genau auf diese Situation eingestellt worden und wusste, dass Kampf angesagt ist und kein technisch-taktisches Geplänkel“, so Pejinovic. „Wir werden ihm klarmachen, dass er sich im Rückspiel nicht nochmal so präsentieren kann“, sagte der Präsident, der auch einräumte, dass dem 20-jährigen Polen die Nerven einen Streich gespielt haben dürften („er war eisig und hat es nicht geschafft, sich aufzubäumen und zu wehren – er war vom Kopf her heute nicht gut“).

Wenn es nur dieses eine Match gewesen wäre, hätte man nicht so viele Worte gemacht. Doch dieses verpatzte Spiel zeigte Wirkung und strahlte auf einen dadurch völlig irritierten Simon Gauzy ab, der gegen Apolonia, dessen Spiel ihm normalerweise liegt (zwei Siege in der Punktrunde), auch nicht viel auf die Reihe bekam. Pejinovic: „Simon war regelrecht geschockt von dem vorausgegangenen Spiel.“

2:2 – das komfortable Polster war verspielt und der Gast lag auf einmal sogar in den Sätzen vorne (7:6). Doch Teil zwei des Galaauftritts von Hugo Calderano rettete den Sieg der TTF. Und der Lateinamerika-Champion bewies – wie schon gegen Apolonia – Nervenstärke, indem er den ersten und den letzten Satz gegen Tokic jeweils mit 14:12 gewann und sich auch von vier vergebenen Matchbällen nicht aus der Bahn werfen ließ und dann eben seinen fünften verwandelte. Nach dreieinviertel Stunden war der knappe Ochsenhausener Erfolg in trockenen Tüchern.

Natürlich hätte sich Kristijan Pejinovic über einen klareren Sieg noch mehr gefreut, konnte jedoch auch diesem Resultat Positives abgewinnen: „Eigentlich ist das für unseren Sport super, es wird ein total spannendes Rückspiel geben mit einer 50:50-Chance für beide Teams und keinen Langweiler wie bei Fulda vs. Düsseldorf. Von der Psyche her war es gut für die Jungs, das Spiel, obwohl es zu kippen drohte, doch gewonnen zu haben. Wir müssen uns jetzt sehr gut vorbereiten und im Rückspiel, auf das ich mich sehr freue, nochmals ans Eingemachte gehen, dann ist alles drin.“

 

Das Spiel im Überblick

TTF Liebherr Ochsenhausen – 1. FC Saarbrücken TT 3:2 (9:8 Sätze, 173:167 Bälle)

Simon Gauzy – Bojan Tokic 3:0 (11:6, 11:7, 11:8)

Hugo Calderano – Tiago Apolonia 3:1 (12:10, 15:13, 10:12, 11:3)

Jakub Dyjas – Adrien Mattenet 0:3 (8:11, 8:11, 5:11)

Simon Gauzy – Tiago Apolonia 0:3 (6:11, 8:11, 9:11)

Hugo Calderano – Bojan Tokic 3:1 (14:12, 9:11, 11:7, 14:12)