TTBL: Ochsenhausen besiegt den Vizemeister



Um 18:00 Uhr, nach exakt drei Stunden Spielzeit, war es vollbracht. Nach drei 2:3-Niederlagen in der Vorsaison hatte die junge Mannschaft der TTF Liebherr Ochsenhausen dafür gesorgt, dass Vizemeister TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell nicht zum Angstgegner wird.

Mit 3:1 setzten sich die „jungen Wilden“ von Cheftrainer Dubravko Skoric durch. 1.380 Zuschauern in der Neu-Ulmer Ratiopharm-Arena erlebten dieses sehenswerte Bundesligaspiel live mit. TTF-Präsident Kristijan Pejinovic: „Wir waren von maximal 1.400 ausgegangen, für mehr war das Wetter heute einfach zu bombastisch. Die, die gekommen sind, haben auf jeden Fall für eine super Stimmung gesorgt. Die Atmosphäre in der Halle hat allen Spaß gemacht.“

Die TTF hatten Simon Gauzy als Nummer eins aufgestellt – ein guter Schachzug, wie sich später zeigen sollte. Der 20-jährige Franzose ging als Führungsspieler voran und bewies in dem Auftaktkrimi gegen Fuldas Defensiv-Ass Wang Xi, der seit Jahren zu den erfolgreichsten Bundesligaspielern zählt, Übersicht und gute Nerven.

Zudem hatte sich das Spezial-Training gegen Abwehr – in Ochsenhausen fungierte der ungarische Verteidigungsspieler Adam Pattantyus in den letzten Tagen als Sparringspartner – ausgezahlt. Dennoch war es ein enges Match, das auch hätte verlorengehen können. Gauzy legte zweimal nach Sätzen vor, Wang egalisierte jeweils, und im Entscheidungsdurchgang konnte sich der Ochsenhausener mit 12:10 haarscharf durchsetzen.

Pejinovic war sehr zufrieden mit der Leistung des jungen Franzosen: „Simon hat sich heute als Leader gezeigt und zum zweiten Mal überhaupt, seit er bei uns spielt, zwei Punkte in einer Partie geholt. Wang Xi hatte er zwar auch schon mal geschlagen, aber seine Bilanz gegen ihn war negativ.“

Das war die Steilvorlage für Liam Pitchford – und die nutzte der mit 22 Jahren älteste TTF-Spieler auch. Gegen den deutschen Nationalspieler Ruwen Filus, zusammen mit Gauzy aktuell auf Position 36 der Weltrangliste geführt, zeigte der Brite eine sehr ansprechende, hochkonzentrierte Leistung und siegte in vier Sätzen.

Der Pausenstand von 2:0 für die im Schnitt gerade 20 Jahre alten Oberschwaben gab Anlass zum Optimismus, aber noch war die Ernte nicht eingefahren. Ein Punkt musste noch her – und für den konnte ein an diesem Tag unter seinen Möglichkeiten bleibender Hugo Calderano nicht sorgen, der gegen Fuldas dänischen Neuzugang Jonathan Groth mit 1:3 unterlag. Pejinovic wollte die Niederlage des 19-jährigen Brasilianers nicht überbewertet wissen: „Hugo war zwei Tage erkältet, kam dann aber ins Training zurück, hat sich dort sehr engagiert gezeigt und wollte unbedingt spielen. Gegen Groth machte er aber zu viele kleine Fehler und wirkte steif. Aber das ist kein Beinbruch, daraus muss er lernen und sich weiter durchbeißen.“

Und dann war da ja auch noch Simon Gauzy, der im vierten Match des Tages auch gegen Ruwen Filus (Pejinovic: „Gegen Ruwen hatte er das letzte Mal gewonnen als er Zwölf war“) glänzte und den deutschen Vizemeister im Herreneinzel – bis auf einen kleinen Durchhänger im dritten Satz – gut im Griff hatte. Mit 11:9, 11:4, 12:14 und 11:7 ging der Sieg an Gauzy und somit auch an sein Team, das sich über einen rundum gelungenen Einstieg in die neue Saison freuen durfte.

TTF-Boss Pejinvic zeigte sich vollauf zufrieden: „Wir haben in unserem zweiten Spiel in der ratiopharm arena einen Meilenstein gesetzt und mit Vizemeister und Vizepokalsieger Fulda eine der stärksten deutschen Mannschaften geschlagen, gegen die wir letzte Saison dreimal knapp verloren hatten. Nach diesem super Start müssen wir die Euphorie vermutlich sogar ein klein wenig zügeln.“ Die Konkurrenz verfolgt aufmerksam, was die Ochsenhausener Boy-Group leisten kann: „Natürlich entwickeln wir uns nun immer mehr vom Jäger zum Gejagten“, sagt Pejinovic. „Eine Rolle, mit der die Jungs in den nächsten Wochen und Monaten zurechtkommen müssen.“

Der Präsident des oberschwäbischen Bundesligisten zollte ausdrücklich der gesamten Crew des Vereins Respekt: „Wir hatten circa 20 Mitarbeiter und Helfer im Einsatz, ohne die ein solches Event in der tollen Arena gar nicht möglich gewesen wäre. Unsere Leute sind an ihre Grenzen gegangen, mir hat es Spaß gemacht, diese Leidenschaft zu sehen, und der Funke ist auch auf die Spieler übergesprungen.“

Am 2. Spieltag (13. September) müssen die TTF bei Werder Bremen, wo es ein Widersehen mit Kirill Skachkov geben wird, zeigen, ob sie auch die zweite hohe Hürde in Folge meistern können. Bremen ist mit einem klaren 3:0 in Hagen gut in die Saison gestartet und hat in der Champions League sogar Pontoise Cergy, einen der Titelfavoriten, geschlagen.

 

TTF Liebherr Ochsenhausen – TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell 3:1

Simon Gauzy – Wang Xi 3:2 (11:9, 2:11, 11:5, 8:11, 12:10)

Liam Pitchford – Ruwen Filus 3:1 (11:9, 8:11, 11:9, 11:7)

Hugo Calderano – Jonathan Groth 1:3 (7:11, 6:11, 11:9, 8:11)

Simon Gauzy – Ruwen Filus 3:1 (11:9, 11:4, 12:14, 11:7)