TTBL: Grenzau gewinnt auch gegen Saarbrücken, lockerer Derbysieg für Ochsenhausen



Nach dem sensationellen Sieg von „Underdog“ Bergneustadt am Samstagabend in Fulda, gab es tags darauf keinen weiteren Paukenschlag in der TTBL.

Natürlich konnte man nicht unbedingt erwarten, dass die Ochsenhausener, die 14 Tage zuvor gegen Düsseldorf dicht vor einem Sieg gestanden hatten, im Schwaben-Derby den alten Rivalen Frickenhausen in 84 Minuten regelrecht zerlegen würden. Pitchford & Co. sind nun Tabellendritter, während der „Tälesklub“ den Mühlhausenern einstweilen die rote Laterne abgenommen hat.

Hervorragend im Geschäft bleiben die Grenzauer, die vor heimischer Kulisse auch dem 1. FC Saarbrücken das Nachsehen gaben und Platz zwei festigten. Andrej Gacina hatte gegen Apolonia und Mattenet zwar schwer zu kämpfen, sicherte den Westerwäldern aber den sechsten Saisonsieg, zu dem auch Masaki Yoshida einen Punkt beisteuerte.


Grenzau bleibt Düsseldorf auf den Fersen und hält Saarbrücken auf Distanz

Mit 3:1 besiegte das Zugbrückenteam im Spitzenspiel des 7. Bundesliga-Spieltags vor rund 450 Fans den 1. FC Saarbrücken TT im Südwestderby mit 3:1 und hielt damit einen weiteren Konkurrenten im Kampf um die Play-offs auf Distanz. In heimischer Halle hatte man unter anderem bereits Fulda-Maberzell und Bremen in die Schranken gewiesen, beides Teams aus der erweiterten Spitzengruppe der TTBL.

Mit 12:2 Punkten sind die Schützlinge von Anton Stefko und Tomas Pavelka weiterhin Düsseldorf-Verfolger Nummer eins und konnten ihren Vorsprung auf die Ränge drei bis fünf, auf denen gegenwärtig die Teams aus Ochsenhausen, Fulda und Saarbrücken zu finden sind, auf vier Zähler ausbauen.

Schon das erste Match des prickelnden Tischtennis-Nachmittags im Westerwald hatte es in sich – und beiden Seiten war klar, dass es die Partie früh in die eine oder andere Richtung lenken würde. Grenzaus Topspieler Andrej Gacina, aktuelle Nummer 19 der Welt, und Saarbrückens Portugiese Tiago Apolonia, im ITTF-Ranking sogar noch zwei Plätze höher notiert, lieferten sich ein Duell auf Biegen und Brechen mit reichlich Emotion. Apolonia, mit einer 6:1-Bilanz angereist, und Gacina hatten vor drei Jahren noch zusammen in Ochsenhausen gespielt und kennen die Stärken und Schwächen des anderen sehr gut. Zweimal geriet Grenzaus Kroate in Satzrückstand, zweimal konnte er in dem packenden Match egalisieren. Und im Entscheidungssatz mobilisierte Gacina alle Reserven und hatte am Ende mit 11:9 die Nase vorn zum umjubelten 1:0 für das Zugbrückenteam.

Gegen den hageren, 1,87 Meter großen Franzosen Adrien Mattenet, einst die Nummer 19 der Weltrangliste, zeigte Grenzaus Jüngster, Masaki Yoshida, wenig Respekt. Abgesehen von zwei Phasen im Match, in denen der 19-jährige Japaner den Faden verlor, hatte er das Spiel gut im Griff und gewann letztlich ungefährdet in vier Sätzen.

Der Däne Jonathan Groth wollte den Sack für die Westerwälder zumachen. Fast wäre das auch gelungen, Groth bot gegen den routinierten slowenischen Nationalspieler Bojan Tokic eine gute Leistung, konnte aber die entscheidenden Punkte nicht eintüten und scheiterte – nach 2:0-Satzführung und vier vergebenen Matchbällen im fünften Satz – hauchdünn.

