EUROPEAN CHAMPIONS LEAGUE HERREN: Blamage für den Titelverteidiger



Da hätte mancher wohl einen Monatslohn gesetzt – und zwar darauf, dass Königsklassen-Titelverteidiger Fakel Gazproma Orenburg im ersten Gruppenspiel 2015/16 nicht die geringste Mühe mit Underdog SPG Walter Wels haben würde. Noch dazu vor heimischer Kulisse am Rande des Urals, wo ohnehin fast jeder Gegner schlecht aussieht.

Doch es kam ganz anders. Die „runderneuerten“ Oberösterreicher sorgten für die Sensation des Spieltags, vielleicht sogar – man wird abwarten müssen – der gesamte Gruppenphase und besiegten den turmhohen Favoriten mit 3:1.

900 Zuschauer staunten nicht schlecht, als der serbische Ex-Plüderhausener Zsolt Petö (Foto), aktuelle Nummer 112 der Welt, zum Auftakt dem Fünften des ITTF-Klassements Dimitrij Ovtcharov das Leben über Gebühr schwermachte.

Der amtierende Einzeleuropameister und Gewinner der Europaspiele hatte augenscheinlich die Rückreise aus China noch im Kopf und in den Knochen. Er erwischte einen gebrauchten Tag, während sein Kontrahent völlig unbeschwert aufspielte.

Nach vier Sätzen war die Messe gelesen und Linkshänder Petö konnte seinen Sieg selbst kaum fassen (11:8, 8:11, 11:4, 11:8).

Doch es war ja noch reichlich Zeit, den Schalter umzulegen – so dachte man jedenfalls auf der russischen Bank und bei den Fans.

Zunächst sollte der Weltranglisten-Achte Vladimir Samsonov für den Ausgleich sorgen, doch „Vladi“ war gewarnt, hatte der Japaner Yuya Oshima doch vor genau 14 Tagen keinen Geringeren als „Dima“ Ovtcharov sensationell bei den China Open aus dem Wettbewerb geworfen und es später bis ins Halbfinale gebracht, wo er gegen Ma Long in sieben umkämpften Sätzen den Kürzeren gezogen hatte. Oshima ist derzeit richtig stark im Kommen und seine Weltranglistenposition (60) um Längen zu schlecht. Der erfahrene Weißrusse konnte zwar mit 2:1 Sätzen in Führung gehen, doch dann dominierte der Asiate auf einmal deutlich und holte sich die Sätze vier und fünf mit 11:6 und 11:4. 2:0 für den Außenseiter – mancher schüttelte erstaunt den Kopf, glaubte aber immer noch an ein Happyend aus Sicht des Gastgebers.

Das ungefährdete 3:0 des Ex-Ochsenhauseners Fedor Kuzmin über den von Wels an Position drei aufgebotenen Italiener Mihai Bobocica gab dem Glauben an die Wende zunächst Nahrung. Doch im Anschluss war Ovtcharov gegen Oshima zum Siegen verdammt, um seine Farben ins fünfte Match, das Samsonov und Petö bestritten hätten, zu retten. In Chengdu hatte „Dima“ in der ersten Hauptrunde mit 3:4 verloren. Würde ihm, dem der Jetlag anzumerken war, die Revanche glücken? Nein, nicht an diesem verflixten Freitag. Nicht einmal zu einem Satzgewinn reichte es (8:11, 9:11, 9:11).

Die Truppe aus Österreich, für die – zumindest in diesem Gruppenspiel – kein Österreicher aufschlug, durfte jubeln. 

 

Gruppe A, Runde 1: Fakel Gazproma Orenburg – SPG Walter Wels 1:3 

Dimitrij OVTCHAROV – Zsolt PETO 1:3 (8:11, 11:8, 4:11, 8:11)

Vladimir SAMSONOV – Yuya OSHIMA 2:3 (10:12, 11:8, 11:6, 6:11, 4:11)

Fedor KUZMIN – Mihai BOBOCICA 3:0 (11:8, 11:6, 14:12)

Dimitrij OVTCHAROV – Yuya OSHIMA 0:3 (8:11, 9:11, 9:11)