EM 2015: Trauer bei den DTTB-Herren: Auch 2015 nur Silber



Im achten EM-Endspiel in Folge gab es am Dienstag die zweite Pleite in Folge für das deutsche Herren-Nationalteam. Nachdem man im Vorjahr der Auswahl Portugals zum EM-Sieg gratulieren musste, waren diesmal bärenstarke Österreicher an der Reihe, die nicht von ungefähr den Titelverteidiger im Viertelfinale ausgeschaltet hatten. Das 3:2 gegen die DTTB-Auswahl bedeutete den ersten Mannschaftstitel für Österreichs Herren bei einer Europameisterschaft überhaupt.

Eng ging es zu – ohne Frage –, auch ein deutscher Sieg lag in dem Vier-Stunden-Thriller vor 1.500 bestens unterhaltenen Besuchern ohne Weiteres im Bereich des Möglichen.

Überragend präsentierte sich beim Verlierer der Weltranglisten-Fünfte Dimitrij Ovtcharov, der den in der Form seines Lebens spielenden Stefan Fegerl knapp sowie Robert Gardos deutlich bezwang. Doch seine Kollegen Patrick Baum und Patrick Franziska waren zwar in zwei von drei Matches mit ihren Gegnern auf Augenhöhe, konnten aber keinen einzigen Punkt beisteuern.

Natürlich hätte es mit Timo Boll an der Seite „Dima“ Ovtcharovs vermutlich anders ausgesehen, doch Konjunktive zählen im Sport nichts, es geht ausschließlich um die heute von ihren Trainern aufgebotenen sechs Akteure – und da haben sich die Alpenländer, die sicher auch etwas weniger zu verlieren hatten, als einen kleinen, aber entscheidenden Tick besser erwiesen.

Es hätte aber auch deutlicher für Österreich enden können, wenn Stefan Fegerl den zweiten Satz gegen Dimitrij Ovtcharov (17:19) gewonnen hätte, der sich schließlich, nicht zuletzt dank der besseren Nerven, mit 12:10 im Entscheidungssatz behauptete. Zuvor – und somit hebt sich diese Rechnung wieder auf – hätte allerdings Patrick Baum um ein Haar Robert Gardos bezwungen – der Ex-Fuldaer hatte mit 2:0 Sätzen in Front gelegen und unterlag im fünften Durchgang mit 11:13.

Ein kleines Schlüsselspiel war das dritte Match des Tages zwischen Daniel Habesohn und Patrick Franziska. Der Österreicher mit dem schütteren Haar, neuerdings mit Brille spielend, legte 2:0 Sätze vor, der hochgewachsene Düsseldorfer egalisierte, brach jedoch im fünften Satz ein.

Ovtcharov musste ausgleichen, um Deutschland im Spiel zu halten – und Ovtcharov glich aus. Mit dem Weltranglisten-26. Gardos hatte er weniger Mühe als zuvor mit Fegerl. Doch letzterer strotzte auch gegen Patrick Baum vor Spielfreude und Selbstbewusstsein, während der Deutsche zunehmend verkrampfte und ein 9:11, 8:11, 6:11 hinnehmen musste, das der neue Tischtennis-Europameister Österreich mit unbändigem Jubel quittierte. 

 

Die Challenge Division der Herren wurde von überraschend starken Belgiern in der Aufstellung Cedric Nuytinck, Robin Devos und Lauric Jean – alle drei in Deutschland jedem Zweitliga-Fan bestens bekannt – gewonnen. Im Finale gab es ein 3:2 über die Auswahl der Slowakei. Favorit England musste mit Bronze Vorlieb nehmen. Und in der Standard Division setzten sich die Niederländer mit dem Jülicher Ewout Oostwouder mit 3:0 gegen Außenseiter Moldawien durch.

 

Finale
Österreich –  Deutschland 3:2
Robert Gardos – Patrick Baum 3:2 (7:11, 8:11, 11:8, 11:7, 13:11)
Stefan Fegerl – Dimitrij Ovtcharov 2:3 (12:10, 17:19, 7:11, 14:12, 10:12)
Daniel Habesohn – Patrick Franziska 3:2 (11:9, 11:7, 10:12, 10:12, 11:5)
Robert Gardos – Dimitrij Ovtcharov 1:3 (11:8, 8:11, 8:11, 5:11)
Stefan Fegerl – Patrick Baum 3:0 (11:9, 11:8, 11:6) 

 

Aufgebot Deutschland
Dimitrij Ovtcharov (WR: 5)
Patrick Baum (31)
Patrick Franziska (42)
Ruwen Filus (48)
Ricardo Walther (102)

Aufgebot Österreich
Robert Gardos (WR: 26)
Stefan Fegerl (43)
Daniel Habesohn (63)
Chen Weixing (46)
Dominik Habesohn (253)

 

Einschätzung der Österreicher durch Richard Prause vor der Partie

Robert Gardos
„Er ist sicherlich der Leader im Team, spielt seit einigen Jahren auf sehr hohem Niveau, sehr solide. Er ist beidseitig gut, vielleicht über die Rückhandseite noch einen Tick stärker als über die Vorhandseite.“

Stefan Fegerl
„Er hat sich in den letzten Jahren stark gesteigert und spielt hier auch ein sehr gutes Turnier. Er ist ein Spieler, der eine hohe Ballsicherheit hat. Je länger die Ballwechsel dauern, desto sicherer fühlt er sich. Sein passives Spiel ist sein Plus, er bringt unheimlich viele Bälle zurück.“

Daniel Habesohn
„Er ist ein Spieler mit oft unterschiedlichem Level. An guten Tagen kann er sehr gut spielen, mit einer durchschlagskräftigen Rückhand, an schlechten Tagen auch mal einige Bälle auslassen. Das geht nicht nur tageweise so, sondern auch von Satz zu Satz. Sicherlich ein Spieler, der aggressiv spielt, der manche Bälle auslässt, der aber auch ein sehr hohes Maximum hat.“

 

Halbfinale
Deutschland – Frankreich 3:1
Dimitrij Ovtcharov – Emmanuel Lebesson 3:0 (3,8,10)
Ruwen Filus – Simon Gauzy 2:3 (9,-4,-10,9,-7)
Patrick Baum – Stephane Ouaiche 3:1 (17,9,-5,4)
Ovtcharov – Gauzy 3:0 (5,6,10)

Weißrussland –Österreich 1:3

 

EM 2015 auf der Webseite der ITTF

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