Folglich musste Andrej Gacina nochmals in den Ring steigen. Gegen Adrien Mattenet konnte sich der Grenzauer letztlich durchsetzen, obwohl ihm das Spiel des Franzosen gar nicht liegt. Mattenet setzte Gacina mächtig zu, der zwischenzeitlich eine 2:0-Satzführung verspielt hatte. Doch es gab ein Happyend aus Grenzauer Sicht, Gacinas 3:2-Sieg verwandelte die Zugbrückenhalle nach einer Gesamtspieldauer von drei Stunden und 40 Minuten in eine Partyzone.

Erst am 23. November ist die Truppe aus dem Brexbachtal erneut in der TTBL gefordert. Dann tritt man in Biberach gegen Ochsenhausen an – ein weiteres Schlagerspiel gegen einen lupenreinen Play-off-Anwärter. Die Saarländer, mit 8:6 Punkten auf Rang fünf zurückgefallen, empfangen zur gleichen Zeit den SV Werder Bremen zu einem richtungsweisenden Duell, dessen Sieger weiter aussichtsreich im Rennen um die Play-off-Plätze bleibt.

Grenzauer Stimmen zum Sieg

Präsident Manfred Gstettner: „Das war insgesamt eine tolle Leistung. Die Mannschaft hat alles gegeben und verdient gewonnen. Und die Zuschauer sind voll auf ihre Kosten gekommen. Natürlich gab es eine kritische Phase, in der uns das Glück etwas verlassen zu haben schien und wir diverse Matchbälle nicht nutzen konnten. Doch die Truppe hat das gut weggesteckt und ist zurückgekommen. Wir haben ein junges, steigerungsfähiges Team, das viel Spaß macht. Im Augenblick läuft alles wirklich prima bei uns.“

Spielertrainer Tomas Pavelka: „Wir haben super gespielt und verdient gewonnen, auch wenn es wieder sehr spannend war, aber das war es gegen die meisten Gegner in dieser Saison. Vielleicht gehört das irgendwie dazu, auch wenn man auf der Bank dann schon mal ein bisschen nervös wird. Aber ich weiß ja, dass ich den Jungs vertrauen kann und sie nie aufgeben. Ausschlaggebend für den Sieg waren der tolle Kampfgeist der Truppe und die fantastische Stimmung auf den Rängen. Vor diesen Zuschauern können wir eigentlich gar nicht verlieren.“

Andrej Gacina: „Das waren beides sehr schwierige Spiele für mich. Tiago [Apolonia] kennt mich sehr gut und hat taktisch sehr gut gegen mich gespielt. Er hat immer wieder das Tempo herausgenommen, das ich brauche, um in mein Spiel zu kommen. Zwar hatte ich die letzten drei Male gegen ihn gewonnen, aber dieses Mal war es besonders schwer. Und Mattenets Spiel liegt mir überhaupt nicht, besonders seine Aufschläge sind für mich ein Problem. Ich hatte einmal erst gegen ihn gewonnen – und das war noch zu Jugend-Zeiten. Danach hat er mich immer geschlagen. Umso mehr freue ich mich, dass ich diesmal die Nase vorn hatte. Wir haben einen tollen Zusammenhalt in der Mannschaft, jeder kämpft für den anderen mit. Das macht richtig Spaß.“

 

Derbysieg in 84 Minuten: Ochsenhausen hat in Frickenhausen das Heft in der Hand

Galauftritt der jungen Mannschaft der TTF Liebherr Ochsenhausen am 7. Spieltag der Tischtennis Bundesliga. In der jüngsten möglichen Besetzung, also mit Liam Pitchford, Hugo Calderano und Simon Gauzy – Durchschnittsalter 19 -, knüpften die Oberschwaben beim TTC matec Frickenhausen nahtlos an den starken Auftritt in Ulm gegen Düsseldorf an und fertigten den Gastgeber in Rekordzeit mit 3:0 ab.

