3. BUNDESLIGA HERREN NORD: Wahnsinns-Spitzenspiel in Ober-Erlenbach



Der 10. Januar 2015 war ein denkwürdiger Tag in der noch jungen Geschichte der 3. Herren-Bundesliga. Vor einer Wahnsinnskulisse – fast 500 Zuschauer waren gekommen –  trennten sich in der Nordstaffel die beiden Topteams TTC Ober-Erlenbach und SV Brackwede nach prickelnden 203 Minuten mit einem leistungsgerechten Remis.

Der Gast aus Ostwestfalen, ebenso wie die Hessen letzte Saison noch zweitklassig, hatte im vorderen Paarkreuz Vorteile – Lei Yang besiegte einen nicht in Topform agierenden Thomas Keinath sowie Dominik Scheja klar, Frantisek Placek dominierte ebenfalls gegen Scheja und wehrte gegen Keinath zwei Matchbälle ab, um sich hauchdünn im Entscheidungssatz zu behaupten.

Doch das machten die Bad Homburger Vorstädter im unteren Paarkreuz wett, die dort ihrerseits ein 4:0 verbuchten.

Ein phasenweise etwas nervöser Julian Mohr zitterte sich zu Fünfsatzsiegen über Christian Reichelt und Stefan Höppner, gegen den er zum Schluss des Krimis im Entscheidungsdurchgang – nach Abwehr von drei Matchbällen bei 8:10 und 10:11 – noch mit 13:11 gewinnen konnte, was der Truppe aus dem Rhein-Main-Gebiet das Remis rettete. Linkshänder Jens Schabacker musste zwar gegen Höppner ebenfalls über die volle Distanz gehen (11:9 im 5. Satz), im Schlusseinzel hatte er jedoch Reichelt beim 11:4, 11:2, 12:10 gut im Griff. In den Doppeln teilte man sich die Punkte. Keinath/Schabacker hatten gegen Lei/Reichelt wenig Mühe, während Scheja/Mohr ihren Gegnern Placek/Höppner nach fünf Durchgängen gratulieren mussten.

Da Ober-Erlenbach mit 1:3 und 3:5 zurückgelegen hatte, atmete man am Ende tief durch, wenigstens den einen Punkt gewonnen zu haben, der in der Endabrechnung noch sehr wichtig werden könnte. Dieses Unentschieden erhält zunächst einmal jedem der beiden Teams, die mit 11:3 Punkten an der Spitze des Liga-Klassements thronen, die Chance, am Ende den heißersehnten Aufstieg in Liga 2 zu schaffen – und den will inzwischen auch Brackwede, das sich in dieser Frage lange bedeckt gehalten hatte.

Fünf Spieltage sind noch zu absolvieren, sollten beide ihr Programm konsequent durchziehen und nur noch Siege einfahren, werden die Hessen die Nase vorne haben – ihr Vorsprung im Spiele-Verhältnis (+20 gegenüber +8) ist realistisch betrachtet nicht aufzuholen. Doch passieren kann noch eine Menge bis Ende März und jeder Punktverlust eines der beiden Titel-Aspiranten könnte für diesen tödlich sein.

Johannes Herrmann, Teammanager des TTCOE, gab nach dem „Duell der Giganten“ zu Protokoll: „Es war ein Tischtennis-Happening der besonderen Art. Fast 500 Zuschauer verwandelten den „Wingert Dome“ zeitweise in einen Hexenkessel. Die beiden Teams stehen zu Recht an der Tabellenspitze und spielen um die Meisterschaft auf Augenhöhe. Ich denke, wir haben nun die etwas besseren Karten auf unserer Seite, müssen und werden dennoch die weiteren Partien hochkonzentriert angehen. Unser Ziel ist die Meisterschaft und der damit verbundene Aufstieg.“

Noch etwas zum Zuschauerzuspruch beim Topspiel in Ober-Erlenbach: Die erstligareife Kulisse von 486 Fans im Wingert-Sportpark bedeutet nicht nur eine Rekordmarke in der noch kurzen Drittliga-Historie, sie wäre auch eine Klasse höher Saisonrekord – den hält dort momentan der TSV Bad Königshofen mit 411 Fans am 2. November 2014 beim Spiel gegen den BV Borussia Dortmund.

Die Siebener-Liga – die Unterbesetzung wird hoffentlich nicht zum Dauerzustand! – bleibt also spannend, allerdings nur ganz oben. Der Rest spielt sich beinahe „just for fun“ ab, jedenfalls solange es keinen Abstiegskampf gibt. Etwas mehr als eine Spaß-Partie war allerdings das Berliner Stadtderby, ebenfalls am Samstagabend ausgetragen. Eine top motivierte Hertha gewann vor immerhin 115 Zuschauern bei den Füchsen glatt mit 6:1 und stieß wieder auf Tabellenplatz drei vor – an das führende Duo werden Borchardt und Co. allerdings nicht mehr herankommen. Mittelfristig wollen sie aber auch zurück in die 2. Liga.

 

Infos/Ergebnisse vom Topspiel im TT-NEWS-Liveticker

Berliner Stadtderby im TT-NEWS-Liveticker

Tabelle 3. Bundesliga Nord Herren 

Video-Clip: Der letzte Akt des Krimis (die letzten beiden Ballwechsel und reichlich Emotion)