Eine Stunde und 39 Minuten nach Spielbeginn war die Begegnung beendet, rechnet man die 15-minütige Pause ab, benötigten die TTF also ganze 84 Minuten für ihren Sieg im Schwaben-Derby. Einen einzigen Satz hatten sie dem Gegner überlassen. Dabei hatten eigentlich alle Experten – und auch Trainer und Management der Oberschwaben – mit einem Duell auf Augenhöhe gerechnet und waren davon ausgegangen, dass der gastgebende „Tälesklub“ den TTF heftigen Widerstand entgegensetzen würde.

Doch das gelang nicht, dazu waren die Ochsenhausener an diesem Sonntagnachmittag einfach zu gut und zu kompromisslos. Das mussten auch die knapp 300 Besucher in der Sporthalle auf dem Berg neidlos anerkennen.

Pitchford traf im ersten Einzel auf den ein Jahr jüngeren Japaner Masataka Morizono, der als Weltranglisten-42. vier Plätze höher als Ochsenhausens Brite notiert ist und als größter Hoffnungsträger seines Verbandes beinahe jedes wichtige internationale Turnier spielt. Doch das ließ Ochsenhausens zweitältesten Spieler – mit 20 zählt man bei den TTF fast schon zum alten Eisen – völlig kalt, der nervenstark sein Spiel gegen den kleinen, quirligen Asiaten durchzog und jeden Satz mit 11:9 für sich entschied.

Anschließend kam es zu Hugo Calderanos drittem Bundesliga-Match überhaupt. Gegen den 25-jährigen Russen Mikhail Paykov, der bislang zwar keine gute TTBL-Bilanz erzielen konnte, jedoch gegen sämtliche Gegner inklusive Timo Boll auf Augenhöhe agiert hatte, prophezeiten manche dem 18-jährigen Brasilianer einen schweren Stand. Viele glaubten zudem, dass er nach dem phänomenalen Sieg über Boll womöglich in ein kleines Loch fallen würde, wie es nicht selten bei jungen Spielern nach gewaltigen Erfolgen und großer Euphorie geschieht. Calderano indes strafte die Skeptiker Lügen. Er zog gegen seinen gewiss nicht schwach spielenden Kontrahenten sein Ding ebenso konsequent durch wie in seinen ersten beiden Partien im deutschen Oberhaus. Zwar ging der dritte Satz an den TTC-Russen, ansonsten jedoch hatte Ochsenhausens Jüngster die Angelegenheit gut im Griff und siegte mit 3:1.

Nach diesen Steilvorlagen seiner Mitspieler sollte und wollte Simon Gauzy natürlich den Sack zumachen. Gegen den 19-jährigen Frickenhausener Trainersohn Qiu Liang, der in der TTBL erst ein Match gewonnen hatte, ging der 19-jährige Franzose als Favorit an den Tisch – und dieser Rolle wurde er auch vollauf gerecht. Beim 11:6, 11:7, 11:5 Gauzys hatte sein Gegner nicht den Hauch eine Chance.

Damit war der vierte Bundesligasieg der jungen TTF-Truppe in der Saison 2014/15 in trockenen Tüchern. Die Schützlinge von Dubravko Skoric kletterten mit nunmehr 8:6 Punkten auf den dritten Tabellenplatz und zogen an den hoch gehandelten Teams aus Fulda und Saarbrücken vorbei, die beide am 7. Spieltag Niederlagen quittieren mussten.

TTF-Sportmanager Daniel Zwickl war natürlich hochzufrieden mit dem Auftritt seiner Jungs: „Wir haben uns heute sehr gut präsentiert, man hat gemerkt, dass die Jungs alle gut vorbereitet waren. Gegen Düsseldorf hatten wir zwar gut gespielt aber unsere Siegchance nicht genutzt. Für heute hatten wir uns deshalb ganz klar vorgenommen, das besser zu machen. Dank einer richtig guten Teamleistung ist es uns auch gelungen. Unser Sieg geht auch in dieser Deutlichkeit in Ordnung.“

Zwickls Einzelkritik fiel folgendermaßen aus: „Liam hat mir sehr gut gefallen heute, er hat gegen Morizono gezeigt, dass er mit der richtigen Einstellung schon jetzt ein sehr guter Spieler ist. Hugo hat gegen Paykov solide gespielt, es war sicher nicht sein allerbestes Tischtennis, jedoch hat er es taktisch clever angestellt und die Schwierigkeiten gut gelöst. Und Simon hat auf hohem Niveau gespielt und war auch aufgrund seiner deutlich verbesserten Vorhand seinem Gegner klar überlegen.“

Zwickl beschreibt, wie es weitergeht: „Nun haben wir drei Wochen Pause. Die Jungs spielen international. Dann folgen zum Abschluss der Vorrunde noch die beiden schweren Spiele gegen Grenzau und Bremen. Wir hoffen, auch dann nochmal punkten zu können.“

Am 23.11. sind die Oberschwaben in Europas stärkster Liga wieder gefordert beim Heimspiel gegen den Tabellenzweiten TTC Zugbrücke Grenzau. Ein richtig dicker Brocken gibt seine Visitenkarte in Biberach ab und geht als Favorit an den Tisch. Doch in der Verfassung der letzten beiden Partien ist der Ochsenhausener Boygroup alles zuzutrauen – chancenlos geht sie jedenfalls nicht in das Topspiel des 8. Bundesliga-Spieltags.

Frickenhausen, mit 2:12 Punkten einstweilen auf den zehnten und letzten Platz zurückgefallen, muss die Klatsche abschütteln und hat dazu drei Wochen Zeit. Dann geht es nämlich zum Post SV Mühlhausen, wo man sich im Abstiegsduell keine weitere Niederlage erlauben kann, da die Situation sonst extrem brenzlig würde, zumal der Bergneustädter Motor inzwischen richtig auf Touren gekommen ist. Es scheint als würden Frickenhausen, Mühlhausen und Hagen den Abstieg unter sich ausmachen, wobei natürlich noch völlig offen ist, ob es überhaupt Aufsteiger aus der 2. Liga geben wird. Zu sicher sollte man sich indes nicht fühlen. Der Appetit kommt bekanntlich beim Essen und es ist keinesfalls auszuschließen, dass starke Zweitligisten wie Passau oder Jülich plötzlich Lust bekommen, sich ganz oben auszuprobieren.


TTBL am Wochenende

TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell – TTC Schwalbe Bergneustadt 1:3

Ruwen Filus – Steffen Mengel 1:3 (16:14, 6:11, 10:12, 4:11)

Wang Xi – Gustavo Tsuboi 2:3 (9:11, 11:9, 7:11, 11:7, 8:11)

Christian Süß – Benedikt Duda 3:2 (11;7, 3:11, 8:11, 11:7, 11:5)

Ruwen Filus – Gustavo Tsuboi 2:3 (11:7, 11:3, 7:11, 6:11, 9:11)

 

TTC matec Frickenhausen – TTF Liebherr Ochsenhausen 0:3

Masataka Morizono – Liam Pitchford 0:3 (9:11, 9:11, 9:11)

Mikhail Paykov – Hugo Calderano 1:3 (8:11, 4:11, 11:7, 8:11)

Qiu Liang – Simon Gauzy 0:3 (6:11, 7:11, 5:11)

 

TTC Zugbrücke Grenzau – 1. FC Saarbrücken TT 3:1

Andrej Gacina – Tiago Apolonia 3:2 (7:11, 11:5, 7:11, 11:8, 11:9)

Masaki Yoshida – Adrien Mattenet 3:1 (11:5, 8:11, 11:8, 11:4)

Jonathan Groth – Bojan Tokic 2:3 (11:9, 12:10, 8:11, 9:11, 10:12)

Andrej Gacina – Adrien Mattenet 3:2 (11:7, 11:8, 10:12, 8:11, 11:8)

 

Weitere Partien des 7. Spieltags

SO, 09.11., 15:00 Uhr: Borussia Düsseldorf – Post SV Mühlhausen

MO, 17.11., 19:00 Uhr: SV Werder Bremen – TTC Hagen